Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
persönlich dafür gesorgt.“ Sie überquerten den Arno, und Ezio gestattete sich einen Blick flussabwärts.
Schließlich näherten sie sich dem Südtor der Stadt, und Ezio war dankbar, dass sie immerhin schon so weit gekommen waren, ohne entdeckt zu werden, aber jetzt stand ihnen ein gefährlicher Moment bevor, denn das Tor wurde schwer bewacht. Zum Glück hielten die falschen Papiere, die Paola ihnen besorgt hatte, der Überprüfung stand, und die Wachen waren ja außerdem auf der Suche nach einem verzweifelten jungen Einzelgänger und nicht nach einer bescheiden gekleideten kleinen Familie.
An diesem Tag reisten sie stetig gen Süden und blieben erst stehen, als sie weit genug von der Stadt entfernt waren, um auf einem Bauernhof Brot, Käse und Wein zu kaufen und für ein Stündchen im Schatten einer Eiche am Rand eines Kornfelds zu rasten. Ezio musste seine Ungeduld bezähmen, denn es waren fast dreißig Meilen bis nach Monteriggioni, und sie mussten sich dem Tempo seiner Mutter anpassen. Sie war eine starke Frau Anfang vierzig, aber der furchtbare Schock hatte sie altern lassen. Ezio betete, dass sie sich erholen würde, wenn sie erst einmal bei Onkel Mario waren, aber ihm war klar, dass sie, wenn überhaupt, nur langsam genesen würde. Er hoffte, dass sie, wenn nichts dazwischenkam, morgen Nachmittag auf Marios Anwesen eintreffen würden.
Die Nacht verbrachten sie in einer verlassenen Scheune, wo es zumindest sauberes, warmes Heu gab. Sie aßen die Reste ihres Mittagessens und machten es Maria so bequem wie möglich. Sie beklagte sich nicht, mehr noch, sie schien sich ihrer Umgebung gar nicht bewusst zu sein. Aber als Claudia versuchte, ihr Petruccios kleine Kiste abzunehmen, widersetzte sie sich heftig, stieß ihre Tochter von sich und fluchte wie ein Fischweib. Die Geschwister waren entsetzt.
Aber Maria schlief friedlich, und am nächsten Morgen wirkte sie ausgeruht. Sie wuschen sich an einem Bach, tranken mangels eines Frühstücks etwas von dem klaren Wasser und setzten ihren Weg fort. Es war ein strahlend heller Tag, angenehm warm, es wehte eine kühlende Brise, und so kamen sie gut voran, passierten auf der Straße nur eine Handvoll Wagen und sahen niemanden außer hier und da eine Gruppe von Arbeitern auf den Feldern und in den Obstplantagen entlang des Wegs. Ezio konnte etwas Obst kaufen, das wenigstens für Claudia und seine Mutter reichte, aber er hatte sowieso keinen Hunger. Er war zu nervös, um zu essen.
Am Nachmittag munterte ihn dann der Anblick des ummauerten Städtchens Monteriggioni auf, das in der Ferne im Sonnenschein auf seinem Hügel lag. Mario regierte diesen Bezirk praktisch. Noch ein, zwei Meilen und sie würden sich auf seinem Gebiet befinden. Ermutigt schritt das Grüppchen schneller aus.
„Wir sind fast da“, sagte er lächelnd zu Claudia.
„Grazie a Dio“, erwiderte sie, ebenfalls lächelnd.
Sie hatten sich kaum entspannt, als ihnen hinter einer Straßenbiegung eine vertraute Gestalt, umgeben von einem Dutzend Männern in blaugoldener Tracht, den Weg verstellte. Eine der Wachen trug eine Standarte mit jenem verhassten Wappen, das goldene Delfine und Kreuze auf blauem Grund zeigte.
„Ezio!“, grüßte die Gestalt. „Buon’ giorno! Und deine Familie – oder wenigstens das, was davon noch übrig ist! Welch angenehme Überraschung!“ Er nickte seinen Männern zu, die quer über die Straße Aufstellung nahmen, die Hellebarden zum Stoß bereit.
„Vieri!“
„Genau der. Sobald man meinen Vater aus der Haft entlassen hatte, war er nur allzu willens, mir diese kleine Jagdpartie zu finanzieren. Ich war gekränkt. Wie konntest du Florenz nur verlassen, ohne dich gebührend von mir zu verabschieden?“
Ezio trat einen Schritt vor und drängte Claudia und seine Mutter hinter sich.
„Was willst du, Vieri? Ich hätte gedacht, du bist zufrieden mit dem, was die Pazzis bereits erreicht haben.“
Vieri breitete die Hände aus. „Was ich will? Nun, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich will so vieles! Mal überlegen … Ich will einen größeren Palazzo, eine schönere Frau, viel mehr Geld und … hm, was noch? Ach ja! Deinen Kopf!“ Er zog sein Schwert, bedeutete seinen Wachen, sich bereitzuhalten, und ging auf Ezio zu. „Das überrascht mich, Vieri – willst du es wirklich allein mit mir aufnehmen? Na ja, du weißt deine Schlägertruppe ja direkt hinter dir!“
„Ich glaube nicht, dass du meines Schwertes würdig bist“, erwiderte Vieri und schob die
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