Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
Mannes aus, der – alle viere von sich gestreckt und in nicht allzu sauberen Hemdsärmeln – auf einem Haufen Stroh lag. Ezio versetzte dem Mann einen sanften Tritt, woraufhin der Kerl nur schnaubte und sich mit dem Gesicht zur Wand drehte.
„Salve, Messer“, sagte Ezio und versetzte dem Kerl noch einen Stoß, weniger sanft diesmal und mit der Stiefelspitze.
Der Mann drehte den Kopf in seine Richtung und öffnete ein Auge. „Was ist los, mein Freund?“
„Wir brauchen Euch zur Einrichtung der neuen Kanonen auf den Wehrgängen.“
„Heute nicht, mein Lieber. Morgen.“
„Seid Ihr zu betrunken, um Eure Arbeit zu tun? Ich glaube, Hauptmann Mario wäre nicht allzu erfreut, wenn er davon Wind bekäme.“
„Für heute ist Schluss mit der Arbeit.“
„Aber der Tag ist doch noch gar nicht vorbei. Wisst Ihr, wie spät es ist?“
„Nein. Ist mir auch egal. Ich habe mit Kanonen zu tun, nicht mit Uhren.“
Ezio hatte sich hingehockt, um besser mit dem Mann sprechen zu können, und der hatte sich im Gegenzug halb aufgerichtet und gab Ezio eine Kostprobe seines nach Knoblauch und billigem Montalcino stinkenden Atems, als er ausgiebig rülpste. Ezio erhob sich wieder.
„Diese Kanonen müssen schussbereit gemacht werden, und zwar auf der Stelle“, sagte er. „Wollt Ihr, dass ich mir einen anderen suche, der zuverlässiger ist als Ihr?“
Der Mann rappelte sich auf. „Nicht so schnell, mein Freund! Kein anderer Mann legt Hand an meine Kanonen.“ Gegen Ezio gelehnt, schöpfte er Atem. „Ihr wisst ja nicht, wie das ist – einige dieser Soldaten haben keinen Respekt vor Geschützen. Für viele ist das natürlich neuartiges Zeug, das gebe ich zu. Aber sie erwarten, dass eine Kanone einfach so funktioniert, wie von Zauberhand! Sie haben keinen Sinn dafür, dass man sie pfleglich behandeln und ihr schmeicheln muss, um das Beste aus ihr herauszuholen.“
„Können wir unsere Unterhaltung im Gehen fortsetzen?“, fragte Ezio. „Die Zeit steht nicht still, wisst Ihr?“
„Ich sage Euch“, fuhr der Waffenmeister fort, „diese Dinger, die wir hier haben, die sind von einer ganz eigenen Klasse. Nur das Beste für Hauptmann Mario. Aber sie sind trotzdem ziemlich simpel. Ich hab einen französischen Entwurf für eine Handfeuerwaffe in die Finger bekommen. Man bezeichnet sie als schmiedeeisernen Mörder. Ganz schön ausgeklügelt. Überlegt nur einmal, eine Kanone, die man in der Hand halten kann. Das ist die Zukunft, mein Guter.“
Inzwischen näherten sie sich der Gruppe, die um die Kanone herumstand.
„Ihr könnt die Suche abblasen“, verkündete Ezio munter. „Hier ist er.“
Der Oberfeldwebel beäugte den Waffenmeister eingehend. „Kann er’s denn?“
„Ich mag zwar ein bisschen mitgenommen sein“, versetzte der Waffenmeister, „aber im Herzen bin ich ein friedfertiger Mann. In diesen Zeiten kann ich nur am Leben bleiben, wenn ich den schlafenden Krieger in mir bei Laune halte. Darum ist es meine Pflicht zu trinken.“ Er schob den Oberfeldwebel beiseite. „Dann wollen wir mal sehen, was wir da haben …“
Nachdem er die Kanone kurz in Augenschein genommen hatte, wandte sich der Waffenmeister den Soldaten zu. „Was habt ihr gemacht? Ihr habt daran herumgespielt, stimmt’s? Gott sei Dank habt ihr keine abgefeuert. Ihr hättet uns alle umbringen können. Sie sind noch nicht bereit. Erst einmal müssen die Rohre ordentlich gesäubert werden.“
„Jetzt, da wir Euch haben, brauchen wir vielleicht gar keine Kanonen“, meinte der Oberfeldwebel. „Es wird wohl reichen, wenn Ihr dem Feind Euren Atem entgegenblast!“
Aber der Waffenmeister war schon mit einem Stock und Knäueln aus grober, öliger Baumwolle zugange. Als er fertig war, richtete er sich auf und streckte sich.
„So, das hätten wir“, sagte er. An Ezio gewandt, fuhr er fort: „Jetzt sagt diesen Männern, sie sollen sie laden. Das können sie, auch wenn es weiß Gott lange genug gedauert hat, bis sie es gelernt haben. Dann könnt Ihr es einmal versuchen. Seht Ihr den Hügel da drüben? Dort haben wir für diese Kanone ein paar Zielscheiben aufgestellt. Zielt für den Anfang auf etwas, das sich auf gleicher Höhe befindet – wenn die Kanone dann explodiert, reißt sie Euch wenigstens nicht gleich den Kopf weg.“
„Klingt beruhigend“, fand Ezio.
„Versucht es einfach, Messer . Hier ist die Zündschnur.“
Ezio steckte die Lunte ins Zündloch. Einen Moment lang geschah nichts, dann machte er einen Satz nach hinten, als
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