Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
mir!“
„Istanbul. So also nennt Ihr diese Stadt.“
„Die Einheimischen bevorzugen diesen Namen. Kommt, ich nehme Euer Gepäck.“
„Nein, danke!“
„Wie Ihr wünscht. Willkommen, Mentor! Ich freue mich, dass Ihr endlich hier seid. Ich werde Euch die Stadt zeigen.“
„Woher wusstet Ihr, dass ich unterwegs bin?“
„Eure Schwester schickte einen Brief aus Rom, um die hiesige Bruderschaft zu verständigen. Und ein Spion in Masyaf sandte uns Nachricht von Euren Taten. Deshalb beobachten wir seit Wochen die Docks in der Hoffnung und Erwartung Eurer Ankunft.“ Yusuf sah, dass Ezios Argwohn noch nicht ganz verflogen war. Er sah ihn fragend an. „Eure Schwester hat geschrieben, Claudia – seht Ihr? Ich weiß Ihren Namen. Und ich kann Euch auch den Brief zeigen. Ich habe ihn bei mir. Ich wusste, dass Ihr kein Mann seid, der etwas unbesehen glaubt.“
„Wie ich sehe, tragt Ihr eine verborgene Klinge.“
„Wer außer einem Angehörigen der Bruderschaft hätte Zugriff auf eine solche Waffe?“
Ezio entspannte sich, ein wenig zumindest. Yusufs Gebaren war mit einem Mal fast feierlich. „Kommt!“
Er legte eine Hand auf Ezios Schulter und führte ihn durch die Menge. Jede der überfüllten Straßen, durch die sie gingen, wurde von Buden gesäumt, an denen unter einem Kaleidoskop aus bunten Markisen alle möglichen Waren verkauft wurden, und ringsum tummelten sich, so schien es, Menschen aller Nationen und Rasse. Christen, Juden und Muslime tauschten und handelten, türkische Ausrufer mischten sich mit griechischen, fränkischen und arabischen. Was das Italienische anging, so hatte Ezio den venezianischen, genuesischen und den florentinischen Dialekt gehört, noch ehe er auch nur einen Block weit gegangen war. Und daneben gab es noch weitere Sprachen, die er teils erkannte, teils nur erraten konnte – Armenisch, Bulgarisch, Serbisch und Persisch. Und eine gutturale Sprache, die von hochgewachsenen, hellhäutigen Männern verwendet wurde, die ihre roten Haare und Bärte wild und lang trugen und die er gar nicht einzuordnen wusste.
„Willkommen im Galata-Viertel!“ Yusuf strahlte. „Seit Jahrhunderten ist dieses Viertel das Zuhause von Waisen aus Europa und Asien. Mehr Vielfalt findet Ihr nirgendwo sonst in der Stadt. Und aus diesem Grund haben wir Assassinen unser Hauptquartier genau hier aufgeschlagen.“
„Zeigt es mir!“
Yusuf nickte eifrig. „ Kesinlikle , Mentor. Sofort! Die Bruderschaft hier kann es kaum erwarten, den Mann kennenzulernen, der den Borgias den Garaus gemacht hat!“ Er lachte.
„Weiß jeder in dieser Stadt schon, dass ich hier bin?“
„Ich habe einen Jungen vorausgeschickt, sobald ich Euch erblickt hatte. Und Eure Auseinandersetzung mit den Templern im Heiligen Land ist nicht unbemerkt geblieben. Dafür brauchten wir unseren Spion gar nicht!“
Ezio blickte nachdenklich drein. „Als ich aufbrach, hatte ich keinerlei Gewalt im Sinn. Ich suchte nur nach Wissen und Weisheit.“ Er sah seinen neuen Adjutanten an. „Nach Altaïrs Bibliothek.“
Yusuf lachte abermals, diesmal jedoch nicht ganz so gewiss. „Ihr wusstet nicht, dass sie seit zweihundertfünfzig Jahren versiegelt ist?“
Ezio lachte selbst kurz auf. „Nein, das dachte ich mir schon. Aber ich muss zugeben, dass ich nicht erwartet hatte, sie von Templern bewacht vorzufinden.“
Yusuf wurde ernst. Sie erreichten weniger bevölkerte Straßen und verlangsamten etwas ihren Schritt. „Es ist sehr besorgniserregend. Vor fünf Jahren war der Einfluss der Templer hier minimal. Es gab nur eine kleine Gruppe, die davon träumte, den Thron von Byzanz wieder aufzurichten.“
Sie kamen auf einen kleinen Platz, und Yusuf zog Ezio zur Seite und wies ihn auf vier Männer hin, die sich in eine dunkle Ecke drängten. Sie trugen eine stumpfgraue Rüstung über einer groben roten Wolltunika und einem Wams.
„Da ist eine Gruppe von ihnen“, sagte Yusuf mit gesenkter Stimme. „Seht nicht in ihre Richtung.“ Er blickte sich um. „Ihre Zahl wächst mit jedem Tag. Und sie wissen, was wir alle wissen. Sultan Bayezid wird es nicht mehr lange machen. Sie beobachten die Entwicklung und warten auf ihren Moment. Ich glaube, sie werden etwas Drastisches versuchen.“
„Aber gibt es denn keinen Erben für den osmanischen Thron?“, fragte Ezio überrascht.
„Das ist ja das Problem – es gibt zwei. Zwei wütende Söhne. So ist das mit diesen Herrscherfamilien. Kaum hustet der Sultan, ziehen die Prinzen ihr Schwert.“
Ezio
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