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Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)

Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)

Titel: Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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drang er vor, es wurde immer dunkler, und nun betete er, dass er den Rückweg finden möge und dass er der Besitzerin des Buchladens vertrauen konnte. Dann wurde er endlich mit einem schwachen Leuchten weit voraus belohnt. Es war nicht heller als das Glimmen eines Glühwürmchens, aber es reichte ihm zur Orientierung.
    Er folgte dem Gang, bis er in einen kleinen, runden Raum mündete, dessen kuppelförmige Decke in der dort oben nistenden Dunkelheit kaum auszumachen war. An der Wand standen in gleichmäßigen Abständen Halbsäulen. Zu hören war nichts außer dem Tropfen von Wasser.
    In der Mitte des Raums befand sich ein kleiner Ständer aus Stein, und darauf lag eine zusammengelegte Karte. Ezio faltete sie auseinander und sah, dass es sich um einen ungeheuer detailreichen Plan von Konstantinopel handelte, in dessen Mitte der alte Handelsposten der Gebrüder Polo eindeutig markiert war. Vier Linien teilten die Karte in Abschnitte, und in jedem davon lag ein Wahrzeichen der Stadt. An den Rändern der Karte standen die Titel von zwölf Büchern; von diesen zwölf Titeln befanden sich insgesamt vier – und zwar jeweils einer – neben einem der Stadtteile, wie sie auf der Karte verzeichnet waren. Diese vier Buchtitel hatte man mit grüner, blauer, roter und schwarzer Tinte eingetragen.
    Ezio legte die Karte vorsichtig wieder zusammen und steckte sie in seine Tasche. Dann richtete er sein Augenmerk auf das, was mitten auf dem Ständer lag.
    Es handelte sich um eine gemeißelte Steinscheibe, deren Durchmesser gerade zehn Zentimeter betrug. Die Scheibe war dünn und wurde zum Rand hin noch dünner, das Material, aus dem sie bestand, mochte Obsidian sein. Genau in der Mitte befand sich ein rundes Loch von etwa einem Zentimeter. Die Oberfläche war mit Symbolen bedeckt, von denen Ezio ein paar aus den Kodexseiten kannte, die sich im Besitz seines Vaters und seines Onkels befunden hatten: eine Sonne, deren Strahlen auf ausgestreckte Hände fielen, die sich einer Welt entgegenstreckten; seltsame humanoide Geschöpfe unbestimmbaren Geschlechts und mit übergroßen Augen, Lippen, Stirnen und Bäuchen; und etwas, das aussah wie abstruse mathematische Zeichen und Berechnungen.
    Und von dieser Scheibe ging das glühwürmchenartige Leuchten aus.
    Behutsam, fast ehrfürchtig nahm Ezio sie in die Hände. Ein solches Gefühl hatte er nicht mehr verspürt, seit er sich das letzte Mal mit dem Apfel beschäftigt hatte, und er glaubte schon zu wissen, was es war, das er da hielt.
    Als er es umdrehte, verstärkte sich das Leuchten.
    Che sucede?, dachte Ezio. Was geht da vor … ?
    Vor seinen Augen wurde aus dem Leuchten plötzlich ein sonnenhelles Gleißen, vor dem er seine Augen beschirmen musste, und dann explodierte der Raum in einem Sturm aus Licht.

27
    Irgendwie war Ezio da und zugleich auch nicht. Er wusste nicht, ob er träumte oder in eine Art Trance gefallen war. Dafür wusste er aber genau, wo er war und wann – in einer Zeit, die Hunderte von Jahren vor seiner Geburt lag, im späten zwölften Jahrhundert. Die Jahreszahl 1189 trieb durch sein Bewusstsein, als er durch wirbelnde Wolken schritt – oder schwebte – und durch sich kreuzende Strahlen eines überirdischen Lichts, bis sich beides schließlich auftat und in der Ferne eine mächtige Festung enthüllte. Ezio erkannte sie sofort: Masyaf. Die Wolken schienen ihn hinzutragen. Er hörte den Lärm einer heftigen Schlacht. Er sah berittene Soldaten und Infanteristen, die sich einen tödlichen Kampf lieferten. Dann das Donnern der Hufe eines Pferdes, das sich in vollem Galopp näherte. Ein junger Assassine, ganz in Weiß gekleidet, die Kapuze auf dem Kopf, ritt durch die Szenerie.
    Ezio beobachtete – und während er das tat, schien er sich regelrecht zu verlieren – sich selbst, seine eigene Persönlichkeit … Irgendetwas geschah, etwas, das teils Erkenntnis, teils Erinnerung zu sein schien. Eine Nachricht aus einer Vergangenheit, über die er nichts wusste und die ihm andererseits doch vollkommen vertraut war …
    Der junge Mann in Weiß stürmte mit gezogenem Schwert durch das Tor und mitten hinein ins Gefecht. Zwei kräftige Kreuzritter waren im Begriff, einem verwundeten Assassinen den Todesstoß zu versetzen. Der junge Mann lehnte sich im Sattel zur Seite und fällte den ersten Soldaten mit einem sauberen Streich, bevor er sein Pferd zügelte und in einer Staubwolke aus dem Sattel sprang. Der zweite Kreuzfahrer war herumgewirbelt, um sich ihm entgegenzustellen.

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