Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
Aufforderung eilends Folge, während Ezio der Kavallerie entgegenritt. Sein Schwert, eine von Marios Waffen, war gut ausbalanciert, und sein Pferd war leichter und besser zu manövrieren als die Tiere seiner Gegner. Aber sie trugen Rüstungen, und er würde keine Gelegenheit haben, seine Kodexwaffen einzusetzen. Ezio stieß seinem Pferd die Hacken in die Flanken und trieb es in den feindlichen Pulk hinein. Tief in den Sattel geduckt preschte Ezio zwischen die Reiter, und allein die Gewalt seines Ansturms brachte zwei der Pferde dazu, auf die Hinterhand zu steigen. Dann wurde aus dem Schwertspiel Ernst. Der Schutz, den er am linken Unterarm trug, blockte jedoch viele Hiebe ab, und es gelang ihm, die Überraschung eines Widersachers, als dieser sah, dass sein Schlag nichts ausrichtete, zu seinem Vorteil zu nutzen und selbst einen wirksamen Treffer zu landen.
Es dauerte nicht lange, bis er vier der Männer von ihren Pferden geholt hatte, woraufhin die beiden Überlebenden herumfuhren und dorthin zurückgaloppierten, wo sie hergekommen waren. Diesmal wusste er jedoch, dass er keinem auch nur die Chance lassen durfte, zu Rodrigo zurückzukehren. Er ritt den Männern hinterher und erschlug, sobald er sie eingeholt hatte, erst den einen und dann den anderen.
Rasch durchsuchte er die Toten, doch keiner trug etwas von Bedeutung bei sich. Dann schleifte er sie an den Straßenrand und deckte sie mit Steinen und Felsbrocken zu. Schließlich saß er wieder auf und ritt zurück, wo er nur kurz anhielt, um auch die anderen Leichen von der Straße zu ziehen und ihnen mit Steinen und Ästen ein provisorisches Begräbnis zu bereiten, sodass sie wenigstens nicht zu sehen waren. Was ihre Pferde anging, konnte er nichts mehr tun; die Tiere waren inzwischen davongelaufen.
Einmal mehr war Ezio der Rache Rodrigos entgangen, aber er wusste, dass der Borgia-Kardinal nicht aufgeben würde, bis er sicher sein konnte, dass Ezio tot war. Er trieb sein Pferd an und ritt Leonardo nach. Als er ihn einholte, suchten sie nach den Fuhrmännern und riefen ihre Namen, jedoch vergebens.
„Ich habe ihnen eine beträchtliche Kaution für diesen Karren und die Ochsen gezahlt“, brummte Leonardo. „Das Geld werde ich wohl nicht wiedersehen.“
„Verkauft den Wagen und die Tiere in Venedig.“
„Benutzt man dort nicht Gondeln?“
„Auf dem Festland gibt es viele Bauernhöfe.“
Leonardo sah ihn an. „Bei Gott, Ezio, was seid Ihr doch für ein praktisch denkender Mann! Das gefällt mir.“
Sie setzten ihre Reise quer durchs Land fort, vorbei an der alten Stadt Forlì, jetzt selbst ein Stadtstaat, und weiter nach Ravenna und den dortigen Hafen, der sich ein paar Meilen jenseits der eigentlichen Stadt an der Küste befand. Dort bestiegen sie ein Schiff, einen Küstenfahrer, der auf dem Weg von Ancona nach Venedig war, und als er sich davon überzeugt hatte, dass niemand an Bord eine Gefahr darstellte, schaffte Ezio es, sich ein wenig zu entspannen. Aber er war sich im Klaren darüber, dass es selbst an Bord eines so kleinen Schiffes nicht allzu schwierig war, jemandem bei Nacht die Kehle durchzuschneiden und den Leichnam ins Wasser zu werfen, und so beobachtete er in jedem Hafen aufmerksam, wer da kam und ging.
Doch ein paar Tage später liefen sie ohne Zwischenfall in Venedig ein. Erst hier erlebte Ezio den nächsten Rückschlag, und zwar von unerwarteter Seite.
Sie waren von Bord gegangen und warteten auf die Fähre, die sie zur Inselstadt hinüberbringen sollte. Die Fähre kam pünktlich an, und Matrosen halfen Leonardo, seinen Karren an Bord des Bootes zu bringen, das unter diesem Gewicht bedenklich schlingerte. Der Fährkapitän richtete Leonardo aus, dass am Kai Männer des Grafen da Pexaro auf ihn warten würden, um ihn zu seiner Unterkunft zu geleiten, und mit einer Verbeugung und einem Lächeln half er ihm an Bord. „Ihr habt Euren Pass, signore ?“
„Natürlich“, antwortete Leonardo und reichte dem Mann das Gewünschte.
„Und Ihr, mein Herr?“, erkundigte sich der Kapitän höflich bei Ezio.
Ezio war verblüfft. Er war ohne Einladung hergekommen und kannte dieses örtliche Gesetz nicht. „Aber … ich habe keinen Pass“, erklärte er.
„Es ist schon gut“, warf Leonardo ein und nickte dem Kapitän zu. „Er gehört zu mir. Ich kann für ihn bürgen, und ich bin sicher, der Conte wird …“
Aber der Kapitän hob eine Hand. „Bedaure, signore . Die Anweisungen des Rates sind eindeutig. Niemand darf Venedig ohne Pass
Weitere Kostenlose Bücher