Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
anstand, nicht dazu führen würde, dass er Monteriggioni gleich wieder verlassen musste.
Er schlenderte über den Hauptplatz der Stadt, als eine attraktive Frau seinen Blick auf sich zog. Sie plagte sich mit einer unhandlichen Kiste voller roter und gelber Blumen ab, die offenkundig zu schwer für sie war. Zu dieser Tageszeit waren nur wenige Leute unterwegs, und Ezio war es schon immer schwergefallen, einer jungen Frau in Not zu widerstehen.
„Darf ich Euch zur Hand gehen?“, fragte er, während er bereits auf sie zuging.
Sie lächelte ihn an. „Ja, Ihr seid genau der Mann, den ich brauche. Mein Gärtner sollte diese Blumen für mich abholen, aber seine Frau ist krank, darum musste er nach Hause. Als ich ohnehin hier vorbeikam, wollte ich sie selbst mitnehmen, aber diese Kiste ist viel zu schwer für mich. Könntet Ihr vielleicht …?“
„Natürlich.“ Ezio bückte sich und lud sich die Kiste auf die Schulter. „So viele Blumen. Ihr müsst eine glückliche Frau sein.“
„Jetzt bin ich sogar noch glücklicher – nachdem ich Euch begegnet bin.“
Es bestand kein Zweifel daran, dass sie mit ihm flirtete. „Ihr hättet ja Euren Gatten bitten können, die Blumen für Euch zu holen, oder einen Eurer anderen Diener“, meinte Ezio.
„Ich habe nur noch eine Dienerin, und sie ist nicht einmal halb so kräftig wie ich“, seufzte die Frau. „Und was einen Gatten angeht … es gibt keinen.“
„Verstehe.“
„Ich habe diese Blumen für den Geburtstag von Claudia Auditore bestellt.“ Die Frau sah ihn an.
„Das hört sich nach einem großen Vergnügen an.“
„Das wird es bestimmt.“ Sie schwieg kurz. „Wenn Ihr mir noch ein wenig behilflich sein wollt … ich suche noch jemanden mit etwas Klasse, der mich zu der Feier begleitet.“
„Meint Ihr denn, ich hätte genug Klasse?“
Jetzt wurde sie mutiger. „Aber ja! Niemand in dieser Stadt hat mehr Haltung als Ihr, Herr. Ich bin sicher, Claudias Bruder Ezio wäre beeindruckt von Euch.“
Ezio lächelte. „Ihr schmeichelt mir. Aber was wisst Ihr denn über diesen Ezio?“
„Claudia, die eine gute Freundin von mir ist, hält große Stücke auf ihn. Aber er besucht sie nur selten, und soweit ich weiß, ist er sehr weit weg.“
Ezio beschloss, dass es an der Zeit für ein Geständnis war. „Es stimmt leider – ich war sehr weit weg.“
Die Frau schnappte nach Luft. „Oh nein! Ihr seid Ezio? Das kann ich kaum glauben! Claudia sagte, Ihr würdet zurückerwartet. Die Feier soll eine Überraschung für sie sein. Versprecht mir, ihr kein Wort zu verraten!“
„Jetzt müsst Ihr mir aber auch sagen, wer Ihr seid.“
„Oh, natürlich. Ich bin Angelina Ceresa. Und jetzt versprecht es mir!“
„Wie wollt Ihr mich denn zum Schweigen bringen?“
Sie sah ihn kokett an. „Oh, da fallen mir sicher verschiedene Möglichkeiten ein.“
„Ich bin schon ganz gespannt darauf.“
Inzwischen hatten sie die Tür zu Angelinas Haus erreicht. Ihre ältliche Haushälterin öffnete, und Ezio stellte die Blumenkiste auf einer steinernen Bank im Hof ab. Lächelnd wandte er sich Angelina zu.
„Nun? Wollt Ihr es mir nicht verraten?“
„Später.“
„Warum nicht jetzt?“
„ Signore , ich versichere Euch, es lohnt sich, darauf zu warten.“
Sie ahnten beide in diesem Moment noch nicht, dass die Ereignisse sich überschlagen und sie einander nicht wiedersehen würden.
Ezio verabschiedete sich, und da sich der Tag dem Ende zuneigte, schlug er den Weg zurück zur Zitadelle ein. Als er sich den Ställen näherte, fiel ihm ein kleines Mädchen auf, das offenbar ganz allein die Straße entlangging. Er wollte das Kind gerade ansprechen, als ihn lautes Rufen und das Donnern von Pferdehufen davon abhielten. Gedankenschnell packte er das Mädchen und warf sich mit ihm in den Schutz eines Hauseingangs. Gerade noch zur rechten Zeit, denn da galoppierte auch schon ein gewaltiges Schlachtross um die Ecke, in vollem Geschirr, aber ohne Reiter. Alles andere als in wilder Jagd und zu Fuß kam Marios Stallmeister hinterdrein, ein älterer Mann namens Federico, den Ezio kannte.
„Torna qui, maledetto cavallo!“, rief Federico dem entschwindenden Pferd hilflos nach. Als er Ezio erblickte, sagte er: „Könnt Ihr mir bitte helfen, Herr? Das ist der Lieblingshengst Eures Onkels. Ich war gerade dabei, ihn abzusatteln und zu bürsten, als ihn etwas erschreckt haben muss. Das Tier ist sehr nervös.“
„Keine Sorge, ich werde versuchen, das Pferd für Euch
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