Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
Sicherheit von Paolas Haus entgegenrannte.
Unterwegs blieb er kurz stehen, um sich den Inhalt der Börse Albertis genauer anzusehen. Zumindest die letzten Worte des Mannes hatten der Wahrheit entsprochen. Es war alles da. Und es befand sich noch etwas anderes darin. Ein nicht zugestellter Brief in Albertis Handschrift. Vielleicht zusätzliche Informationen, die mir nützlich sein können, dachte Ezio, brach das Siegel und riss das Pergament auf.
Aber es handelte sich nur um einen persönlichen Brief von Alberti an seine Frau. Als er ihn las, konnte Ezio wenigstens verstehen, welche Kräfte die Rechtschaffenheit eines Menschen zerstören konnten.
Meine Liebste,
ich bringe diese Gedanken zu Papier in der Hoffnung, eines Tages den Mut aufzubringen, sie mit dir zu teilen. Es wird zweifellos der Zeitpunkt kommen, da du erfahren wirst, dass ich Giovanni Alberti verraten, ihn als Verräter bezeichnet und zum Tode verurteilt habe. Die Geschichtsschreibung wird hinter dieser Tat wahrscheinlich politische Beweggründe und Habgier vermuten. Aber du sollst wissen, dass es nicht das Schicksal war, das meine Hand führte, sondern Angst.
Als die Medici unserer Familie alles nahmen, was wir besaßen, bekam ich Angst. Um dich. Um unseren Sohn. Um die Zukunft. Welche Hoffnung gibt es in dieser Welt für einen Menschen, dem die nötigen Mittel fehlen? Was die anderen angeht, sie boten mir Geld, Land und Titel, wenn ich mich nur bereit erklärte, mit ihnen zusammenzuarbeiten.
Und so kam es, dass ich meinen engsten Freund verriet. So entsetzlich die Tat auch sein mag, zu jener Zeit schien sie unumgänglich.
Und selbst jetzt kann ich, wenn ich zurückblicke, keine andere Möglichkeit sehen …
Ezio faltete den Brief vorsichtig zusammen und steckte ihn zurück in die Börse. Er würde ihn wieder versiegeln und dafür sorgen, dass er überbracht wurde. Denn er würde sich nie auf die Stufe der Niedertracht herablassen, dazu war er fest entschlossen.
6
„Es ist vollbracht“, sagte er schlicht zu Paola.
Sie umarmte ihn kurz, dann trat sie zurück. „Ich weiß. Ich bin froh, Euch zu sehen.“
„Ich glaube, es wird Zeit für mich, Florenz zu verlassen.“
„Wo wollt Ihr hin?“
„Der Bruder meines Vaters, Mario, hat ein Anwesen in der Nähe von Monteriggioni. Dort werden wir Zuflucht finden.“
„Man sucht bereits in großem Stil nach Euch, Ezio. Sie hängen überall Steckbriefe mit Eurem Konterfei auf. Und die Oratoren fangen an, gegen Euch zu wettern.“ Sie hielt nachdenklich inne. „Ich werde ein paar von meinen Leuten losschicken. Sie sollen so viele Steckbriefe wie möglich wieder abreißen, und die Oratoren werden sich mit Bestechungsgeldern dazu bringen lassen, über andere Dinge zu sprechen.“ Sie hatte noch eine Idee. „Und ich muss Reisepapiere für Euch drei anfertigen lassen.“
Ezio schüttelte den Kopf. Er musste an Alberti denken. „Was ist das nur für eine Welt, in der wir leben, wo der Glaube so leicht zu manipulieren ist?“
„Alberti wähnte sich in einer ausweglosen Situation, aber er hätte stark bleiben sollen.“ Paola seufzte. „Mit der Wahrheit wird tagein, tagaus Handel getrieben. Das ist etwas, woran Ihr Euch gewöhnen müsst, Ezio.“
Er umfasste ihre Hände. „Danke.“
„Florenz wird fortan ein besserer Ort sein, vor allem wenn es Herzog Lorenzo gelingt, einen seiner eigenen Männer zum Gonfaloniere wählen zu lassen. Aber die Zeit drängt. Eure Mutter und Eure Schwester sind hier.“ Sie drehte sich um und klatschte in die Hände. „Annetta!“
Annetta kam herein und brachte Maria und Claudia mit. Es war ein ergreifendes Wiedersehen. Ezio erkannte, dass seine Mutter sich nicht wirklich erholt hatte; ihre Hand hielt immer noch Petruccios Schachtel mit den Federn umklammert. Sie erwiderte seine Umarmung, allerdings wie abwesend. Paola sah mit einem traurigen Lächeln zu.
Claudia hingegen umschlang ihn regelrecht. „Ezio! Wo warst du denn? Paola und Annetta waren so nett zu uns, aber sie wollen uns nicht nach Hause gehen lassen. Und Mutter hat kein Wort gesprochen, seit …“ Sie brach ab, rang mit den Tränen. „Na ja“, sagte sie, „vielleicht kann Vater ja jetzt alles in Ordnung bringen. Das war doch alles nur ein fürchterliches Missverständnis, oder?“
Paola sah Ezio an. „Der rechte Zeitpunkt mag gekommen sein“, meinte sie sanft. „Sie müssen die Wahrheit bald erfahren.“
Claudias Blick wechselte von Ezio zu Paola und wieder zurück. Maria hatte sich
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