Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
ergänzte: „Und meine Spione haben bestätigt, dass der Apfel in der Tat jemandem übergeben wurde, der ihn heimlich untersuchen soll. Ich arbeite daran, den Namen dieser Person in Erfahrung zu bringen.“
„Keine Vermutung?“
„Vermutungen sind nicht zuverlässig. Wir brauchen Gewissheit.“
„Ich habe Neuigkeiten über Caterina Sforza“, meldete sich Claudia. „Sie wird nächste Woche in den Kerker der Engelsburg verlegt, am Donnerstag gegen Abend.“
Als er das hörte, übersprang Ezios Herz einen Schlag, obwohl es insgesamt gute Nachrichten waren.
„Bene“, meinte Machiavelli. „Dann ist also das Castel Sant’Angelo unser Ziel. Rom wird schnell wieder genesen, sobald Cesare und Rodrigo ausgemerzt sind.“
Ezio hob eine Hand. „Ich werde sie nur töten, wenn sich die richtige Gelegenheit dazu ergibt.“
Machiavelli wirkte verärgert. „Wiederholt nicht den Fehler, den Ihr in dem Gewölbe unter der Sixtinischen Kapelle begangen habt. Ihr müsst sie jetzt umbringen.“
„Ich bin Niccolòs Meinung“, erklärte Bartolomeo. „Wir sollten nicht länger warten.“
„Bartolomeo hat recht“, pflichtete La Volpe ihm bei.
„Sie müssen für Marios Tod büßen“, fand Claudia.
Ezio hob beschwichtigend die Hände. „Keine Sorge, meine Freunde. Sie werden sterben. Darauf habt Ihr mein Wort.“
23
An dem Tag, für den Caterinas Verlegung in das Castel Sant’Angelo geplant war, mischten sich Ezio und Machiavelli unter die Menge, die sich vor einer edlen Kutsche versammelt hatte, deren Fenster man verhängt hatte und auf deren Türen das Wappen der Borgia zu sehen war. Wachen umstanden die Kutsche und hielten die Leute zurück, denn die Stimmung der Menschen war keineswegs einmütig begeistert. Einer der Kutscher sprang vom Bock, um die Kutschentür zu öffnen und die Stufen herunterzuklappen, dann stand er bereit, um den Insassen beim Aussteigen behilflich zu sein.
Die erste Gestalt erschien. Sie trug ein dunkelblaues Kleid mit weißem Mieder. Ezio erkannte die schöne Blondine mit dem grausamen Zug um den Mund sofort. Zuletzt hatte er sie bei der Eroberung von Monteriggioni gesehen, aber dieses Gesicht vergaß man nicht. Lucrezia Borgia. Sie stieg die Stufen hinunter und wirkte höchst würdevoll. Ein Eindruck, den sie jedoch sofort wieder zunichtemachte, als sie noch einmal in die Kutsche griff, etwas – oder jemanden – packte und brutal herauszog.
Es war Caterina Sforza, die sie an den Haaren aus der Kutsche zerrte und zu Boden schleuderte. Aber selbst schmutzig und in Ketten, gekleidet in ein grobes braunes Gewand, ging von Caterina mehr Größe und Mut aus, als ihre Peinigerin je besitzen würde. Machiavelli musste Ezio am Arm zurückhalten, weil der unwillkürlich losstürmen wollte. Ezio hatte schon viel zu oft zusehen müssen, wie Menschen, die ihm lieb und teuer waren, misshandelt wurden, aber er musste sich jetzt beherrschen. Ein Rettungsversuch in diesem Moment wäre zum Scheitern verurteilt gewesen.
Lucrezia stellte einen Fuß auf ihr am Boden liegendes Opfer und ergriff das Wort. „ Salve, cittadini de Roma! Heil, Ihr Bürger von Rom! Seht, was ich Euch Schönes zu zeigen habe! Caterina Sforza, die Hure von Forlì! Viel zu lange hat sie uns getrotzt. Jetzt wurde sie endlich zur Strecke gebracht.“
Die Zuschauer reagierten kaum darauf, und in dieser Stille hob Caterina den Kopf und rief: „Ha! Niemand sinkt tiefer als Lucrezia Borgia. Wer hat Euch das geheißen? War es Euer Bruder? Oder Euer Vater? Oder vielleicht beide? Vielleicht zur gleichen Zeit, ja? Schließlich schlaft Ihr alle im selben Saustall.“
„Chiudi la bocca! Halt dein Maul!“, schrie Lucrezia und versetzte Caterina einen Tritt. „Niemand spricht schlecht von den Borgia.“ Sie bückte sich, zerrte Caterina auf die Knie und ohrfeigte sie so fest, dass sie wieder in den Schlamm fiel. Stolz hob Lucrezia den Kopf. „Das Gleiche wird jedem – jedem – passieren, der es wagt, sich uns zu widersetzen.“
Sie gab den Wachen einen Wink, die die hilflose Caterina ergriffen, sie auf die Füße stellten und zum Tor der Engelsburg führten. Dennoch gelang es Caterina zu rufen: „Bürger von Rom, bleibt stark! Eure Zeit wird kommen. Ihr werdet von diesem Joch befreit werden, das verspreche ich Euch!“
Als sie verschwunden war und Lucrezia wieder in ihre Kutsche stieg, um ihr zu folgen, wandte sich Machiavelli an Ezio. „Nun, ihren Kampfgeist hat die Contessa jedenfalls noch nicht verloren.“
Ezio
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