Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
Staubwolke umgestürzt war. Neben ihnen fiel das Gelände steil ab. Die Räder von Ahmets Kutsche gerieten über die Abbruchkante, das Gespann neigte sich zur Seite und fiel.
Ezio wurde abgeworfen, und als er sich aufrappelte und umschaute, war alles hinter erstickendem Staub verborgen. Von irgendwoher erreichten ihn verwirrte Rufe, wahrscheinlich von Einheimischen, denn als sich der Staub senkte, sah Ezio den Leichnam des Kutschers zwischen ein paar Felsen liegen.
Von Ahmet jedoch keine Spur.
Und auch nicht von Sofia.
Vergebens rief Ezio ihren Namen.
72
Erst als sich der Staub vollends gelegt hatte, konnte Ezio sich wieder orientieren und ein Bild von der Lage machen. Die erschrockenen Dorfbewohner standen etwas abseits und sahen einander verunsichert an. Ezios unheilvoller Blick genügte, um sie sich vom Leib zu halten, aber er wusste, dass er sich beeilen musste. Es würde nicht lange dauern, bis sich die osmanischen Soldaten, die hinter ihnen zurückgeblieben waren, neu formiert hatten und die Verfolgung aufnehmen konnten.
Er ließ den Blick schweifen. Ahmet lag etliche Meter vom Wrack der Kutsche entfernt auf dem Rücken. Er stöhnte und hatte offenkundig große Schmerzen. Der Beutel, der die Schlüssel enthielt, lag nicht weit von ihm im Staub. Dann tauchte zu Ezios ungeheurer Erleichterung Sofia hinter einem Gebüsch auf. Sie hatte einige Schrammen, ihre Kleidung war ramponiert, im Großen und Ganzen jedoch war sie unverletzt. Sie tauschten einen beruhigenden Blick, während Ahmet sich unter Mühen auf den Bauch wälzte und hochstemmte.
Ezio hob den Beutel auf und öffnete ihn. Die Schlüssel waren unbeschädigt. Er blickte auf den Prinzen hinab.
„Und? Was nun, Ezio? Wie soll diese Sache enden?“, fragte Ahmet. Er sog beim Sprechen schmerzhaft den Atem ein.
Sofia trat hinter Ezio und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Das frage ich mich auch“, sagte Ezio zu Ahmet.
Ahmet begann zu lachen und konnte nicht mehr aufhören, obgleich es ihm sichtlich wehtat. Er schaffte es, auf die Knie zu kommen. „Nun, solltet Ihr die Antwort darauf finden … “
Aus dem Nichts erschien ein halbes Dutzend byzantinischer Soldaten. Sie waren schwer bewaffnet und stellten sich schützend rings um den Prinzen.
„… lasst sie uns wissen!“
Ezio verzog das Gesicht, zückte sein Schwert und bedeutete Sofia zurückzutreten.
„Ihr seid ein Narr, Ezio. Dachtet Ihr wirklich, ich reise ohne Verstärkung?“
Ahmet wollte wieder lachen, doch das Lachen verging ihm, als ein Pfeilhagel, der scheinbar aus dem Nichts kam, sämtliche Byzantiner binnen eines Augenblicks niederstreckte. Ein Pfeil traf Ahmet in den Oberschenkel. Vor Schmerz aufheulend fiel er hintenüber.
Ezio war gleichfalls überrascht. Er wusste, dass keine Assassinen in der Nähe waren, und es konnte unmöglich eine weitere Dilara zur Stelle sein, um ihn zu retten.
Er fuhr herum und entdeckte nicht weit entfernt ein Dutzend berittener Janitscharen, die soeben neue Pfeile auf die Sehnen ihrer Bögen legten. Ihr Anführer war ein stattlich wirkender Mann von etwa 45 Jahren, ganz in Schwarz und Rot gekleidet, dazu trug er einen Pelzumhang und einen üppigen Schnurrbart. Jetzt hob er eine Hand.
„Halt!“, befahl er.
Die Janitscharen senkten ihre Bögen.
Der Anführer und zwei Hauptmänner saßen ab und kamen auf Ahmet zu, der sich immer noch am Boden wand. Ezio zollten sie kaum Aufmerksamkeit. Er beobachtete die Männer seinerseits wachsam, wusste jedoch nicht recht, was er tun sollte. Er tauschte einen weiteren Blick mit Sofia, die sich wieder dicht zu ihm gesellte.
Mit einer übermenschlichen Anstrengung kam Ahmet auf die Füße. Dabei ergriff er einen abgebrochenen Ast, um sich darauf zu stützen. So stemmte er sich hoch, wich aber zugleich vor den Neuankömmlingen zurück.
Ezio bemerkte die Ähnlichkeit zwischen den beiden Männern, und da zählte er eins und eins zusammen. Im gleichen Moment ergriff Ahmet das Wort und wandte sich mit mühsam fester und befehlender Stimme an die Janitscharen: „Soldaten! Selim ist nicht euer Herr! Ihr dient dem Sultan! Nur seine Befehle führt ihr aus! Wo ist er? Wo ist unser Sultan?“
Ahmet war zurückgewichen bis zu einem Zaun am Rand der Felswand, die steil zum Meer hin abfiel, und dort brach er, als es nicht weiterging, zusammen. Der andere Mann war ihm gefolgt und stand nun über ihm.
„Dein Sultan steht vor dir, Bruder“, sagte der Mann. Er legte die Hände auf Ahmets Schultern, beugte sich zu
Weitere Kostenlose Bücher