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Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)

Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)

Titel: Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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des Tages sind nun gefärbt von den Gedanken und den Ängsten, die dieser Erkenntnis entspringen. Mir wurde alles offenbart, was mir enthüllt werden sollte. Es gibt keine nächste Welt. Und auch keine Rückkehr in diese. Es wird einfach … vorbei sein. Für immer.
    Und er öffnete den kleinen Kasten. Darin lag auf braunem Samt der Apfel. Ein Edensplitter.
    Ich habe die Kunde verbreitet, dass dieser Apfel zunächst in Zypern versteckt war und dann auf See verloren ging, ins Meer fiel … dieser Apfel darf nicht gefunden werden, bis es an der Zeit dafür ist …
    Er blickte einen Moment lang darauf, dann stand er auf und drehte sich nach einer dunklen Vertiefung in der Wand hinter ihm um. Er drückte einen Hebel, der eine schwere Tür öffnete. Dahinter lag ein verborgener Alkoven, in dem ein Sockel stand. Altaïr nahm den Apfel – der nicht größer war als ein Ball, mit dem Kinder spielen – aus dem Kasten und trug ihn rasch zu dem Sockel. Hastig legte er ihn darauf ab, damit er nicht seiner Verlockung verfiel, dann zog er wieder an dem Hebel. Die Tür des Alkovens glitt zu und rastete ein. Altaïr wusste, dass der Hebel nun zweieinhalb Jahrhunderte lang nicht funktionieren würde. Vielleicht war es Zeit für die Welt, sich weiterzudrehen, sich zu verändern. Für ihn war die Versuchung vorbei.
    Er setzte sich wieder an den Schreibtisch und entnahm einer Schublade eine weiße Alabasterscheibe. Dann zündete er eine Kerze an, nahm die Scheibe in beide Hände, hob sie vor seine Augen, schloss sie und konzentrierte sich, und dann begann er den Alabaster mit seinen Gedanken zu erfüllen – mit seinem Testament.
    Der Stein leuchtete und erhellte sein Gesicht für lange Zeit. Dann verging das Licht, und es wurde dunkel. Alles wurde dunkel.
    * * *
    Ezio drehte die Scheibe im Kerzenschein in den Händen. Er hatte keine Ahnung, wie er erfahren hatte, was er nun wusste. Aber er empfand eine tiefe Verbundenheit, mehr noch, eine Verwandtschaft mit dieser Hülle eines Menschen, die da neben ihm saß.
    Ungläubig schaute er Altaïr an. „Es gibt noch ein Artefakt?“, fragte er. „Noch einen Apfel?“

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    Er wusste, was zu tun war, und er tat es beinah so, als befände er sich immer noch in einem Traum. Er legte die Scheibe behutsam zurück auf den Schreibtisch und wandte sich der dunklen Vertiefung in der Wand hinter ihm zu. Er wusste, wo er nach dem Hebel suchen musste, und der gab auch sofort nach, als Ezio vorsichtig daran zog. Als die Tür aufglitt, entfuhr ihm ein Keuchen. Ich dachte, es gebe nur einen. Jenen, den Machiavelli und ich für alle Zeiten in dem Gewölbe unter der Kirche San Nicola in Carcere versteckten. Und jetzt sehe ich hier vor mir … seinen Zwilling!
    Er betrachtete den Apfel einen Moment lang. Er war dunkel und kalt. Leblos. Doch Ezio spürte, wie seine Hand, als wäre sie losgelöst von seinem Willen, danach greifen wollte.
    Mit ungeheurer Anstrengung hielt er sie davon ab.
    „ NEIN ! Du bleibst HIER !“
    Er trat einen Schritt zurück.
    „Für ein Leben habe ich genug gesehen!“
    Er legte eine Hand auf den Hebel.
    Aber da erwachte der Apfel aufflammend zum Leben. Sein Licht blendete Ezio. Er wankte zurück, drehte sich um und sah, wie sich in der Mitte des nun grell erleuchteten Raumes die Welt – die Welt! – in der Luft drehte, sechs Meter über dem Boden, eine riesige Kugel in den Farben Blau, Braun, Weiß und Grün.
    „ NEIN !“, schrie er und verbarg seine Augen mit den Händen. „Ich habe genug getan! Ich habe mein Leben, so gut ich konnte, gelebt, ohne seinen Sinn zu kennen, getrieben wie eine Motte die einem fernen Mond zufliegt. Das reicht!“
    Hör zu! Du bist ein Kanal für eine Botschaft, die zu verstehen nicht dir bestimmt ist.
    Ezio hatte keine Ahnung, wo die Stimme herkam oder wem sie gehörte. Er nahm die Hände von den Augen und drückte sie sich auf die Ohren, drehte sich der Wand zu, sein Körper zuckte, als würde er geprügelt, und so wurde er wieder herumgezerrt, sodass er zur Mitte des Raums hinsehen musste. In der Luft und in der grellen Helligkeit schwebten Milliarden von Zahlen und Symbolen, Gleichungen und Formeln, Worten und Buchstaben, einige wild durcheinander, andere so zusammengewürfelt, dass sie hier und da Sinn ergaben, um sich dann gleich wieder voneinander zu lösen und eins zu werden mit dem Durcheinander. Und aus diesem Chaos drang die Stimme eines alten Mannes; alt klang sie, weil sie von Zeit zu Zeit zitterte. Aber sie war nicht ohne Macht. Im

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