Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
und landete sechzig Meter tiefer sicher auf einem Heuwagen, den er zuvor erspäht hatte. Ezio seufzte und hielt noch einen Augenblick lang inne, um staunend auf die Stadt hinauszuschauen, die sich unter ihm ausbreitete. Die Große Stadt. Die Erste Stadt. Die Erbin des alten Roms. Konstantinopel war tausend Jahre alt und war vor gar nicht allzu langer Zeit die Heimat von Hunderttausenden Menschen gewesen, als Rom und Florenz im Vergleich dazu nur Dörfer gewesen waren. Die Stadt war geplündert und verwüstet worden, und er wusste, dass die legendäre Schönheit der Vergangenheit für immer dahin war – doch hatte sie bei ihren Angreifern und jenen, die ihr Übles wollten, stets Ehrfurcht und Staunen geweckt. Und es war, wie Yusuf gesagt hatte – niemand hatte Konstantinopel jemals wirklich bezwungen.
Ezio sah sich noch einmal um, ließ den scharfen Blick über den ganzen Horizont wandern. Er kämpfte die tiefe Traurigkeit nieder, die sein Herz erfüllte.
Dann vollführte er seinen eigenen Todessprung.
20
Am nächsten Morgen saßen Ezio und Yusuf im Hof des Assassinen-Hauptquartiers, brüteten über Plänen, die sie auf einem Tisch ausgebreitet hatten, und tüftelten ihren nächsten Zug aus. Sie zweifelten nicht daran, dass schon bald Kuriere der Templer in Masyaf bei ihnen eintreffen würden, wenn sie nicht bereits angekommen waren, und dass ein konzertierter Templerangriff zu erwarten sei.
„Die Templerorganisation ist wie eine Hydra“, sagte Ezio düster. „Schlägt man einen Kopf ab, wachsen zwei neue nach.“
„In Rom nicht, Mentor. Dafür habt Ihr gesorgt.“
Ezio schwieg. Mit dem Daumen prüfte er die Schärfe der Hakenklinge, die er gerade ölte. „Diese Waffe beeindruckt mich ehrlich, Yusuf. Meine Brüder in Rom würden davon profitieren, wenn sie zu ihrer Ausrüstung gehörte.“
„Sie ist nicht schwer nachzubauen“, erwiderte Yusuf.
„Ich muss noch mehr damit üben“, sagte Ezio, ohne zu ahnen, dass er dazu schon in Kürze Gelegenheit haben sollte, denn in diesem Moment flog die Tür zur Straße auf, bevor Azize sie erreicht hatte, und Kasim, einer von Yusufs Adjutanten, stürmte mit verstörtem Blick herein.
„Yusuf bey , kommt schnell!“
Yusuf war sofort auf den Beinen. „Was ist los?“
„Ein Zwei-Fronten-Angriff! Unsere Unterschlüpfe in Galata und auf dem Großen Basar.“
„Es hört nie auf“, sagte Yusuf wütend. „Jeden Tag die gleichen schlechten Neuigkeiten.“ Er wandte sich an Ezio. „Könnte das der Angriff sein, den Ihr befürchtet?“
„Unmöglich zu sagen, aber wir müssen uns darum kümmern.“
„Natürlich. Wie steht es mit Eurer Lust auf einen Schwertkampf?“
„Ich glaube, Ihr kennt die Antwort auf diese Frage. Ich tue, was zu tun ist.“
„Guter Mann! Es ist Zeit, Eure Hakenklinge nutzbringend einzusetzen! Kommt!“
21
Im Nu rannten sie quer über die Dächer in Richtung des Unterschlupfs in Galata. Als sie näher kamen, stiegen sie zur Straße hinunter, um nicht den Argwohn der byzantinischen Armbrustschützen zu erregen. Drunten wurde ihnen der Weg jedoch von einer Einheit schwer bewaffneter Söldner verwehrt, die sie drohend aufforderten, kehrtzumachen. Sie gaben sich den Anschein, ein paar Schritte zurückzugehen, und besprachen sich.
„Setzt Eure Hakenklinge ein, Mentor“, sagte Yusuf. „Es gibt eine Möglichkeit, schnellstens und ohne viel Federlesen an diesen Kerlen vorbeizukommen.“
„Hört sich gut an.“
„Passt auf! Wir nennen das den Hakenlauf.“
Ohne weitere Umschweife drehte Yusuf sich den Männern, die die Straße versperrten, wieder zu. Er suchte sich einen davon aus und rannte in vollem Lauf auf ihn zu. Bevor der Mann oder einer seiner Kameraden reagieren konnte, sprang Yusuf direkt vor ihm in die Luft, warf sich, die Hakenklinge ausgefahren, nach vorn und stieß den rechten Arm nach unten, sodass der Haken hinten unter den Gürtel des Mannes fuhr. In der Folge schlug Yusuf einen Salto über den Mann hinweg, löste seine Klinge dabei wieder und setzte seine Flucht hinter den verblüfften Söldnern in unvermindertem Tempo fort. Noch ehe sie Zeit hatten, sich wieder zu formieren, folgte Ezio dem Beispiel Yusufs. Als er in einem Salto über seinen Mann hinwegsetzte, packte er ihn noch im Nacken und schaffte es, ihn zu Boden zu werfen. Ezio landete ein paar Fuß hinter ihm und rannte weiter, um zu seinem Gefährten aufzuschließen.
Doch vor ihnen waren weitere Wachen, mit denen sie sich auseinandersetzen mussten, und
Weitere Kostenlose Bücher