Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
ihr den ganzen Tag lang auf euren Ärschen sitzt?“
Brummend nahmen die Männer ihre Arbeit wieder auf. Ezio beschattete sie in der Hoffnung, weitere Informationen aufzuschnappen. Den beiden Männern schloss sich eine Handvoll weiterer Soldaten an, die genauso übellaunig und unzufrieden waren. Aber Ezio musste aufpassen, wo er hintrat. So müde und verärgert die Soldaten auch sein mochten, so waren sie doch gut ausgebildet und auf der Hut.
„Petros!“, rief einer nach einem anderen. „Sorg dafür, dass wir genügend Fackeln an der Ausgrabungsstelle haben. Ich hab es satt, im Dunkeln herumzustolpern.“
Bei dem Wort„Ausgrabungsstelle“ spitzte Ezio die Ohren. Als er sich jedoch weiterbewegte, kratzte sein Säbel über einen der Pfeiler, und das eigentlich leise Geräusch hallte, von der Gewölbedecke verstärkt, wider.
Der Mann, den der andere Petros gerufen hatte, warf einen Blick hinter sich. „Da ist jemand!“, zischte er. „Haltet die Augen offen und die Waffen bereit!“
Die Soldaten waren sofort in Alarmbereitschaft und verständigten sich mit gedämpften Stimmen.
„Siehst du etwas?“
„Sucht in allen Ecken!“
Ezio zog sich tiefer in die Dunkelheit zurück und wartete geduldig, bis sich die Panik wieder legte. Zugleich schärfte er sich ein, in dieser Umgebung, die jeden Ton verstärkte, besonders vorsichtig zu sein.
Schritt um Schritt setzten die Wachen ihre Suche fort. Ezio sah, dass ihr Tun ziellos wirkte und dass ihnen das sehr wohl bewusst war. Aber er beobachtete sie weiter, hoffte, ein Muster in ihrem Vorgehen zu erkennen, und lauschte dabei ihrer abschweifenden Unterhaltung.
„Hier unten stinkt’s.“
„Was erwartest du? Das ist eine Kloake.“
„Ich könnte etwas frische Luft vertragen.“
„Geduld! In drei Stunden ist unsere Schicht vorbei!“
„Seid still, verdammt!“, bellte der Führer des Trupps und kam wieder heran. „Und haltet die Augen offen! Weiß der Teufel, warum man gerade euch für eine so heikle Aufgabe ausgesucht hat.“
Ezio bewegte sich weiter nach vorn, an den Männern vorbei, bis er ein gemauertes Ufer erreichte, an dem zwei junge Soldaten neben einer Kohlepfanne standen. Er belauschte ihr Gespräch.
„Wir sind den Assassinen einen Schritt voraus, so viel weiß ich zumindest“, sagte der eine zum anderen.
„Der Großmeister hat Eile befohlen. Vielleicht sind sie näher dran, als wir glauben.“
„Er muss wohl seine Gründe haben. Wie sehen diese Schlüssel überhaupt aus?“
„Wie derjenige, den wir unter dem Topkapi-Palast gefunden haben. Davon muss man jedenfalls ausgehen.“
Der andere schüttelte sich. „Acht Stunden in diesem Dreck. Apistefto!“
„Da hast du recht. Ich habe mich im ganzen Leben noch nicht so gelangweilt.“
„Stimmt. Aber wir werden diese Schlüssel bald gefunden haben.“
„Träum weiter!“
Da drehte sich der andere plötzlich um. „Was war das?“
„Wahrscheinlich eine Ratte. Davon gibt’s hier unten mehr als genug.“
„Die Schatten scheinen sich alle zu bewegen.“
„Das liegt nur am Feuerschein.“
„Da ist jemand. Ich kann es spüren.“
„Obacht! Du drehst sonst noch durch.“
Ezio stahl sich an ihnen vorbei, so langsam, wie er nur konnte, obwohl er sich lieber beeilt hätte, aber er wollte verhindern, dass das Wasser um seine Unterschenkel einen Laut verursachte. Dann hatte er die beiden und auch die anderen Templer endlich weit hinter sich gelassen und tastete sich an der Wand eines dunklen Ganges entlang, der viel niedriger und schmaler war als die Säulenhalle, von der er wegführte. Irgendwie hatte Ezio das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Sobald das Licht und der Lärm der Templer hinter ihm völlig verklungen waren, fühlte er sich sicher genug, um die Kerze wieder anzuzünden. Er holte sie zusammen mit der Zunderbüchse hervor und betete, dass er beides nicht fallen lassen würde, weil er praktisch damit jonglierte, während er versuchte, den Docht in Brand zu stecken.
Dann hatte er es endlich geschafft. Er hielt allerdings noch kurz inne, um sich zu vergewissern, dass er nicht verfolgt wurde, bevor er den Gang weiter entlangging. Mal führte er nach links, mal nach rechts, und dann gabelte er sich auch noch in verschiedene Richtungen. Ab und zu nahm er eine falsche Abzweigung, an deren Ende er vor einer nackten Wand stand. Während er kehrtmachte und zurückging, um den richtigen Weg zu finden, fragte er sich, ob er sich nicht in einem Labyrinth befand. Immer weiter
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