Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
Arsenal stationierten Soldaten waren am Kampf auf dem Haupthof beteiligt, und die Handvoll Wachen, auf die er traf und an denen er sich nicht unbemerkt vorbeistehlen konnte, schaltete er im Nu aus. Wenn er dort fertig war, würde er seine Hakenklinge schärfen müssen.
Er ging einen langen steinernen Gang hinunter, der so schmal war, dass man den Raum an seinem Ende unmöglich so betreten konnte, dass man Leute, die sich schon darin befanden, überraschte. Ezio näherte sich langsam und leichtfüßig, bis er eine Eisenleiter erreichte, die in der Nähe des Eingangs an der Wand befestigt war und zu einer Galerie hinaufführte, von der aus man hineinsehen konnte. Er schnallte sich seine Schwertscheide ans Bein, damit sie nicht klapperte, und kletterte rasch und so lautlos wie eine sich öffnende Blume hinauf. Von dort oben aus blickte er grimmig auf das Geschehen hinab, das sich unter ihm abspielte.
Manuel und Shahkulu standen in der Mitte des Raums, umgeben von einem Durcheinander aus teilweise geöffneten Kisten. Eine kleine Wacheinheit der Janitscharen stand unmittelbar hinter dem Zugang bereit. Hätte Ezio versucht, den Raum einfach zu betreten, wäre er einem Hinterhalt zum Opfer gefallen. Er gestattete sich ein leises Aufatmen. Diesmal hatten ihn sein Instinkt und seine Erfahrung gerettet.
Manuel, der den Inhalt der Kisten in Augenschein genommen hatte, hielt inne. Aus seinem Blickwinkel konnte Ezio nicht erkennen, was sich darin befand, aber er konnte es sich denken.
„Zwanzig Jahre musste ich wie ein Niemand in dieser Stadt leben“, sagte Manuel, „aber jetzt findet endlich alles seine Ordnung.“
In leicht drohendem Ton mahnte Shahkulu: „Vergesst nicht, wer Euch geholfen hat, wenn Rang und Ruf der Familie Palaiologos wiederhergestellt sind!“
Manuel sah ihn scharf an. Seine kleinen Augen glitzerten kalt zwischen den Falten seines Gesichts. „Natürlich nicht, mein Freund! Nicht einmal im Traum würde ich daran denken, einen Mann mit Eurem Einfluss zu hintergehen. Aber Ihr müsst Geduld haben. Auch Nova Roma wurde nicht an einem Tag erbaut!“
Shahkulu grunzte nichtssagend, und Manuel wandte sich an den Hauptmann seiner Eskorte. „Ich bin zufrieden. Bringt mich zu meinem Schiff!“
„Folgt mir! Es führt ein Gang zum Westtor, der es uns erlaubt, den Kampf zu umgehen“, erklärte der Hauptmann.
„Ich hoffe und erwarte, dass Ihr diese Situation bald unter Kontrolle bekommt.“
„Dafür wird bereits gesorgt, Prinz.“
„Wenn auch nur ein Gegenstand hier Schaden nimmt, behalte ich das Geld. Das könnt Ihr Tarik ausrichten.“
Ezio schaute ihn nach. Als er sicher sein konnte, dass er allein war, stieg er in den Raum hinunter und nahm die Kisten selbst schnell in Augenschein.
Gewehre. Hundert Stück oder mehr.
„Merda!“, fluchte Ezio.
Ein metallenes Klirren riss ihn aus seinen Gedanken, gewiss das Westtor, das nach Manuels Abgang zugeschlagen war. Doch sofort darauf hörte er sich nähernde schwere Schritte. Das mussten die Janitscharen sein, die zurückkamen, um die geöffneten Kisten wieder zu verschließen. Ezio drückte sich gegen die Wand, und als die Soldaten eintraten, machte er sie nieder. Fünf an der Zahl. Hätten sie gleichzeitig hereinkommen können anstatt einer nach dem anderen, wäre die Sache sicher anders ausgegangen. Aber der schmale Gang hatte sich für ihn als Vorteil erwiesen.
Er ging den Weg, den er gekommen war, zurück. Auf dem Haupthof war der Kampf vorbei, übrig geblieben war das übliche scheußliche Bild, das sich stets nach einer Schlacht bot. Langsam ging Ezio vorbei an einem Meer aus Leibern, von denen die meisten reglos dalagen und nur einige sich noch in letzten Qualen wandten. Zu hören waren nur das Wehklagen der Frauen, die neben den Gefallenen knieten, und der schneidende Wind, der durch die klaffende Toröffnung hereinpfiff.
Mit gesenktem Kopf ließ Ezio diesen Ort hinter sich. Der Preis für die Informationen, die er gewonnen hatte, war in der Tat sehr hoch ausgefallen.
39
Es war höchste Zeit, zu Sofias Buchladen zurückzukehren. Er eilte geradewegs dorthin.
Der Laden war noch geöffnet und hell erleuchtet. Als sie Ezio hereinkommen sah, nahm Sofia ihre Augengläser ab und stand auf von ihrem Platz im hinteren Raum, wo sie auf einem Tisch die Karte, die er im Versunkenen Palast gefunden hatte, inmitten mehrerer aufgeschlagener Bücher ausgebreitet hatte.
„Salute“, begrüßte sie ihn, schloss die Tür hinter ihm und zog die Jalousien
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