Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
Quere, während Männern auf dem Kai Seile zugeworfen und Laufplanken niedergelassen wurden.
Ezio war in seine Kabine gegangen, um seine Satteltaschen zu holen. Sie stellten sein ganzes Gepäck dar. Sobald er am Ufer war, würde er sich besorgen, was er sonst noch brauchte. Der Diener seines jungen Bekannten hatte drei mit Leder bespannte Truhen aufs Deck geschafft, und nun warteten sie auf Träger, die sie an Land brachten. Ezio und sein neuer Freund verabschiedeten sich voneinander.
Der junge Mann seufzte. „Auf mich wartet so viel Arbeit, und doch ist es ein gutes Gefühl, wieder zu Hause zu sein.“
„Ihr seid viel zu jung, um Euch mit Arbeit zu plagen, ragazzo !“
Sein Augenmerk wurde vom Auftauchen der rothaarigen Frau in Grün abgelenkt. Sie mühte sich mit einem großen Gepäckstück ab, das schwer aussah. Der junge Mann folgte Ezios Blick.
„Als ich in Eurem Alter war, interessierte ich mich … ich interessierte mich vor allem für … “ Ezio verstummte und beobachtete die Frau. Wie sie sich in ihrem Kleid bewegte. Sie sah auf, und er glaubte, ihr Blick sei auf ihn gefallen. „ Salve !“, grüßte er.
Aber sie hatte ihn doch nicht bemerkt, und Ezio wandte sich wieder an seinen Freund, der seinerseits ihn amüsiert beobachtet hatte.
„Unglaublich“, sagte der junge Mann. „Es überrascht mich, dass Ihr überhaupt etwas auf die Beine gestellt habt.“
„Da geht es Euch wie meiner Mutter.“ Ezio erwiderte das Lächeln, wenn auch ein wenig wehmütig.
Endlich wurden die Ausgänge im Schandeckel geöffnet, und die wartende Menge der Passagiere drängte vorwärts.
„Es war mir ein Vergnügen, Eure Bekanntschaft zu machen, beyfendi “, sagte der junge Mann und verneigte sich vor Ezio. „Ich hoffe, Ihr findet während Eures Aufenthalts etwas, das für Euch von Interesse ist.“
„Das glaube ich ganz sicher.“
Der junge Mann entfernte sich, doch Ezio blieb noch und sah zu, wie die Frau sich mit ihrem Gepäck abmühte, das sie offenbar keinem Träger anvertrauen wollte. Er wollte gerade zu ihr gehen und seine Hilfe anbieten, als er sah, dass der junge Mann ihm zuvorgekommen war.
„Darf ich Euch behilflich sein, gnädige Frau?“, fragte er sie.
Die Frau schaute den jungen Mann an und lächelte. Ezio fand dieses Lächeln tödlicher als jeden Armbrustbolzen. Aber es galt nicht ihm. „Danke, mein lieber Junge“, sagte sie, und der junge Mann scheuchte seinen Diener beiseite und lud sich das Gepäckstück selbst auf die Schulter. Dann folgte er der Frau den Niedergang zum Kai hinüber.
„Ein Gelehrter und ein Herr, der weiß, was sich gehört“, rief Ezio ihm zu. „Ihr steckt voller Überraschungen.“
Der junge Mann drehte sich um und lächelte von Neuem. „Es sind nur sehr wenige, mein Freund. Sehr wenige.“ Er hob eine Hand. „ Allaha ismarladik ! Möge Gott Euch segnen!“
Ezio sah der Frau und dem jungen Mann, der ihr folgte, nach, bis sie von der Menge verschluckt wurden. Dabei fiel ihm ein anderer Mann auf, der etwas abseits stand und zu ihm blickte. Ein grober Kerl Mitte dreißig in weißem Wappenrock mit roter Schärpe und dunklen Hosen, die in gelben Stiefeln steckten. Er hatte langes dunkles Haar, einen ebensolchen Bart, und in einer Scheide, die er an der linken Schulter befestigt hatte, steckten vier Wurfmesser. Außerdem trug er einen Säbel und am rechten Unterarm einen dreifach plattierten Stahlschutz. Ezio spannte sich, schaute genauer hin und glaubte – ohne sich jedoch ganz sicher zu sein – unterhalb der rechten Hand des Mannes die Halterung einer verborgenen Klinge auszumachen. Der Wappenrock war mit einer Kapuze versehen, die der Mann jedoch nicht übergezogen hatte; ein breites gelbes Kopftuch bändigte seine widerspenstige Mähne.
Ezio ging langsam über die Laufplanke zum Kai hinunter. Und der Mann kam näher. Als sie nur noch zwei Schritte voneinander entfernt waren, blieb der Mann stehen, lächelte zurückhaltend und verbeugte sich tief.
„Willkommen, Bruder! Wenn die Legende keine Lüge ist, dann seid Ihr der Mann, den ich schon immer kennenlernen wollte. Der berühmte Meister und Mentor Ezio Auditore da … “ Er brach ab, und alle Würde verließ ihn. „Lah, lah-lah!“, führte er seinen Satz dann zu Ende.
„ Prego ?“ Ezio war belustigt.
„Verzeiht mir, aber das Italienische bereitet meiner Zunge Mühe.“
„Ich bin Ezio da Firenze. Das ist meine Geburtsstadt.“
„Dann wäre ich also … Yusuf Tazim da Istanbul! Das gefällt
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