Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
Staub fort, der sich in mehr als nur ein paar Jahrzehnten auf der Tür gesammelt hatte, fand jedoch keine Klinke oder sonst eine Möglichkeit, sie zu öffnen. Dann entsann er sich der Geheimtür, die in Monteriggione in der Festung seines Onkels in das Kellergewölbe geführt hatte, und tastete nach einem verborgenen Verschluss. Es dauerte nicht lange, dann schwang die Tür nach innen auf. Hinter der Öffnung führten Stufen in die Schwärze hinab.
„Das ist ja unglaublich“, sagte die Frau, die über Ezios Schulter spähte. Er roch den Duft ihres Haars und ihrer Haut.
„Mit Eurer Erlaubnis möchte ich gern herausfinden, wo diese Treppe hinführt“, sagte er fest.
„Ich hole Euch ein Licht. Eine Kerze.“
Sie war gleich darauf wieder zurück und reichte ihm eine Kerze und eine Zunderbüchse. „Wer seid Ihr, Messer?“, fragte sie und schaute ihm dabei in die Augen.
„Nur der interessanteste Mann Eures Lebens.“
Sie lächelte. „Ah! Presuntuoso!“
„Bleibt hier! Lasst niemanden in den Laden! Ich bin sofort wieder da.“
Er ließ sie stehen und stieg die Stufen zu dem Tunnel hinab, der vom Fuß der Treppe aus tief in die Erde hineinführte.
26
Ezio fand sich in einem verzweigten Netz unterirdischer Zisternen wieder. Im schwachen Kerzenschein konnte er Tonnengewölbe ausmachen, die von Reihen schlanker Pfeiler gestützt wurden, deren Kapitelle mit verschiedenen Symbolen verziert waren, unter denen Ezio Augen entdeckte. Am unteren Ende zeigten einige der Säulen bizarrerweise die umgedrehten Köpfe monströser Gorgonen.
Ezio erkannte den Ort – das musste der Yerebatan Sarnici sein. Das große Zisternennetz, das man unter Konstantinopel eingerichtet hatte. Niccolò Polo erwähnte es in seinem Buch. Man nannte es auch Cisterna Basilica oder den Versunkenen Palast. Kaiser Justinian hatte es vor tausend Jahren zum Zweck der Wasserfilterung erbauen lassen. Dieses Wissen nahm dem Ort jedoch nichts von seiner unheimlichen Atmosphäre. Die höhlenartige Weite ringsum wirkte fast beängstigend auf Ezio. Den Echos nach zu schließen, die schon seine Bewegungen hervorriefen, musste die Anlage von der Größe einer Kathedrale sein. Er erinnerte sich allerdings, dass Niccolò in Der Geheime Kreuzzug einen Hinweis darauf gegeben hatte, wo einer der Schlüssel zu finden sein könnte. Die Anweisungen waren bewusst schwer verständlich gewesen, doch Ezio wollte wenigstens versuchen, sie zu befolgen. Konzentriert rief er sich die Einzelheiten ins Gedächtnis.
Es war schwierig, kein Geräusch zu verursachen, als er durch das flache Wasser watete, das den Boden der Zisterne bedeckte, aber mit etwas Übung gelang es ihm, die Laute zumindest auf ein Minimum zu reduzieren. Außerdem wurde jedes Geräusch, das er machte, schon bald überlagert von dem Lärm der arglosen Menschen, die er vor sich hörte. Offenbar war er hier unten nicht allein auf der Suche, und er dachte daran, dass das Buch, bevor es in seinen Besitz gelangt war, sich in den Händen der Templer befunden hatte.
Ein Stück voraus sah er außerdem Licht. Ezio löschte seine Kerze und schlich auf die anderen zu. Schon bald konnte er die Gestalten von zwei Templersoldaten ausmachen, die in einem dunklen Gang an einem kleinen Feuer saßen. Ezio näherte sich ihnen. Sein Griechisch reichte aus, um den größten Teil ihrer Unterhaltung zu verstehen.
Derjenige, der gerade sprach, war schlecht gelaunt und hatte keine Angst, es sich anmerken zu lassen. Mehr noch, er war am Rande einer Hysterie. „ Ti distihìa!“, sagte er in verärgertem Ton. „Was für ein Elend! Weißt du, wie lange wir in diesen dreckigen Zisternen schon suchen?“
„Ich bin seit ein paar Wochen hier“, sagte sein ruhigerer Freund.
„Das ist ja gar nichts! Ich bin seit dreizehn Monaten hier! Seit unser Großmeister diesen verfluchten Schlüssel gefunden hat!“ Er beruhigte sich etwas. „Aber er hat keine Ahnung, was er da eigentlich tut. Er weiß nur, dass die anderen Schlüssel … “ – der Tonfall des Soldaten wurde sarkastisch – „… ,irgendwo in der Stadt sein müssen‘.“
Als er das hörte, stieg auch die Erregung des anderen Soldaten. Was da vor ihnen lag, schien ihn zu überwältigen. „Das ist eine sehr große Stadt … “
„Ich weiß! Das habe ich auch gesagt … na ja, gedacht habe ich es jedenfalls.“
Sie wurden durch die Ankunft eines Ranghöheren unterbrochen. „Macht euch wieder an die Arbeit, ihr Faulpelze! Glaubt ihr, man bezahlt euch dafür, dass
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