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Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)

Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)

Titel: Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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hohen Ziegelbauten. Yusuf suchte sich einen davon aus, dessen Mauern im Abstand von jeweils etwa drei Metern abgeschrägte Simse schmückten. Er rannte auf das Gebäude zu und sprang auf zwei Wasserfässer, die am Fuß der Mauer standen. Dann schnellte er sich nach oben, löste die Hakenklinge aus und nutzte seinen Schwung, um sich jeweils an den Simsen festzuhaken, bis er auf dem Dach des Gebäudes stand. Das Ganze hatte nur ein paar Sekunden gedauert.
    Ezio atmete tief durch und folgte ihm. Die ersten beiden Sprünge gelangen ihm ohne Schwierigkeiten, er fand die Erfahrung sogar erhebend, aber am dritten Sims verlor er fast den Halt und pendelte für einen Moment gefährlich nach außen, bis er den Fehler ausgeglichen hatte, ohne Schwung zu verlieren, und schließlich landete er neben Yusuf auf dem Dach.
    „Ihr dürft nicht innehalten, um nachzudenken“, erklärte Yusuf. „Benutzt Euren Instinkt und lasst den Haken die Arbeit tun. Ich sehe schon, noch ein paar solcher Klettertouren, und Ihr habt den Bogen raus. Ihr lernt schnell, Mentor.“
    „Das musste ich immer.“
    Yusuf lächelte. Er fuhr seine eigene Klinge wieder aus und zeigte Ezio die Details. „Der normale osmanische Haken besteht aus zwei Teilen, seht Ihr? Aus dem Haken und der Klinge. Damit man beides unabhängig voneinander einsetzen kann. Elegant, nicht wahr?“
    „Zu schade, dass mir eine solche Waffe nicht schon früher zur Verfügung stand.“
    „Vielleicht brauchtet Ihr damals ja keine. Kommt!“
    Er sprang über die Dächer. Ezio folgte ihm und dachte zurück an die fernen Tage, als er seinem Bruder Federico über die Dächer von Florenz nachgejagt war. Yusuf führte ihn zu Orten, wo er weiter üben konnte, ohne von neugierigen Augen beobachtet zu werden. Als Ezio – mit wachsender Zuversicht – drei weitere Mauern erklettert hatte, wandte Yusuf sich an ihn und sagte mit einem Glitzern im Blick: „Es ist noch hell genug. Wie wäre es mit einer größeren Herausforderung?“
    „Va bene.“ Ezio grinste. „Gehen wir.“
    Yusuf rannte wieder los, es ging durch leerer werdende Straßen, bis sie den Fuß des Galata-Turms erreichten. „In Friedenszeiten ist der Turm nicht mit Wachen besetzt, bis die Fackeln auf den Zinnen brennen. Niemand wird uns stören. Seid Ihr bereit?“
    Ezio blickte an dem hohen Turm empor und schluckte hart.
    „Ihr schafft das schon. Folgt mir und überlasst Euch Eurem Gefühl! Stürzt Euch einfach hinein! Und lasst den Haken wieder all die schwere Arbeit tun. Das Mauerwerk weist genügend Winkel und Spalten auf. Die Auswahl ist so groß, dass die einzige Gefahr darin besteht, sich nicht entscheiden zu können, wo man sich mit dem Haken festhalten soll.“
    Mit einem sorglosen Lachen, das Ezio ermutigen sollte, legte Yusuf los. Sein geschickter Umgang mit der Hakenklinge erweckte den Eindruck, er laufe, nein, er spurte die Mauer des Turmes hinauf. Augenblicke später trat Ezio, keuchend, aber triumphierend, neben ihm aufs Dach und ließ den Blick schweifen. Es war, wie der junge Mann auf dem Schiff gesagt hatte – der Ausblick auf die Stadt war umwerfend. Und Ezio hatte nicht auf die Genehmigung irgendeines Bürokraten warten müssen, um in diesen Genuss zu kommen. Er erkannte auch all die Wahrzeichen, die ihm der junge Mann vom Deck der Baghlah aus gezeigt hatte, und nutzte die Gelegenheit, sich noch stärker mit der Stadt vertraut zu machen. Aber er konnte sich auch einfach nur an ihrer Schönheit im rotgoldenen Licht der untergehenden Sonne berauschen. Das Licht erinnerte ihn an die Farbe des Haars jener schönen Frau, die auf dem Schiff mitgefahren war und die ihn gar nicht wahrgenommen hatte.
    „Willkommen in Istanbul, Mentor“, sagte Yusuf, der ihn genau beobachtete. „Man nennt die Stadt auch Kreuzung der Welt.“
    „Und ich verstehe jetzt, warum man das tut.“
    „Viele Generationen haben die Stadt regiert, aber keiner gelang es, sie zu unterwerfen. Ganz gleich, welches Joch man ihr um den Hals legt, wie man mit ihr umspringt und sie ausbeutet, sie erhebt sich stets aufs Neue.“
    „Eine gute Heimat.“
    „Das ist wohl wahr.“
    Sie schauten noch eine Weile auf die Stadt hinaus, dann trat Yusuf an den Rand des Turms und blickte nach unten, ehe er sich wieder an Ezio wandte. „Wie wäre es mit einem Wettlauf zum Boden hinunter?“, fragte er, und ohne eine Antwort abzuwarten, warf er sich in einem gewagten Todessprung von der Brüstung.
    Ezio sah ihm nach. Wie ein Falke stürzte Yusuf nach unten

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