Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
Paganino.
Sie waren beide klein gewachsene, aber breitschultrige und rau aussehende Männer Mitte zwanzig. Das Boot steuerten sie mit Geschick, und das Kanalnetz kannten sie offensichtlich wie ihre Westentasche, denn Ezio war mehr als nur einmal überzeugt, sie seien in der aquatischen Entsprechung einer Sackgasse gelandet, um dann doch festzustellen, dass der Kanal eben nicht an einer Ziegelmauer endete, sondern durch einen niedrigen Bogen weiterführte, unter dem das Boot gerade so hindurchpasste, wenn sie sich alle duckten.
„Warum habt Ihr den Palazzo Seta angegriffen?“, fragte Ezio.
„Was geht Euch das an?“, entgegnete Ugo.
„Emilio Barbarigo zählt nicht zu meinen Freunden. Vielleicht können wir uns gegenseitig helfen.“
„Wie kommt Ihr auf die Idee, wir bräuchten Eure Hilfe?“, meinte Ugo.
„Komm schon, Ugo“, sagte Rosa. „Sieh doch nur, was er gerade getan hat. Außerdem vergisst du anscheinend, dass er mir das Leben gerettet hat. Keiner von uns klettert besser als ich. Ohne mich kämen wir nie in dieses Schlangennest.“ Sie sah Ezio an. „Emilio will in der Stadt das Handelsmonopol. Er ist ein mächtiger Mann, und er hat mehrere Ratsmitglieder in seiner Tasche. Jetzt läuft es schon so, dass jeder Kaufmann, der sich ihm widersetzt und seine Unabhängigkeit zu bewahren versucht, kurzerhand zum Schweigen gebracht wird.“
„Aber Ihr seid doch keine Kaufleute – Ihr seid Diebe.“
„ Berufs diebe“, korrigierte sie ihn. „Individuelle Geschäfte, individuelle Läden, individuelle Leute – das macht uns die Arbeit leichter, als wenn es irgendein Monopol gäbe. Außerdem sind die Leute versichert, und die Versicherungen zahlen, nachdem sie ihren Kunden zuvor riesige Prämien abgeknöpft haben. Es sind also alle glücklich. Emilio würde Venedig für Leute wie uns in eine Wüste verwandeln.“
„Ganz zu schweigen davon, dass er ein Mistkerl ist, der nicht nur die hiesige Geschäftswelt sondern die komplette Stadt übernehmen will“, warf Ugo ein. „Aber das wird Euch Antonio erklären.“
„Antonio? Wer ist das?“
„Das werdet Ihr noch früh genug erfahren, Herr Florentiner.“
Schließlich erreichten sie einen weiteren Landungssteg, an dem sie rasch anlegten, denn Rosas Wunde musste schleunigst gesäubert und versorgt werden, wenn sie nicht daran sterben sollte. Paganino blieb beim Boot zurück, während Ugo und Ezio das Mädchen zwischen sich nahmen und fortbrachten. Rosa hatte durch den Blutverlust inzwischen fast das Bewusstsein verloren. Die beiden Männer schleppten und trugen sie eine weitere gewundene Gasse aus dunkelrotem Ziegel und Holz entlang, zu einem Platz, in dessen Mitte sich ein Brunnen und ein Baum befanden, umrahmt von schmuddelig aussehenden Häusern, von denen der Putz längst abgebröckelt war.
Sie traten an die schmutzig rote Tür eines der Häuser, und Ugo klopfte in einem komplizierten Rhythmus gegen das Holz. Ein Guckloch öffnete und schloss sich, dann wurde Tür rasch auf- und gleich wieder zugemacht. Mochte auch sonst alles vernachlässigt worden sein, stellte Ezio fest, die Angeln, Schlösser und Riegel waren gut geölt und rostfrei.
Er fand sich in einem schäbigen Hof wieder, der von hohen, fleckigen grauen Mauern mit Fenstern darin umgeben war. Zwei Holztreppen führten zu beiden Seiten zu ebenfalls hölzernen Galerien hinauf, die auf Höhe des ersten und zweiten Stocks an den Wänden entlang verliefen. Eine Reihe von Türen führten davon ab.
Eine Handvoll Leute, von denen Ezio ein paar aus der Schlacht vor dem Palazzo Seta wiedererkannte, versammelte sich um sie. Ugo gab bereits Anweisungen. „Wo ist Antonio? Holt ihn. Und macht Platz für Rosa, holt eine Decke, Salbe, heißes Wasser, ein scharfes Messer, Verbände …“
Ein Mann rannte eine der Treppen hinauf und verschwand durch eine Tür im ersten Stock. Zwei Frauen entrollten eine halbwegs saubere Matte und betteten Rosa vorsichtig darauf. Eine dritte verschwand und kehrte mit dem Verbandszeug zurück, nach dem Ugo verlangt hatte. Rosa kam wieder zu Bewusstsein, wie Ezio sah, und streckte eine Hand nach ihm aus. Er nahm sie und kniete neben ihr nieder.
„Wo sind wir?“
„Ich glaube, dass es das Hauptquartier Eurer Leute ist. Jedenfalls seid Ihr in Sicherheit.“
Sie drückte seine Hand. „Es tut mir leid, dass ich versucht habe, Euch zu bestehlen.“
„Ist schon gut.“
„Danke, dass Ihr mir das Leben gerettet habt.“
Ezio musterte sie beunruhigt. Sie war sehr
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