Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
Cesare etwas vor, um seinen Argwohn zu zerstreuen, aber er ist eine Schlange – stets auf der Hut, stets giftig.“ Sie sah Petro in die Augen. „Gott sei Dank habe ich Euch zu meinem Trost! Cesare war eifersüchtig auf jeden, dem ich meine Zuneigung schenkte, aber das soll uns nicht schrecken. Außerdem ist er nach Urbino geritten, um seinen Feldzug fortzusetzen. Es steht uns also nichts im Wege.“
„Seid Ihr sicher?“
„Ich werde unser Geheimnis bewahren – wenn Ihr es auch tut“, sagte Lucrezia eindringlich. Sie löste eine Hand aus der seinen und schob sie über seinen Oberschenkel.
„Oh, Lucrezia!“, seufzte Pietro. „Wie Eure Lippen mich rufen!“
Sie küssten sich, erst zurückhaltend, dann immer leidenschaftlicher. Ezio verlagerte sein Gewicht ein wenig und trat dabei versehentlich einen Ziegelstein los, der in den Garten hinunterfiel. Er erstarrte.
Lucrezia und Pietro fuhren auseinander.
„Was war das?“, fragte sie. „Niemand darf meinen Garten oder meine Gemächer ohne mein Wissen betreten – niemand!“
Pietro war schon auf den Füßen. Angstvoll schaute er sich um. „Ich gehe lieber“, haspelte er. „Ich muss mich noch auf eine Probe vorbereiten, meinen Text für morgen durchgehen. Ich muss gehen.“ Er beugte sich nieder, um Lucrezia einen letzten Kuss zu geben. „Lebt wohl, meine Liebe.“
„Bleibt doch, Pietro. Ich bin sicher, es war nichts.“
„Nein, es ist schon spät. Ich muss wirklich gehen.“
Er setzte eine melancholische Miene auf, entfernte sich durch den Garten und verschwand durch eine Tür in der gegenüberliegenden Mauer.
Lucrezia wartete einen Moment lang, dann stand sie auf und schnippte mit den Fingern. Aus dem Schutz eines in der Nähe wachsenden Strauches erschien einer ihrer Leibwächter und verneigte sich.
„Ich hörte das ganze Gespräch mit an, mia signora , und kann es bezeugen.“
Lucrezia schürzte die Lippen. „Gut. Erzählt Cesare davon! Mal sehen, wie es ihm gefällt, wenn ich den Spieß umdrehe.“
„Ja, signora .“
Der Leibwächter verbeugte sich abermals und zog sich zurück.
Als sie allein war, pflückte Lucrezia ein Gänseblümchen aus einem Büschel, das zu ihren Füßen im Gras wuchs, und fing an, die Blütenblätter eines nach dem anderen abzuzupfen.
„Er liebt mich. Er liebt mich nicht. Er liebt mich. Er liebt mich nicht …“
Ezio glitt die nächste Treppe hinunter und näherte sich Lucrezia. Sie hatte sich wieder gesetzt und sah auf, als er vor sie trat, zeigte jedoch keine Angst, nur vage Überraschung. Sollte sie weitere Leibwächter im Garten versteckt haben, würde er kurzen Prozess mit ihnen machen.
„Bitte fahrt doch fort! Ich will Euch nicht stören“, sagte Ezio und verbeugte sich, wenn auch voller Ironie.
„Sieh an, sieh an! Ezio Auditore da Firenze.“ Sie reichte ihm die Hand zum Kuss. „Es freut mich, Euch endlich kennenzulernen. Ich habe so viel von Euch gehört, vor allem in jüngster Zeit. Falls kein anderer für die kleinen Zwischenfälle verantwortlich war, die wir hier in Rom erlebt haben.“ Sie seufzte. „Ein Jammer, dass Cesare nicht mehr hier ist. Er hätte seine Freude an dieser Begegnung gehabt.“
„Mit Euch persönlich liege ich nicht im Streit, Lucrezia. Lasst Caterina frei, und ich werde Euch nichts antun!“
Ihre Stimme wurde eine Spur härter. „Ich fürchte, das ist nicht möglich.“
Ezio breitete die Arme aus. „Dann lasst Ihr mir keine andere Wahl.“ Er näherte sich ihr, allerdings vorsichtig. Sie hatte lange Fingernägel.
„Wachen!“, kreischte sie und verwandelte sich binnen eines Augenblicks vom Edelfräulein in eine Harpyie, die nach seinen Augen hieb. Im letzten Moment fing er ihre Handgelenke ab. Er zog ein Stück Schnur aus seiner Ledertasche, drehte ihr die Hände auf den Rücken und fesselte sie schnell, bevor er sie zu Boden stieß und einen Fuß auf einen Faltenwurf ihres Kleides stellte, sodass sie nicht aufstehen und davonlaufen konnte. Dann zog er Schwert und Dolch und wartete, bereit, es mit den drei oder vier Gardisten aufzunehmen, die aus der Richtung des Wohngebäudes herbeigerannt kamen. Zu Ezios Glück waren sie nur leicht bewaffnet, aber schwer gebaut, und sie trugen keinen Kettenpanzer. Zwar konnte er seine Position nicht verändern – denn vor allem durfte er nicht zulassen, dass ihm Lucrezia entkam, auch wenn sie ihn durch den Stiefelschaft hindurch in den Knöchel zu beißen versuchte –, aber er duckte sich unter der heranschwingenden
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