Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
Gestalten, die er kannte. Ganz in ihrer Nähe hielt sich ein kleiner Trupp von Leibgardisten auf, deren Uniformen ein Wappen trugen, das aus fünf roten Kugeln auf gelbem Grund bestand. Die beiden Männer schienen zu streiten, und Ezio beschleunigte seinen Schritt, um mithören zu können. Vor dem Portal der Kirche blieben sie stehen, und Ezio verweilte in ihrer Nähe, unsichtbar, aber mit gespitzten Ohren. Die Männer unterhielten sich in knappem Ton. Einer von ihnen war Uberto Alberti, der andere ein schlanker junger Mann, Mitte bis Ende zwanzig, mit vorspringender Nase und entschlossenem Gesicht, teuer gekleidet in eine rote Kappe und einen Mantel von gleicher Farbe, über dem er eine silbergraue Tunika trug. Herzog Lorenzo – Il Magnifico , wie seine Untertanen ihn nannten, zur Empörung der Pazzis und ihrer Anhängerschar.
„Dafür könnt Ihr mich nicht zurechtweisen“, sagte Alberti gerade. „Ich handelte aufgrund von Informationen, die ich erhalten hatte, und unwiderlegbaren Beweisen – und ich handelte innerhalb der Grenzen des Gesetzes und meines Amtes!“
„Nein! Ihr habt Eure Grenzen überschritten, Gonfaloniere, und Ihr habt meine Abwesenheit aus Florenz ausgenutzt. Ich bin mehr als nur verärgert.“
„Ihr werft mir vor, meine Grenzen zu überschreiten? Ihr habt doch die Herrschaft über diese Stadt an Euch gerissen, habt Euch zu ihrem Herzog ernannt – ohne offizielle Zustimmung der Signoria oder sonst jemandes!“
„Das habe ich nicht!“
Alberti gestattete sich ein sardonisches Lachen. „Natürlich müsst Ihr das sagen! Nur immer schön den Unschuldigen spielen! Wie bequem für Euch. Ihr umgebt Euch in Careggi mit Leuten, die wir anderen für gefährliche Freidenker halten – Ficino, Mirandola und mit diesem Kriecher Poliziano! Aber jetzt hatten wir wenigstens eine Gelegenheit zu sehen, wie weit Euer Arm wirklich reicht – praktisch gesehen nirgendwohin. Das hat sich für mich und meine Verbündeten als wertvolle Lektion erwiesen.“
„Ja. Eure Verbündeten, die Pazzis. Darum geht es hier doch in Wirklichkeit, oder?“
Alberti begutachtete gelangweilt seine Fingernägel, bevor er antwortete. „Ich wäre an Eurer Stelle vorsichtig in der Wahl meiner Worte, Herzog. Ihr könntet die falsche Art von Aufmerksamkeit erregen.“ Aber ganz überzeugt klang er nicht.
„Ihr seid es, der seine Zunge hüten solltet, Gonfaloniere. Und ich lege Euch nahe, diesen Rat an Eure Genossen weiterzugeben. Betrachtet es als freundliche Warnung.“ Damit stürmte Lorenzo mitsamt seiner Leibwache in Richtung des Klosters davon. Kurz darauf folgte Alberti ihm vor sich hin grummelnd nach. Für Ezio hörte es sich beinah an, als verfluche der Mann sich selbst.
Das Kloster war aus Anlass der Vernissage mit goldenen Stoffen geschmückt, die auf schwindelerregende Weise das Licht Hunderter Kerzen reflektierten. Auf einem Podium nahe des Brunnens in der Mitte spielte eine Gruppe von Musikern, und auf einem weiteren stand die Statue, eine Figur von halber Lebensgröße und überragender Schönheit. Als Ezio eintrat, wobei er Pfeiler und Schatten nutzte, um verborgen zu bleiben, sah er, wie Lorenzo dem Künstler Komplimente machte. Außerdem entdeckte Ezio den geheimnisvollen Mann mit der Kapuze, der bei der Hinrichtung an Albertis Seite gewesen war.
Ein Stück entfernt stand Alberti selbst inmitten bewundernder Angehöriger des hiesigen Adels. Soweit Ezio es mithören konnte, gratulierten sie dem Gonfaloniere dazu, die Stadt von jenem Geschwür befreit zu haben, das die Familie Auditore darstellte. Er hätte nicht gedacht, dass sein Vater so viele Feinde – aber auch Freunde – in der Stadt hatte, erkannte jedoch, dass sie es nur in dem Moment gewagt hatten, gegen ihn vorzugehen, da sein größter Verbündeter, Lorenzo, nicht zugegen gewesen war. Ezio lächelte, als eine Adlige zu Alberti sagte, dass sie hoffe, der Herzog werde seine Integrität zu schätzen wissen. Es war offensichtlich, dass diese Worte Alberti gar nicht gefielen. Dann lauschte Ezio weiter.
„Was ist mit dem anderen Sohn?“, fragte ein Adliger. „Ezio, nicht wahr? Ist er ein für alle Mal entkommen?“
Alberti brachte ein Lächeln zustande. „Der Junge stellt keinerlei Gefahr dar. Weiche Hände und eine noch weichere Birne. Wir werden ihn noch vor Ablauf dieser Woche erwischen und hinrichten.“
Die Leute um ihn herum lachten.
„Und was steht für Euch als Nächstes an, Uberto?“, fragte ein anderer Mann. „Der Vorsitz der
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