Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
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Auf einem Dach, von dem aus man einen kleinen Platz am Rand von Trastevere überblicken konnte, hielten Mario und Ezio schließlich inne. Vor einem heruntergekommen wirkenden Wirtshaus, das ein zerschrammtes Schild als Zum Schlafenden Fuchs auswies, standen zwei kräftige braune Pferde. Sie waren gesattelt und aufgezäumt. Ein schielender Buckliger mit buschigem Schnurrbart gab auf sie acht.
„Gianni!“, zischte Mario.
Der Mann schaute nach oben und machte sogleich die Zügel los, mit denen die Pferde an einem großen, in die Mauer des Wirtshauses eingelassenen Eisenring festgebunden waren. Mario sprang umgehend vom Dach, federte die Landung ab und schwang sich noch in derselben Bewegung in den Sattel des größeren der beiden Pferde. Es wieherte und tänzelte unruhig.
„Schsch, Campione “, beruhigte Mario das Tier, dann blickte er nach oben, wo Ezio immer noch am Rand des Daches stand, und rief: „Komm schon! Worauf wartest du?“
„Einen Moment noch, Zio “, erwiderte Ezio und drehte sich nach zwei Borgia-Gardisten um, denen es gelungen war, auf das Dach zu klettern, und die ihm nun gegenüberstanden – zu seinem Erstaunen mit schussbereiten Pistolen von einer Art, die ihm neu war. Wo zum Teufel hatten sie die her? Doch dies war nicht die rechte Zeit für Fragen, und so warf Ezio sich ihnen entgegen, ließ seine verborgene Klinge hervorschnellen und schlitzte beiden in einer elegant anmutenden Bewegung die Hälse auf, bevor sie Gelegenheit hatten, auf ihn zu schießen.
„Beeindruckend“, kommentierte Mario, während er sein ungeduldiges Pferd zügelte. „Und jetzt beeil dich! Cosa diavolo aspetti?“
Ezio sprang vom Dach und landete dicht neben dem zweiten Pferd, das der Bucklige immer noch festhielt, dann schnellte er vom Boden hoch und saß im nächsten Moment im Sattel des Tieres. Erschrocken durch das plötzliche Gewicht auf seinem Rücken, stieg es, aber Ezio hatte es schnell unter Kontrolle und wendete das Tier, um seinem Onkel zu folgen, der bereits im Galopp auf den Tiber zupreschte. Gleichzeitig verschwand Gianni im Wirtshaus, und ein Trupp der Borgia-Kavallerie bog um eine Ecke auf den Platz davor ein. Ezio stieß seinem Pferd die Hacken in die Flanken und setzte seinem Onkel nach. In halsbrecherischem Tempo jagten sie über die löchrigen Straßen von Rom auf den schmutzigen, träge dahinfließenden Tiber zu. Hinter sich hörten sie die Rufe der berittenen Borgia-Gardisten, die sie verfluchten, während Mario und Ezio durch das Labyrinth aus alten Straßen galoppierten und allmählich an Vorsprung gewannen.
Sie erreichten die Tiberinsel und überquerten den Fluss auf einer wackeligen Brücke, die unter den Hufen ihrer Pferde erzitterte. Dann wandten sie sich nach Norden und ritten die Hauptstraße entlang, die hinausführte aus dieser verkommenen kleinen Stadt, die einst die Hauptstadt der zivilisierten Welt gewesen war. Sie hielten nicht an, bis sie weit in die ländliche Gegend vorgedrungen waren und sicher sein konnten, dass sie ihre Verfolger abgeschüttelt hatten.
In der Nähe des Dorfes Settebagni, im Schatten einer gewaltigen Ulme am Rand der staubigen Straße, die parallel zum Fluss verlief, zügelten sie ihre Pferde und gönnten sich eine Atempause.
„Das war fast ein bisschen zu knapp, Onkel.“
Der ältere Mann hob die Schultern und lächelte ein wenig schmerzvoll. Dann holte er aus seiner Satteltasche eine lederne Flasche mit herbem Rotwein hervor und hielt sie seinem Neffen hin.
„Hier“, sagte er, nun schon weniger schwer atmend. „Das wird dir guttun.“
Ezio trank und verzog das Gesicht. „Wo hast du das Zeug denn her?“
„Das beste Tröpfchen, das man im Schlafenden Fuchs bekommen kann“, erwiderte Mario mit einem breiten Grinsen. „Aber wenn wir in Monteriggioni sind, gibt’s was Besseres.“
Ezio lächelte und reichte seinem Onkel die Flasche zurück, doch dann fiel ein Schatten über seine Züge.
„Was ist?“, wollte Mario in sanfterem Ton wissen.
Bedächtig nahm Ezio den Apfel aus dem Beutel. „Was soll ich damit tun?“
Mario machte ein ernstes Gesicht. „Er bedeutet eine schwere Verantwortung. Aber die musst du allein tragen.“
„Wie kann ich das?“
„Wozu rät dir dein Herz?“
„Mein Herz rät mir, mich seiner zu entledigen. Aber mein Verstand …“
„Er wurde dir anvertraut von … von den Mächten, auf die du in dem Gewölbe trafst, wer oder was sie auch sein mögen“, erklärte Mario feierlich. „Sie hätten ihn
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