Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
hinüber und ließ sich daran hinab. Dann lief er auf den Markusplatz und verschwand in der Menge.
18
Der Tod des Dogen in derselben Nacht, als der bizarre Vogeldämon am Himmel aufgetaucht war, sorgte in Venedig für große Aufregung, die wochenlang anhielt. Leonardos Flugmaschine war in das Feuer gestürzt, das auf dem Markusplatz brannte, und hatte sich in Asche verwandelt, da niemand es gewagt hatte, sich dem unheimlichen Gebilde zu nähern. In der Zwischenzeit wurde der neue Doge, Marco Barbarigo, ordnungsgemäß gewählt und ins Amt eingeführt. Er schwor öffentlich, den jungen Assassinen, der seiner Gefangennahme und Verhaftung mit Müh und Not entgangen war und der sowohl den noblen Staatsdiener Carlo Grimaldi als auch, jedenfalls aller Wahrscheinlichkeit nach, den alten Dogen ermordet hatte, unter allen Umständen aufzuspüren. An jeder Ecke waren Wachen der Barbarigi und des Dogen zu sehen, und sie patrouillierten Tag und Nacht auch entlang der Kanäle.
Ezio hielt sich auf Antonios Anraten hin im Hauptquartier versteckt, aber er kochte förmlich vor Enttäuschung, und der Umstand, dass Leonardo die Stadt vorübergehend zusammen mit seinem Gönner, dem Conte da Pexaro, verlassen hatte, war auch nicht angetan, seine Stimmung zu heben.
Doch dann rief ihn Antonio eines Tages – das neue Jahr war gerade erst angebrochen – in sein Büro, wo er ihn mit einem breiten Lächeln begrüßte. „Ezio! Ich habe zwei gute Nachrichten für Euch. Zum einen ist Euer Freund Leonardo wieder da. Und zum zweiten – es ist Carnevale ! Fast jeder trägt in diesen Tagen eine Maske, und so könnt Ihr …“ Aber Ezio war schon fast zur Tür hinaus. „He! Wo wollt Ihr hin?“
„Ich muss zu Leonardo!“
„Dann kommt aber schnell zurück. Es ist jemand hier, der Euch sehen möchte.“
„Wer ist es?“
„Ihr Name ist Schwester Teodora.“
„Eine Nonne?“
„Ihr werdet schon sehen!“
Die Kapuze über den Kopf gezogen, ging Ezio ungehindert zwischen den Gruppen aufwendig kostümierter und maskierter Männer und Frauen hindurch, die die Straßen und Kanäle bevölkerten. Vor den Wachen, die ihren Dienst versahen, nahm er sich sorgsam in Acht. Marco Barbarigo scherte sich um Grimaldis Tod so wenig wie um den seines Vorgängers, den er schließlich selbst mitgeplant hatte. Und nachdem er nun vor aller Augen heuchelnd geschworen hatte, den Schuldigen dingfest zu machen, konnte er die Sache ruhigen Gewissens fallen lassen und so tun, als wollte er die Jagd nur einschränken, um der Allgemeinheit Kosten zu ersparen. Allerdings war Ezio sich sehr wohl im Klaren darüber, dass der Doge ihn, sollte sich ihm die Gelegenheit dazu bieten, durchaus gefangen nehmen und töten würde. Solange er am Leben und den Templern ein Dorn im Auge war, würden sie ihn zu ihren erbittertsten Feinden zählen. Er musste also ständig auf der Hut sein.
Doch er erreichte Leonardos Werkstatt ohne Zwischenfälle und trat unbemerkt ein.
„Es freut mich, Euch wiederzusehen“, begrüßte ihn Leonardo. „Diesmal hielt ich Euch wirklich für tot. Ich hörte nichts mehr von Euch, dann gab es diesen Aufruhr um Mocenigo und Grimaldi, dann setzte mein Gönner sich in den Kopf zu verreisen und bestand darauf, dass ich ihn begleite – nach Mailand übrigens, wie der Zufall so spielt –, und zu keiner Zeit hatte ich Gelegenheit, eine neue Flugmaschine zu bauen, weil die venezianische Flotte verlangt, dass ich mich nun endlich daran mache, Entwürfe für sie zu machen … Es ist wie verhext!“ Dann lächelte er. „Aber die Hauptsache ist, dass Ihr am Leben und wohlauf seid!“
„Und der meistgesuchte Mann in Venedig!“
„Als Mörder von zwei der bekanntesten Einwohner des Staates.“
„Ihr wisst, dass das nicht stimmt.“
„Ihr wärt nicht hier, wenn ich das glauben würde. Ihr wisst, dass Ihr mir vertrauen könnt, Ezio, so wie auch jedem anderen hier. Schließlich sind wir diejenigen, die Euch in den Palazzo Ducale geflogen haben.“ Leonardo klatschte in die Hände, und ein Assistent erschien mit Wein. „Luca, kannst du für unseren Freund eine Karnevalsmaske besorgen?“ Er zwinkerte Ezio zu. „Mein Gefühl sagt mir, dass Ihr sie ganz praktisch finden könntet.“
„ Grazie, amico mio . Und ich habe etwas für Euch.“ Ezio übergab ihm die neue Kodexseite.
„Ausgezeichnet“, sagte Leonardo, der natürlich sogleich wusste, was Ezio ihm da reichte. Er machte auf einem Tisch etwas Platz, entrollte das Pergament und nahm es in
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