Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
fühlte sich elend. „Man wird sie foltern.“
„Es ist ein Jammer, dass Forlì gefallen ist. Aber wir werden es befreien. Und wir werden auch Caterina befreien. Doch wir dürfen uns nicht verzetteln. Ihr seid jetzt wegen Cesare und Rodrigo hier.“
„Caterina ist eine starke Verbündete und wirklich eine von uns. Wenn wir ihr jetzt helfen, da sie schwach ist, wird sie uns im Gegenzug mit aller Kraft unterstützen.“
„Vielleicht. Aber zuerst tötet Ihr Cesare und Rodrigo.“
Die Menge begann sich aufzulösen, und bis auf die Wachen am Tor zogen sich die Borgia-Gardisten in die Burg zurück. Kurz darauf standen nur noch Machiavelli und Ezio dort. Dann verschmolzen sie mit den Schatten der umliegenden Häuser.
„Lasst mich allein, Niccolò“, sagte Ezio, als die Sonne unterging. „Auf mich wartet Arbeit.“
Er blickte an den steilen Mauern des alten, runden Bauwerks empor – vor über tausend Jahren als Mausoleum für Kaiser Hadrian errichtet und jetzt eine uneinnehmbare Festung. Die wenigen Fenster waren weit oben ins Mauerwerk eingelassen. Mittels eines Ganges aus Stein mit der Peterskirche verbunden, diente das Castel Sant’Angelo seit fast zweihundert Jahren als päpstliche Festung.
Eingehend besah sich Ezio die Mauern. Nichts war absolut unüberwindbar. Im Licht der Fackeln, die in ihren Halterungen flackerten, während sich die Nacht herabsenkte, glitt Ezios Blick über die dünnen Grate, Risse und Unebenheiten im Mauerwerk, die es ihm, so unscheinbar sie auch sein mochten, ermöglichen würden, nach oben zu klettern. Als er seine Route geplant hatte, sprang er wie eine Katze zu den ersten Stellen hinauf, die seinen Händen und Füßen Halt boten, krallte sich mit Fingern und Zehen fest, hielt einen Moment inne, und dann machte er sich überlegt und ohne Hast an den Aufstieg, wobei er sich nach Möglichkeit von dem Licht der Fackeln fernhielt.
Auf halber Höhe fand er eine Öffnung, ein glasloses Fenster in einem steinernen Rahmen, hinter dem, an der Innenseite der Mauer, ein Weg für die Wachen entlangführte. Ezio steckte den Kopf durch die Öffnung und schaute nach links und rechts, aber der Gang war verlassen. Lautlos wand er sich hindurch und landete auf dem Gang. Auf der anderen Seite befand sich ein Geländer, über das Ezio nach unten in den Hof vor den Ställen blicken konnte. Vier Männer hielten sich dort auf, und Ezio erkannte alle. Cesare hielt eine Art Konferenz mit drei seiner wichtigsten Helfer ab. Ezio erblickte Octavien de Valois, den französischen General, Juan de Borgia Lanzol de Romaní, Cesares persönlichen Bankier und engen Verbündeten, sowie einen schlanken Mann in Schwarz mit einem grausamen, vernarbten Gesicht – Micheletto da Corella, Cesares rechte Hand und ein bekannter Meuchelmörder.
„Vergesst den Papst“, sagte Cesare gerade, „Ihr habt nur mir zu antworten. Rom ist die Säule, die unser ganzes Vorhaben trägt. Diese Stadt darf nicht ins Wanken geraten. Und dasselbe gilt für Euch.“
„Was ist mit dem Vatikan?“, fragte Octavien.
„Was soll mit diesem Verein von müden alten Männern sein?“, gab Cesare voller Verachtung zurück. „Vorerst werden wir zum Schein auf die Kardinäle eingehen, aber schon bald werden wir sie nicht mehr brauchen.“
Damit verschwand er durch eine Tür, die vom Stallhof abging, und ließ die anderen drei allein zurück.
„Nun, es sieht so aus, als überließe er Rom unserer Führung“, sagte Juan schließlich.
„Dann befindet sich die Stadt in guten Händen“, meinte Micheletto gelassen.
Ezio hörte noch eine Weile zu, aber es kam nichts mehr zur Sprache, was er nicht schon wusste, und so setzte er seinen Aufstieg an der Außenmauer fort. Aus einem anderen Fenster fiel Licht. Es war mit einer Scheibe versehen, stand jedoch offen und verfügte über ein Sims, das Ezio etwas Halt bot. Vorsichtig schaute er durch das Glas. Sein Blick fiel auf einen von Kerzenlicht erhellten Gang mit einfachen Holzwänden. Er sah Lucrezia auf einer gepolsterten Bank sitzen und in ein Notizbuch schreiben, wobei sie aber immer wieder aufschaute. Sie schien auf jemanden zu warten.
Ein paar Minuten darauf trat Cesare durch eine Tür am anderen Ende des Ganges ein und eilte zu seiner Schwester.
„Lucrezia“, sagte er und küsste sie. Es war kein brüderlicher Kuss.
Nach dieser Begrüßung nahm er ihre Hände, die sie ihm um den Nacken gelegt hatte, schaute ihr in die Augen und sagte: „Ich hoffe, du behandelst deinen Gast
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