Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
sich unsere Wege zwar schon wieder. Aber ich zeige Euch von dort aus die Richtung, in die Ihr euch wenden müsst.“
Schweigend gingen sie weiter. Nach ein paar Dutzend Metern kamen sie an eine Kreuzung. Sofia blieb stehen.
„Da runter“, sagte sie und zeigte in die Richtung, die sie meinte. Dann sah sie Ezio an. In ihren klaren Augen war etwas, von dem er hoffte, dass es nicht nur seiner Einbildung entsprang.
„Wenn Ihr in den nächsten zwei Stunden fündig werdet, treffen wir uns am Valens-Aquädukt“, sagte sie. „Dort findet ein Büchermarkt statt, den ich aufsuchen muss, aber ich würde mich sehr freuen, Euch dort zu sehen.“
„Ich werde mein Bestes tun.“
Sie sah ihn abermals an, dann wandte sie den Blick rasch ab.
„Das weiß ich“, sagte sie. „Danke, Ezio!“
40
Das Viertel der Bilderhändler war nicht schwer zu finden – zwei schmale Straßen, die parallel zueinander verliefen, und die kleinen Läden glommen im Lampenlicht, das die Schätze beschien, die sie bargen.
Ezio ging langsam von einem zum anderen, doch sein Augenmerk galt mehr den Leuten, die sich die zum Verkauf stehenden Kunstgegenstände ansahen, als den Objekten als solchen. Schon bald fiel ihm ein verschlagen wirkender Kerl in bunter Kleidung auf, der aus einer der Galerien kam und ganz darin vertieft war, Münzen aus einem Lederbeutel zu zählen. Ezio trat auf ihn zu. Der Mann nahm sogleich eine abwehrende Haltung ein.
„Was wollt Ihr?“, fragte er nervös.
„Ihr habt gerade etwas verkauft, nicht wahr?“
Der Mann straffte sich. „Ich wüsste nicht, was Euch das angeht … “
„Das Porträt einer Dame?“
Der Mann schlug nach Ezio und wollte davonlaufen, doch Ezio war ein bisschen zu schnell für ihn. Er stellte ihm ein Bein, und der Mann schlug der Länge nach hin. Münzen rollten klimpernd über das Straßenpflaster.
„Hebt sie auf und gebt sie her!“, verlangte Ezio.
„Ich habe nichts getan“, knurrte der Mann, gehorchte aber trotzdem. „Ihr könnt mir gar nichts beweisen!“
„Das brauche ich auch nicht“, erwiderte Ezio. „Ich werde Euch einfach verprügeln, bis Ihr redet.“
Der Ton des Mannes schlug ins Weinerliche um. „Ich habe dieses Gemälde gefunden. Das heißt, jemand hat es mir gegeben.“
Ezio versetzte ihm einen Schlag. „Überlegt Euch, was Ihr sagt, bevor Ihr mir ins Gesicht lügt.“
„Gott, steh mir bei!“, heulte der Mann.
„Er hat Besseres zu tun, als Eure Gebete zu erhören.“
Der Dieb las die letzten Münzen auf und reichte den vollen Beutel Ezio, der den Kerl auf die Beine zerrte und gegen die nächste Wand drückte. „Es ist mir einerlei, wie Ihr an das Gemälde gekommen seid“, erklärte er. „Sagt mir einfach nur, wo es ist!“
„Ich habe es hier an einen der Händler verkauft. Für lausige zweihundert akçe .“ Die Stimme des Mannes brach, als er auf den Laden zeigte. „Wovon soll ich jetzt leben?“
„Das nächste Mal überlegt Ihr Euch eine nettere Art, ein canaglia zu sein.“
Ezio ließ den Mann gehen, und der hastete fluchend die Straße hinunter. Ezio schaute ihm noch kurz nach, dann machte er sich auf den Weg zu der Galerie.
Er schaute sich gründlich um unter den zum Verkauf stehenden Bildern und Skulpturen. Was er suchte, war nicht schwer zu finden, weil der Galeriebesitzer das Bild gerade erst aufgehängt hatte. Es war kein großes Gemälde, aber es war wunderschön – Kopf und Schultern, ein Dreiviertelporträt von Sofia, als sie noch ein paar Jahre jünger gewesen war, das Haar lockig, um den Hals eine Kette aus Jett und Diamanten, an der linken Schulter ihres bronzefarbenen Satinkleids eine schwarze Schleife. Ezio vermutete, dass es für die Familie Sartor gemalt worden war, als Meister Dürer kurzzeitig in Venedig residiert hatte.
Der Galeriebesitzer sah, dass er das Bild bewunderte, und trat zu ihm. „Dieses Werk steht natürlich zum Verkauf, wenn es Euch gefällt.“ Er wich etwas zurück und bewunderte zusammen mit seinem potenziellen Kunden den Schatz. „Ein brillantes Porträt. Seht nur, wie lebendig sie wirkt. Ihre Schönheit strahlt dem Betrachter förmlich entgegen!“
„Wie viel wollt Ihr dafür haben?“
Der Galeriebesitzer summte vor sich hin und räusperte sich. „Es ist schwer, einen Preis für etwas zu benennen, das eigentlich unbezahlbar ist, nicht wahr?“ Er hielt inne. „Aber ich sehe, dass Ihr ein Kenner seid. Sagen wir … fünfhundert?“
„Ihr habt zweihundert dafür bezahlt.“
Der Mann hob bestürzt
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