Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
wahr. Und es warten dort ein paar Leute, die sich darauf freuen, dich zu sehen.“
„Wer denn?“
„Kannst du dir das nicht denken? Deine Pflichten gegenüber der Bruderschaft können dich doch nicht so stark beschäftigen, dass du sie darüber vergessen würdest, oder?“
„Ach so, natürlich. Du sprichst von meiner Mutter und meiner Schwester. Wie geht es ihnen?“
„Na ja, deine Schwester war sehr traurig, als ihr Gatte starb, aber die Zeit heilt vieles, und ich glaube, es geht ihr inzwischen schon viel besser. Sieh nur, da ist sie ja.“
Sie waren auf den Hof vor Marios Residenz geritten, und als sie absaßen, erschien Ezios Schwester Claudia am oberen Ende der Marmortreppe, die zum Haupteingang hinaufführte. Claudia flog die Stufen förmlich herunter und in die Arme ihres Bruders.
„Bruderherz!“, rief sie. „Deine Heimkehr ist das schönste Geburtstagsgeschenk, das ich mir hätte wünschen können.“
„Claudia, mein Liebes“, erwiderte Ezio und hielt sie fest. „Es tut gut, wieder hier zu sein. Wie geht es unserer Mutter?“
„Ach, dem Herrn sei’s gedankt. Sie kann es kaum erwarten, dich wiederzusehen. Wir saßen wie auf glühenden Kohlen, seit uns die Nachricht von deiner Rückkehr erreichte. Und dein Ruhm eilt dir voraus.“
„Lasst uns hineingehen“, sagte Mario.
„Da ist noch jemand, der sich freuen wird, dich zu sehen“, fuhr Claudia fort, nahm ihn beim Arm und führte ihn die Treppe hinauf. „Die Gräfin von Forlì.“
„Caterina? Sie ist hier?“ Ezio versuchte, nicht allzu aufgeregt zu klingen.
„Wir wussten nicht, wann genau du eintreffen würdest. Die Gräfin und Mutter sind bei der Äbtissin, aber bei Sonnenuntergang werden sie zurück sein.“
„Erst das Geschäftliche“, mischte sich Mario ein. „Ich werde für heute Abend eine Versammlung des Bruderschaftsrates einberufen. Ich weiß, dass Machiavelli besonders begierig darauf ist, mit dir zu sprechen.“
„Ist es denn vorbei?“, fragte Claudia gespannt. „Ist der Spanier wirklich tot?“
Ezios graue Augen wurden hart. „Ich werde heute Abend bei der Versammlung alles erklären“, erwiderte er.
„Nun gut“, sagte Claudia, aber in ihrem Blick lag Besorgnis, als sie ging.
„Und grüße bitte die Gräfin von mir, wenn sie zurückkommt“, rief Ezio ihr nach. „Ich werde ihr und Mutter noch heute Abend meine Aufwartung machen. Ich muss mich nur erst mit Mario um ein paar geschäftliche Dinge kümmern, die keinen Aufschub dulden.“
Als sie wieder allein waren, wurde Marios Tonfall ernst. „Du musst dich auf heute Abend gut vorbereiten, Ezio. Machiavelli wird bei Sonnenuntergang hier sein, und ich weiß, dass er viele Fragen an dich hat. Wir werden jetzt alles besprechen, und dann rate ich dir, dich ein wenig zu entspannen. Mach doch einen Spaziergang durch die Stadt!“
* * *
Nach einem langen Gespräch mit Mario in dessen Studierzimmer ging Ezio wieder in die Stadt hinunter. Die Frage, ob der Papst noch am Leben war, belastete ihn schwer, und er wollte sich davon ablenken. Mario hatte vorgeschlagen, er solle seinem Schneider einen Besuch abstatten und ein paar neue Kleider bestellen, um seine eigenen, die von der Reise strapaziert waren, zu ersetzen. So war Ezio nun auf dem Weg zur Werkstatt des Schneiders, den er dort mit gekreuzten Beinen auf seiner Werkbank sitzend und an einem smaragdgrünen Brokatumhang nähend vorfand.
Ezio mochte den Schneider. Er war ein gutmütiger Bursche, der etwas älter als er selbst war. Der Schneider begrüßte ihn herzlich.
„Was beschert mir die Ehre Eures Besuchs?“, fragte er.
„Ich glaube, ich brauche ein paar neue Kleider“, antwortete Ezio ein wenig beschämt. „Sagt mir, was Ihr meint. Und seid ganz ehrlich.“
„Selbst wenn es nicht mein Beruf wäre, Euch Kleider zu verkaufen, signore , müsste ich Euch sagen, dass Euch ein neuer Anzug recht gut zu Gesicht stünde.“
„Das dachte ich mir auch! So sei’s denn!“
„Ich werde eben Eure Maße nehmen. Dann könnt Ihr die Farben auswählen, die Euch gefallen.“
Ezio ließ den Schneider seines Amtes walten, dann wählte er dunkelgrauen Samt für das Wams und eine dazu passende Kniehose aus Wollstoff.
„Können die Sachen bis heute Abend fertig sein?“
Der Schneider lächelte. „Nicht, wenn Ihr erwartet, dass ich gute Arbeit leiste, signore . Aber Ihr könntet morgen gegen Mittag zu einer Anprobe kommen.“
„Sehr gut“, sagte Ezio und hoffte, dass die Versammlung, die heute Abend
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