Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
Augenschein.
„Hmmm“, brummte er mit vor Konzentration gerunzelter Stirn. „Das ist der Entwurf einer neuen Waffe, und sie ist recht kompliziert. Es sieht so aus, als sei auch sie am Handgelenk zu befestigen, aber es ist kein Dolch.“ Er studierte die Seite noch eingehender. „Ich weiß, was es ist! Eine Feuerwaffe, im Kleinformat allerdings – so klein wie ein Kolibri.“
„Das klingt für mich, als sei es unmöglich“, meinte Ezio.
„Es gibt nur einen Weg, herauszufinden, ob es möglich ist – wir müssen sie bauen“, erklärte Leonardo. „Zum Glück sind meine venezianischen Assistenten Experten auf dem Gebiet der Technik. Wir machen uns sofort an die Arbeit.“
„Was ist mit Euren anderen Aufträgen?“
„Ach, die laufen schon nicht davon“, antwortete Leonardo leichthin. „Alle halten mich für ein Genie, und es schadet nicht, sie in diesem Glauben zu lassen – denn es bedeutet, dass sie mich in Ruhe lassen.“
Innerhalb weniger Tage war die Waffe fertig, sodass Ezio sie testen konnte. Für ihre Größe, ihre Reichweite und ihre Durchschlagskraft erwies sie sich als ganz hervorragend. Genau wie die Klingen war sie so gebaut, dass sie in den Federmechanismus an Ezios Arm passte; sie ließ sich so weit zurückschieben, dass sie nicht zu sehen war, und schnellte binnen eines Lidschlags hervor, wenn man sie brauchte.
„Wie kommt es nur, dass mir so etwas nie eingefallen ist?“, fragte sich Leonardo.
„Die größere Frage ist doch“, entgegnete Ezio verwundert, „wie ein Mann, der vor Hunderten von Jahren lebte, auf diese Idee kam?“
„Nun, wie auch immer, es handelt sich um ein wunderbares Stück, und ich hoffe, es ist Euch von Nutzen.“
„Ich glaube, dieses neue Spielzeug kommt gerade zur rechten Zeit“, sagte Ezio ernst.
„Verstehe“, meinte Leonardo. „Nun, je weniger ich darüber weiß, desto besser ist es. Ich kann mir allerdings denken, dass es etwas mit dem neuen Dogen zu tun hat. Ich beschäftige mich nicht sonderlich mit Politik, aber bisweilen kann selbst ich eine Intrige riechen.“
Ezio nickte bedeutungsvoll.
„Nun, darüber sprecht Ihr besser mit Antonio. Und verliert diese Maske nicht – solange Carnevale ist, solltet Ihr auf den Straßen sicher sein. Aber vergesst nicht – tragt da draußen keine Waffen zur Schau! Haltet sie im Ärmel versteckt.“
„Ich gehe jetzt zu Antonio“, sagte Ezio. „Er möchte, dass ich mich mit jemandem treffe – mit einer Nonne namens Schwester Teodora, drüben in Dorsoduro.“
„Ah! Schwester Teodora!“ Leonardo lächelte.
„Kennt Ihr sie?“
„Sie ist eine gemeinsame Freundin von Antonio und mir. Ihr werdet sie mögen.“
„Wer ist sie denn?“
„Das werdet Ihr schon sehen“, grinste Leonardo.
Ezio machte sich auf den Weg zu der Adresse, die Antonio ihm genannt hatte. Das Gebäude sah nicht aus wie ein Nonnenstift. Als er geklopft hatte und eingelassen wurde, war er überzeugt, am falschen Ort zu sein, denn der Raum, in dem er sich wiederfand, erinnerte ihn frappierend an Paolas Salon in Florenz. Und die eleganten jungen Frauen, die hier ein und aus gingen, waren ganz gewiss keine Nonnen. Er wollte gerade seine Maske wieder aufsetzen und gehen, als er Antonios Stimme vernahm, und im nächsten Moment tauchte er persönlich auf, am Arm eine elegante, schöne Frau mit vollen Lippen und sündhaften Augen, die in der Tat wie eine Nonne gekleidet war.
„Ezio! Da seid Ihr ja“, sagte Antonio. Er war ein wenig angetrunken. „Darf ich vorstellen? Schwester Teodora. Teodora, das ist … wie soll ich sagen? Das ist der talentierteste Mann in ganz Venedig!“
„Schwester.“ Ezio verbeugte sich. Dann sah er Antonio an. „Ich verstehe nicht ganz … Ich hielt Euch nie für sonderlich religiös.“
Antonio lachte, doch Schwester Teodora war, als sie sprach, überraschend ernst. „Es kommt ganz darauf an, wie Ihr die Religion betrachtet, Ezio. Es ist nicht nur die Seele eines Mannes, die Zuspruch braucht.“
„Trinkt doch etwas, Ezio“, sagte Antonio. „Wir müssen miteinander reden, aber entspannt Euch erst einmal. Hier seid Ihr vollkommen sicher. Habt Ihr die Mädchen schon gesehen? Hat Euch eine besonders gefallen? Keine Angst, ich werde Rosa nichts verraten. Aber Ihr müsst mir erzählen …“
Ein Schrei aus einem der angrenzenden Räume unterbrach Antonio. Die Tür flog auf, und ein wild um sich blickender Mann tauchte auf. Er fuchtelte mit einem Messer herum. Auf dem blutgetränkten Bett hinter ihm
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