Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
mit einem Kaffeehaus an jeder Ecke öffnete. Vor einem dieser Kaffeehäuser stand der große Hauptmann mit dem grauen Bart, der ebenso Zeichen seines Rangs war wie seine prächtige Uniform. Er war eindeutig kein Sklave.
Ezio schlich sich so nahe wie möglich heran, um aufzuschnappen, was da gesprochen wurde.
„Seid Ihr bereit?“, fragte er seine Männer. Sie nickten. „Diese Zusammenkunft ist von größter Wichtigkeit. Vergewissert euch, dass ich nicht verfolgt werde.“
Die Männer nickten abermals, dann trennten sie sich und verschwanden in verschiedenen Richtungen im Basar. Ezio wusste, dass sie in der Menge nach Anzeichen eines Assassinen Ausschau halten würden, und einen Schreckensmoment lang schien er einem der Soldaten ins Auge zu fallen, aber dann war der Moment vorbei, und der Mann war verschwunden. Ezio wartete so lange, wie er es gerade noch für angeraten hielt, dann machte er sich an die Verfolgung des Hauptmanns.
Barleti war noch nicht weit gegangen, als er auf einen weiteren Janitscharen traf, einen Leutnant, der auf einen flüchtigen Blick hin nur die Auslagen im Schaufenster eines Waffenschmieds zu betrachten schien. Ezio hatte bereits festgestellt, dass die Janitscharen die Einzigen waren, die nicht von den Händlern bedrängt wurden.
„Was gibt es Neues?“, fragte Barleti, als er neben den Soldaten trat.
„Manuel hat sich zu einem Treffen mit Euch bereit erklärt, Tarik. Er wartet am Tor des Arsenals.“
Ezio spitzte die Ohren, als der Name fiel.
„Ein eifriges altes Wiesel, was?“, meinte Tarik. „Kommt!“
Sie gingen los, verließen den Basar und tauchten ein in die Straßen der Stadt. Es war ein langer Weg bis zum Arsenal, das weiter westlich auf der Nordseite des Goldenen Horns lag, aber die beiden Männer machten keine Anstalten, irgendein Transportmittel zu benutzen, und Ezio folgte ihnen zu Fuß. Die Strecke mochte zwei Meilen betragen. In Acht nehmen musste er sich, wenn sie die Fähre übers Horn nahmen. Seine Aufgabe wurde ihm jedoch dadurch erleichtert, dass die beiden Männer ins Gespräch vertieft waren, von dem Ezio den größten Teil auch mitbekam. Es war nicht schwer, sich unauffällig zu verhalten, denn die Straßen quollen fast über von Menschen aus ganz Europa und Asien.
„Was für einen Eindruck hat Manuel gemacht? War er nervös oder verschlossen?“, fragte Tarik.
„Er war wie immer. Ungeduldig und unhöflich.“
„Hm! Das Recht dazu hat er sich wohl verdient. Gibt es Nachrichten vom Sultan?“
„Die letzten kamen vorige Woche. Bayezids Brief war kurz und voll trauriger Kunde.“
Tarik schüttelte den Kopf. „Ich könnte mir nicht vorstellen, mit meinem eigenen Sohn derart im Streit zu liegen.“
36
Ezio folgte den beiden Janitscharen zu einem Gebäude in der Nähe des Tors zum Arsenal. Auf Tarik und seinen Leutnant wartete ein großer, rundlicher, teuer gekleideter Mann Ende fünfzig mit grauem Vollbart und gewichstem Schnurrbart. Sein gefiederter Turban war über und über mit Juwelen besetzt, und an jedem seiner dicken Finger trug er einen Edelsteinring. Sein Begleiter war von schlankem Wuchs, und seiner Kleidung nach zu urteilen, stammte er aus Turkmenistan.
Ezio hatte sich im Geäst eines Tamarindenbaums ein Plätzchen gesucht, wo er so gut wie unsichtbar war, und sperrte Augen und Ohren auf. So erfuhr er, dass der dicke Stutzer – wie er schon vermutet hatte – Manuel Palaiologos war. Angesichts all dessen, was Yusuf ihm über Manuels Ambitionen erzählt hatte, versprach dieses Treffen sehr interessant zu werden. Palaiologos’ Begleiter – der auch sein Leibwächter war, wie sich herausstellte, als man sich miteinander bekannt machte – hieß Shahkulu.
Ezio hatte schon von ihm gehört. Shahkulu war in seinem eigenen Land als Rebell wider die osmanischen Herrscher bekannt, und gerüchteweise hetzte er sein Volk zu einer Revolution auf. Er stand außerdem im Ruf, ein außerordentlich grausamer und räuberischer Kerl zu sein.
Ja, dieses Treffen würde in der Tat höchst interessant werden.
Nachdem man die Höflichkeiten – die in diesem Land stets ausschweifend gehandhabt wurden, wie Ezio festgestellt hatte – hinter sich gebracht hatte, gab Manuel seinem Leibwächter ein Zeichen, woraufhin dieser das Gebäude hinter ihnen betrat, bei dem es sich um eine Art Wachhaus handelte, das momentan offenbar verlassen war. Als Shahkulu zurückkam, trug er eine kleine, aber schwere Holztruhe vor sich her, die er vor Tariks Füßen abstellte.
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