Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
viele Beweise meiner Loyalität braucht dieser Mann denn noch?, fragte sich Ezio, ehe ihm klar wurde, dass er Antonios Vertrauen bereits besaß, und zwar in einem so hohen Maße, dass der Prinz der Diebe ihm diese äußerst wichtige Mission übertrug. Er hatte nicht viel Zeit.
Vorsichtig beobachteten er und Ugo am nächsten Morgen das Kommen und Gehen der Wache. Es schien, als patrouilliere eine Gruppe von Gardisten ununterbrochen von einem Käfig zum nächsten. Obgleich jeder Käfig ständig von einer Traube aus Schaulustigen umlagert wurde, unter denen sich durchaus Barbarigo-Spione befinden konnten, beschlossen Ezio und Ugo, das Risiko einzugehen. Während der Nachtschicht – zu dieser Zeit waren weit weniger Neugierige zugegen – machten sie sich an den ersten Käfig heran, als die Garde gerade zum zweiten aufbrach. Als die Wache fort und außer Sicht- und Hörweite war, gelang es ihnen, die Schlösser zu knacken. Die Handvoll Zuschauer, denen es egal war, wer die Oberhand hatte, solange sie nur zu ihrem Vergnügen kamen, jubelten ihnen zu, und ein paar der Leute folgten ihnen zum zweiten und sogar zum dritten Käfig. Die Männer und Frauen, die sie befreiten, siebenundzwanzig an der Zahl, waren schon nach zweieinhalb Tagen in beklagenswerter Verfassung, aber wenigstens hatte man sie nicht einzeln in Ketten gelegt. Ezio führte sie zu den Brunnen, die man in der Mitte fast aller geschäftiger Plätze fand, sodass sie ihr wichtigstes Bedürfnis stillen konnten, ihren Durst nämlich.
Am Ende der Mission, die vom Abend bis zum ersten Hahnenschrei dauerte, blickten Ugo und seine befreiten Gefährten Ezio von tiefem Respekt erfüllt an. „Meine Brüder und Schwestern zu retten war mehr als nur eine gute Tat, Ezio“, sagte Ugo. „Diese … Kollegen werden in den kommenden Wochen eine wichtige Rolle spielen. Und“, sein Ton wurde feierlich, „unsere Gilde steht nun auf ewig in deiner Schuld.“
Die Gruppe traf im Hauptquartier der Gilde ein. Antonio umarmte Ezio, aber seine Miene war ernst.
„Was ist mit Rosa?“, fragte Ezio.
„Es geht ihr besser, aber ihre Verletzung war schlimmer, als wir dachten, und sie versucht zu rennen, noch ehe sie wieder laufen kann!“
„Das sieht ihr ähnlich.“
„Es ist typisch für sie.“ Antonio schwieg kurz. „Sie möchte Euch sehen.“
„Ich fühle mich geschmeichelt.“
„Aber nicht doch! Ihr seid schließlich der Held der Stunde!“
* * *
Ein paar Tage später wurde Ezio in Antonios Büro gerufen, wo er diesen über sein Modell des Palazzos Seta gebeugt vorfand. Die kleinen Holzfiguren waren rund herum neu aufgestellt worden, und daneben lag ein Stapel Papier, jedes Blatt mit Berechnungen und Notizen beschrieben.
„Ah! Ezio!“
„Signore.“
„Ich bin gerade von einem kleinen Vorstoß in das feindliche Territorium zurückgekehrt. Wir konnten uns drei Bootsladungen Uniformen, die für den kleinen Palazzo unseres lieben Emilios bestimmt waren, unter den Nagel reißen. Darum dachten wir daran, ein kleines Kostümfest zu feiern, auf dem wir uns als Barbarigo-Bogenschützen verkleiden.“
„Wunderbar. So sollten wir ohne Schwierigkeiten in seine Festung gelangen. Wann geht es los?“
Antonio hob eine Hand. „Nicht so schnell, mein Lieber. Es gibt da ein Problem, und ich möchte Euch um Euren Rat fragen.“
„Ihr ehrt mich.“
„Nein, ich weiß Euer Urteil eben zu schätzen. Tatsache ist, ich habe aus sicherer Quelle erfahren, dass einige meiner Leute von Emilio bestochen wurden und jetzt als Spione für ihn tätig sind.“ Er hielt inne. „Wir können nicht zuschlagen, solange wir uns nicht um diese Verräter gekümmert haben. Ezio, ich weiß, dass ich mich auf Euch verlassen kann, und Euer Gesicht ist innerhalb der Gilde nicht jedermann bekannt. Wenn ich Euch gewisse Hinweise auf die Aufenthaltsorte dieser Verräter geben würde, könntet Ihr Euch dann dieser Sache annehmen? Ihr könnt Ugo und so viele Männer, wie Ihr braucht, als Rückendeckung mitnehmen.“
„ Messer Antonio, der Untergang Emilios ist für mich ebenso wichtig wie für Euch. Lasst uns Hand in Hand darauf hinarbeiten.“
Antonio lächelte. „Das ist genau die Antwort, die ich von Euch erwartet habe!“ Er winkte Ezio zu sich an einen Kartentisch, der nahe des Fensters stand. „Das ist ein Stadtplan. Die Männer, die mich hintergangen haben, treffen sich, wie meine loyalen Spione mir berichtet haben, in einer Taverne, hier. Sie heißt Il Vecchio Specchio. Dort nehmen sie
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