Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
dabei lernte Ezio eine weitere Technik von seinem seldschukischen Freund. Diesmal schwang Yusuf den Haken tief, bückte sich im Näherkommen und hakte die Waffe um einen Knöchel seines Gegners, um ihn quasi im Vorbeigehen zu Boden gehen zu lassen. Auch diese Bewegungsabfolge machte Ezio ihm nach, und schon bald hatte er den örtlichen Anführer der Assassinen wieder eingeholt.
„Und das nennen wir einen Hakenlauf.“ Yusuf grinste. „Aber ich sehe schon, Ihr seid ein Naturtalent. Ausgezeichnete Arbeit.“
„Ich wäre da hinten beinahe gestolpert. Das muss noch besser werden.“
„Ihr werdet reichlich Gelegenheit zum Üben haben.“
„Vorsicht, da kommen noch mehr!“
Sie befanden sich auf einer Kreuzung, auf die vier Straßen zuliefen und die jetzt leer war. Das Kampfgeschehen hatte die normalen Bürger Zuflucht in den Gebäuden suchen und die Türen hinter sich schließen lassen. Yusuf und Ezio saßen in der Falle – große Einheiten von Byzantinern stürmten aus allen Richtungen auf sie zu.
„Was jetzt?“, fragte Ezio. Er zog sein Schwert und ließ links seine verborgene Klinge hervorschnellen.
„Steckt diese Waffen wieder weg, Mentor. Wenn ein Assassine in dieser Stadt des Laufens müde ist, begibt er sich in die Luft.“
Ezio folgte Yusuf, als dieser an der nächsten Wand emporstieg, wobei er seinen Haken mit wachsendem Geschick als Kletterhilfe einsetzte. Als sie wieder auf den Dächern waren, stellte Ezio fest, dass in dieser Gegend aus vielen Dächern hölzerne Pfähle aufragten, zwischen denen sich – nach oben und nach unten führend – geteerte Seile spannten, verbunden durch eine Anzahl von Riemenscheiben und Flaschenzügen. Ein solcher Pfahl stand auch auf ihrem Dach gleich neben ihnen.
„Wir errichteten dieses Netz, um Waren zu transportieren, von einem Lagerhaus zum anderen und in die Geschäfte“, erklärte Yusuf. „Ihr findet es in verschiedenen Vierteln der ganzen Stadt. Es geht viel schneller als der Transport auf den Straßen, die zu eng und für gewöhnlich immer überfüllt sind. Und auch für uns ist es schneller.“
Ezio schaute nach unten, wo die Byzantiner versuchten, in das Gebäude einzudringen, auf dem sie standen. Die Rüstung ihrer Gegner war zu schwer, weshalb sie versuchen wollten, durchs Innere zu ihnen heraufzugelangen.
„Wir sollten uns beeilen.“
„Auch dafür benutzt Ihr Euren Haken“, sagte Yusuf. „Schlagt ihn einfach um ein Seil, haltet Euch fest, und los geht’s – aber natürlich funktioniert das nur bergab!“
„Ich verstehe allmählich, warum Ihr diese Waffe entwickelt habt – sie ist perfekt auf Konstantinopel zugeschnitten.“
„Das könnt Ihr wohl sagen.“ Nun warf Yusuf einen Blick zur Straße hinunter. „Aber Ihr habt recht. Wir müssen uns beeilen.“ Er ließ den Blick noch rasch über die Dächer ringsum schweifen. Etwa hundert Meter entfernt machte er auf einem tiefer gelegenen Dach einen byzantinischen Späher aus, der mit dem Rücken zu ihnen stand und die Stadt, die sich unter ihm ausbreitete, im Auge behielt.
„Seht Ihr diesen Mann?“, fragte er.
„Ja.“
„Und dort ist noch einer, da drüben, links, auf dem anschließenden Dach.“
„Ich sehe ihn.“
„Die beiden schalten wir aus.“ Yusuf fuhr seine Klinge aus und hakte sie über das Seil. Warnend hob er eine Hand, als Ezio dasselbe tun wollte. „Folgt mir nicht auf dem Fuße! Ich mache es Euch erst einmal vor.“
„Ich lasse mich gern in die Gebräuche Eures Landes einweisen.“
„Wir nennen das eine Seilrutsche. Aufgepasst!“
Yusuf wartete, bis der zweite Späher in eine andere Richtung schaute, dann überließ er sich dem Seil. Es dehnte sich ein wenig, hielt aber. Dann stieß er sich ab, und im nächsten Augenblick segelte er lautlos am Seil entlang auf den arglosen ersten Späher zu. Im letzten Augenblick hakte er seine Klinge los und ließ sich die letzten paar Fuß auf sein Opfer hinabfallen, wobei er die Klinge schwang und sie dem Mann in die Seite hieb. Den fallenden Körper des Spähers fing er auf und ließ ihn sanft zu Boden gleiten, dann schlüpfte er schnell hinter einem Dachaufbau in Deckung. Dort stieß er einen erstickten Schrei aus. Dieser alarmierte den zweiten Späher, der sich rasch in die Richtung drehte, aus der das Geräusch gekommen war.
„Hilf mir, Kamerad! Assassinen!“, rief Yusuf in qualvollem Ton auf Griechisch.
„Halte durch! Ich komme!“, rief der zweite Späher zurück und rannte übers Dach, um seinem Kameraden
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