Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
her?“
„Kaum.“
„Warum gehen wir dann nicht in die Wachstube und sehen nach, wo sie so lange bleiben?“
„In Ordnung. Dauert ja auch nur ein paar Minuten.“
Ezio sah ihnen nach, als sie um die Biegung des Gangs verschwanden, dann war er auch schon am Gitter.
„Ezio“, keuchte Caterina. „Was zum Teufel tust du hier?“
„Ich habe einen Termin mit meinem Schneider. Was denkst du denn?“
„Um Himmels willen, Ezio, glaubst du, wir haben Zeit für Witze?“
„Ich hole dich hier raus. Heute Nacht.“
„Wenn du das tust, wird Cesare dich jagen wie einen Hund.“
„Das versucht er ohnehin schon, aber wenn ich mir deine beiden Aufpasser so anschaue, scheinen seine Männer nicht ganz so fanatisch zu sein. Weißt du, ob die Wachen noch einen zweiten Schlüssel haben?“
„Das glaube ich nicht. Die Wachen haben ihren Schlüssel Lucrezia gegeben. Sie hat mir einen Besuch abgestattet.“
„Ich weiß. Ich habe es gesehen.“
„Warum hast du dann nichts unternommen, um sie aufzuhalten?“
„Ich war draußen am Fenster.“
„ Da draußen? Bist du verrückt?“
„Nur geschickt. Also gut, wenn Lucrezia den einzigen Schlüssel hat, dann mache ich mich lieber auf und hole ihn. Weißt du, wo ich sie finde?“
Caterina dachte nach. „Ich hörte sie sagen, dass ihre Gemächer ganz oben in der Burg liegen.“
„Ausgezeichnet. Der Schlüssel gehört praktisch schon mir. Warte hier, bis ich zurück bin!“
Caterina sah ihn an, schaute dann vielsagend auf ihre Ketten und auf die Zellentür. „Ach? Wo könnte ich deiner Meinung nach denn sonst noch hingehen?“, fragte sie mit einem schiefen Lächeln.
25
Inzwischen war er schon vertraut mit den Konturen der Außenmauer der Engelsburg, und er stellte fest, dass es, je höher er kletterte, immer leichter wurde, Halt für seine Finger und Füße zu finden. Er klebte wie eine Klette am Mauerwerk, und sein Umhang bauschte sich im Wind. Schon bald befand er sich auf Höhe der obersten Brustwehr und stemmte sich lautlos darüber hinweg.
Auf der anderen Seite landete er auf einem schmalen Ziegelweg, von dem Stufen zu einem Dachgarten hinunterführten, in dessen Mitte ein einstöckiges Gebäude mit flachem Dach stand. Es hatte breite Fenster, war demnach nicht befestigt, und das Innere wurde vom Licht vieler Kerzen erhellt, das ihm einen Blick auf die feudalen und geschmackvoll eingerichteten Räume gestattete.
Der Laufgang, auf dem Ezio sich befand, war leer, der Garten hingegen nicht. Unter dem Laubdach einer Platane saß Lucrezia ganz sittsam auf einer Bank. Sie hielt die Hand eines gut aussehenden jungen Mannes, den Ezio als einen der führenden Schauspieler Roms für das Fach des jungen Helden erkannte, Pietro Benintendi. Cesare würde gar nicht erfreut sein, wenn er das wüsste. Ezio schlich, kaum mehr als eine Silhouette, über den Laufgang so dicht wie möglich an das Paar heran, froh darüber, dass der Mond, der inzwischen aufgegangen war, nicht nur Licht spendete, sondern auch Inseln aus täuschenden Schatten schuf. Er lauschte.
„Ich liebe Euch so sehr, dass ich es dem Himmel singen möchte“, sagte Pietro voller Inbrunst.
„Sch, sch!“, erwiderte Lucrezia schnell. „Ich bitte Euch, Ihr dürft es nur vor Euch hin flüstern. Wenn Cesare davon erführe, wer weiß, was er dann täte!“
„Aber Ihr seid doch frei, oder nicht? Ich habe natürlich von Eurem verstorbenen Gatten gehört, und es tut mir sehr leid, aber …“
„Seid still, Ihr Narr!“ Lucrezias haselnussbraune Augen blitzten. „Wisst Ihr denn nicht, dass Cesare den Herzog von Bisceglie ermorden ließ? Mein Gatte wurde erdrosselt.“
„Was?“
„Es ist wahr.“
„Was ist geschehen?“
„Ich liebte meinen Gatten sehr, und Cesare wurde eifersüchtig. Alfonso war ein gut aussehender Mann, und Cesare wusste, wie die Neue Krankheit sein eigenes Gesicht verändert hatte, wenn auch weiß Gott nur leicht. Er befahl seinen Männern, Alfonso aufzulauern und ihn zusammenzuschlagen. Er dachte, das würde als Warnung genügen. Aber Alfonso schlug zurück und ließ seine eigenen Männer Vergeltung üben, während er sich erholte. Cesare hatte Glück, dem Los des Heiligen Sebastiano zu entgehen! Doch dann schickte er, grausam, wie er ist, Micheletto da Corella in Alfonsos Schlafgemach, wo er von seinen Verletzungen genas, und ließ ihn dort erdrosseln.“
„Das ist doch nicht möglich!“ Pietro wirkte auf einmal sehr nervös.
„Ich liebte meinen Gatten. Jetzt spiele ich
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