Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
das richtig?“
„Ja.“
„Na, das wollen wir doch mal sehen!“ Sie stürmte davon und die Mole hinunter, ohne zu warten, bis Ezio Schuhe und Wams wieder angezogen hatte. Als er zu ihr aufschloss, hatte sie die Fähre schon erreicht, und der zitternde Mann bekam von ihr ordentlich etwas zu hören. Ezio schnappte, als er dort anlangte, nur noch auf, wie der Kapitän auf unterwürfigste Weise stammelte: „Ja, Altezza . Natürlich, Altezza . Was immer Ihr sagt, Altezza .“
„Das will ich Euch auch geraten haben! Es sei denn, Ihr wollt Euren Kopf auf einem Spieß wiederfinden! Da ist er! Geht und holt sein Pferd und seine Sachen! Macht schon! Und behandelt ihn gut! Ich werde es erfahren, wenn Ihr es nicht tut!“ Der Kapitän eilte davon. Caterina wandte sich an Ezio. „Na also, seht Ihr? Erledigt!“
„Danke, Madonna.“
„Eine Hand wäscht die andere.“ Sie sah ihn an. „Aber ich hoffe, dass unsere Wege sich wieder kreuzen werden.“ Sie reichte ihm die Hand. „Ich bin aus Forlì. Besucht mich doch einmal. Es wäre mir eine Freude, Euch willkommen zu heißen.“ Sie schüttelte ihm die Hand und wandte sich zum Gehen.
„Wollt Ihr nicht auch nach Venedig?“
Sie sah wieder ihn an, dann blickte sie zur Fähre hin. „Auf diesem Schrotthaufen? Ihr beliebt zu scherzen, wie?“ Und fort war sie, segelte den Kai entlang in Richtung ihres Mannes, der gerade den Rest ihres Gepäcks verladen ließ.
Der Kapitän kam zurück. Er führte Ezios Pferd am Zügel. „Hier, bitteschön, mein Herr. Ich bitte untertänigst um Verzeihung, mein Herr. Aber hätte ich gewusst, mein Herr …“
„Mein Pferd braucht nach unserer Ankunft einen Stallplatz.“
„Es wird mir eine Freude sein, mein Herr.“
Als die Fähre ablegte und durch das bleifarbene Wasser der Lagune pflügte, fragte Leonardo, der die ganze Episode mit angesehen hatte, in sarkastischem Ton: „Ihr wisst aber schon, wer das war, oder?“
„Ich hätte nichts dagegen, wenn sie meine nächste Eroberung würde“, lächelte Ezio.
„Dann nehmt Euch nur in Acht! Das ist Caterina Sforza, die Tochter des Herzogs von Mailand. Und ihr Mann ist der Herzog von Forlì und ein Neffe des Papstes.“
„Wie heißt er?“
„Girolamo Riario.“
Ezio schwieg. Der Nachname kam ihm bekannt vor. Dann sagte er: „Nun, er hat ein rechtes Energiebündel geheiratet.“
„Wie ich schon sagte“, erwiderte Leonardo. „Nehmt Euch in Acht.“
12
Venedig war im Jahr 1481 unter der festen Herrschaft des Dogen Giovanni Mocenigo im Großen und Ganzen ein Ort, an dem es sich gut aushalten ließ. Mit den Türken hatte man Frieden geschlossen, die Stadt gedieh, die Handelsrouten zu Land und zu Wasser waren sicher, die Zinssätze waren, zugegebenermaßen, hoch, aber die Investoren waren optimistisch und die Sparer zufrieden. Auch die Kirche war wohlhabend, und die Geschäfte der Künstler florierten unter der Gönnerschaft sowohl ihrer geistigen als auch ihrer weltlichen Mäzene. Die Stadt – reich nach dem Verkauf der Beute aus Konstantinopel infolge des Vierten Kreuzzugs, den der Doge Dandolo von seiner eigentlichen Aufgabe abzog – hatte Byzanz in die Knie gezwungen. Und diesen Sieg stellte man schamlos zur Schau – am augenfälligsten in Gestalt der vier bronzenen Pferde, die gut sichtbar auf der Markuskirche aufgereiht waren.
Leonardo und Ezio jedoch, die an diesem frühen Sommermorgen an der Mole eintrafen, wussten nichts von der verderbten, treulosen und diebischen Vergangenheit der Stadt. Sie sahen nur den herrlichen rosafarbenen Marmor und die Ziegelmauern des Palazzos Ducale, den weiten Platz, der sich nach vorn und nach links erstreckte, den staunenerregend hohen roten Kampanile und die zart gebauten Venezianer selbst, die in ihren dunklen Kleidern wie Schatten dahinhuschten oder in allen möglichen Booten von eleganten Gondeln bis hin zu plumpen Kähnen – letztere mit allerlei Waren wie Obst, Ziegel und vielem mehr beladen – durch das labyrinthartige Netz aus übel riechenden Kanälen manövrierten.
Die Diener des Grafen da Pexaro kümmerten sich um Leonardos Habe und auf dessen Bitte hin auch um Ezios Pferd. Außerdem versprachen sie, dem jungen Bankierssohn aus Florenz eine angemessene Unterkunft zu besorgen. Dann gingen die Diener davon; nur einer blieb zurück, ein fetter, bleicher junger Mann mit Glupschaugen, dessen Hemd schweißnass war und dessen Lächeln sogar Sirup hätte sauer werden lassen.
„Altezze“, sagte er einfältig grinsend, als
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