Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
betreten.“
Leonardo wollte protestieren, aber Ezio hielt ihn zurück. „Keine Sorge, Leonardo. Ich finde schon eine Möglichkeit.“
„Ich wünschte, ich könnte Euch helfen, mein Herr“, sagte der Kapitän. „Aber ich habe meine Befehle.“ Lauter und an die übrigen Passagiere gewandt kündigte er an: „Achtung, Achtung, bitte! Die Fähre wird Punkt zehn ablegen!“ Das verschaffte Ezio ein wenig Zeit.
Ein außerordentlich gut gekleidetes Paar erregte seine Aufmerksamkeit; die beiden waren zur selben Zeit wie Leonardo und er an Bord des Küstenfahrers gegangen, hatten die beste Kabine bezogen und den Kontakt zu den anderen Fahrgästen weitgehend gemieden. Nun standen sie allein an einem der Piers, wo mehrere Privatgondeln festgemacht waren, und sie stritten unüberhörbar miteinander.
„Meine Liebste, bitte …“, sagte der Mann gerade. Er war ein schwächlich aussehender Kerl und zwanzig Jahre älter als seine Begleiterin, ein lebhafter Rotschopf mit feurigem Blick.
„Girolamo – du bist nichts weiter als ein Narr! Weiß Gott, warum ich dich geheiratet habe, aber er weiß auch, was ich in der Folge alles durchmachen musste! Du findest stets etwas zum Nörgeln, du hältst mich wie ein Huhn in deiner schrecklich provinziellen kleinen Stadt, und jetzt – ja, jetzt schaffst du es noch nicht einmal, eine Gondel zu organisieren, die uns nach Venedig bringt! Und das, wo dein Onkel doch der Papst ist, verdammt noch mal! Da sollte man doch meinen, dass du etwas Einfluss hättest. Aber sieh dich nur an – eine Schnecke hat mehr Rückgrat als du!“
„Caterina …“
„Hör auf mit deinem ‚Caterina‘, du Kröte! Sorge einfach nur dafür, dass sich die Männer um das Gepäck kümmern, und bring mich um Gottes willen nach Venedig. Ich brauche ein Bad, und ich brauche Wein!“
Girolamo warf wütend den Kopf zurück. „Ich hätte nicht übel Lust, dich hier zu lassen und ohne dich nach Pordenone weiterzureisen.“
„Wir hätten den Landweg nehmen sollen.“
„Es ist zu gefährlich, über Land zu reisen.“
„Ja! Für eine rückgratlose Kreatur wie dich!“
Girolamo schwieg. Ezio ließ die beiden nicht aus den Augen. Dann sagte Girolamo in verschlagenem Ton: „Warum steigst du nicht in diese Gondel hier …“, er zeigte auf eine, „… und ich werde uns sofort zwei Gondoliere suchen.“
„Hmm. Endlich mal ein vernünftiger Vorschlag“, knurrte Caterina und ließ sich von ihm ins Boot helfen. Aber kaum hatte sie Platz genommen, machte Girolamo die Fangleine los, versetzte dem Bug einen kräftigen Stoß und ließ die Gondel auf die Lagune hinaustreiben.
„Buon viaggio!“, rief er gehässig.
„Bastardo!“ , gab sie zurück. Dann erkannte sie, in welcher Not sie sich befand, und rief: „Aiuto! Aiuto!“ Doch Girolamo schlenderte dorthin, wo ein paar Diener verunsichert um einen Haufen Gepäck herumstanden, und erteilte ihnen Anweisungen. Dann entfernte er sich mit ihnen und dem Gepäck zu einem anderen Teil des Docks, wo er eine Privatfähre für sich selbst organisierte.
Unterdessen beobachtete Ezio diese Caterina in ihrer Notlage, einerseits freilich amüsiert, andererseits auch etwas besorgt. Sie fixierte ihn mit ihrem Blick.
„He, Ihr da! Steht da nicht einfach nur herum! Ich brauche Hilfe !“
Ezio legte seinen Schwertgurt ab, zog Schuhe und Wams aus und sprang ins Wasser.
* * *
Zurück am Kai, reichte Caterina ihm lächelnd die Hand. „Mein Held“, sagte sie.
Ezio winkte ab. „Das war doch nicht der Rede wert.“
„Ich hätte ertrinken können! Dieser Mistkerl!“ Sie musterte Ezio anerkennend. „Aber Ihr! Meine Güte, müsst Ihr stark sein. Ich kann kaum fassen, wie Ihr es geschafft habt, zurückzuschwimmen und dabei die Gondel am Seil hinter Euch herzuziehen – mit mir darin!“
„Ihr seid doch federleicht“, sagte Ezio.
„Schmeichler!“
„Nun, und diese Boote sind so gut ausbalanciert …“
Caterinas Miene verdüsterte sich.
„Es war mir eine Ehre, Euch zu Diensten zu sein, signora “, schloss Ezio lahm.
„Ich muss mich eines Tages bei Euch revanchieren“, sagte sie, ihr Blick voll der eigentlichen Bedeutung, die hinter diesen Worten steckte. „Wie heißt Ihr?“
„Ezio Auditore.“
„Ich bin Caterina“, stellte sie sich vor. „Wohin seid Ihr unterwegs?“
„Ich wollte nach Venedig, aber ich habe keinen Pass, und auf der Fähre …“
„Basta!“, unterbrach sie ihn. „Dieser kleine Wichtigtuer hat Euch also nicht an Bord gelassen, ist
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