Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
einer Weile reagierte Suleiman, nachdem er über einen Zug seines Onkels nachgedacht hatte, der seinen König in Gefahr brachte, mit einer Rochade.
„Das ist kein erlaubter Zug“, sagte Prinz Ahmet überrascht.
„Das ist eine europäische Variante … arrocco .“
„Das ist interessant, aber doch etwas unfair, wenn man nach anderen Regeln als der Gegner spielt.“
„Wenn Ihr erst Sultan seid, werdet Ihr vielleicht anders darüber denken“, erwiderte Suleiman trocken.
Ahmet blickte drein, als wäre er geohrfeigt worden, sagte jedoch nichts. Suleiman griff nach seinem König. „Soll ich den Zug zurücknehmen?“, fragte er.
Ahmet erhob sich. „Suleiman“, sagte er, „ich weiß, es war schwer für Euch, mit anzusehen, wie Euer Vater und ich uns um Bayezids Thron stritten.“
Der junge Mann hob die Schultern. „Großvater hat Euch erwählt, und sein Wort ist Gesetz … kanun . Was gibt es da zu streiten?“
Prinz Ahmet sah seinen Neffen mit widerwilliger Bewunderung an. „Euer Vater und ich standen uns einst sehr nahe, aber seine Grausamkeit und sein Ehrgeiz haben … “
„Ich kenne die Gerüchte, Onkel“, unterbrach ihn Suleiman hitzig.
Beschämt wandte Ahmet den Blick ab und ließ ihn einen Moment lang durch den Park wandern, bevor er ihn wieder auf das Schachbrett richtete. „Nun“, sagte er schließlich, „ich muss zu einer Zusammenkunft mit dem Rat der Wesire. Sollen wir die Partie ein andermal fortsetzen?“
„Wann immer Ihr wollt“, antwortete Suleiman höflich.
Er stand auf und verneigte sich vor seinem Onkel, der die Geste erwiderte und sich dann mit seinem Leibwächter entfernte. Ezio wartete noch kurz und sah zu, wie Suleiman sich wieder setzte und sinnend auf das Schachbrett blickte.
Dann trat er aus seinem Versteck.
Suleiman sah ihn kommen und bedeutete seinen Wachen, den Besucher nicht aufzuhalten.
„Ezio“, sagte er.
Ezio kam gleich zur Sache. „Tarik hat einem hiesigen Geizhals Waffen verkauft. Sein Name ist Manuel Palaiologos.“
Suleimans Miene verfinsterte sich. Er ballte die Faust. „Palaiologos. Ein betrüblicher Klang in meinen Ohren.“ Er erhob sich wieder. „Konstantinos Palaiologos war der letzte byzantinische Kaiser. Wenn dieser Nachkomme von ihm eine Miliz oder dergleichen ausrüstet, wird es Ärger geben, und der wird eskalieren. Und das zu einer Zeit, da mein Vater und mein Großvater im Streit miteinander liegen.“ Er verstummte und wurde nachdenklich. Ezio nahm an, dass er über eine der schwersten Entscheidungen nachsann, die er in seinem jungen Leben bisher zu treffen hatte.
„Tarik weiß, wo die Waffen hingehen“, sagte er. „Wenn ich ihn finde, kann ich den Waffen bis zu den Byzantinern folgen.“
Suleiman sah ihn an. „Tarik wird in der Kaserne bei seinen Janitscharen sein. Wenn Ihr dorthin wollt, müsst Ihr selbst zum Janitscharen werden.“
Ezio lächelte. „Das ist kein Problem.“
„Güzel“, sagte Suleiman. „Ausgezeichnet.“ Er überlegte noch kurz, und es war offensichtlich, dass der Entschluss, den er fasste, ihm Kummer bereitete. Aber als er sich dann entschlossen hatte, sagte er mit fester Stimme: „Besorgt Euch die Informationen, die Ihr braucht … und dann tötet Ihr ihn.“
Ezio hob eine Augenbraue. Damit zeigte Suleiman eine Seite, die er noch nicht kannte. „Seid Ihr sicher, Suleiman? Ihr habt mir gesagt, Tarik und Euer Vater seien gute Freunde.“
Suleiman schluckte hart. Sein Blick wurde trotzig. „Das stimmt. Aber ein solcher blanker Verrat an meinem Großvater verdient den Tod.“
Ezio sah ihn einen Moment lang an, dann sagte er: „Ich habe verstanden.“
Es gab nichts mehr zu diskutieren. Ezio verabschiedete sich. Als er zurückschaute, starrte Suleiman wieder auf das Schachbrett.
47
Mithilfe von Yusufs Assassinen gelang es Ezio, einen arglosen Janitscharen, der gerade dienstfrei hatte, auf dem Basar in eine abgeschiedene Ecke zu drängen und ihn seiner Uniform zu berauben. Leider ging es nicht ohne Opfer ab. Der Janitschar setzte sich heftig zur Wehr und verletzte zwei Assassinen schwer, bevor er überwältigt wurde, wobei er jedoch selbst eine tödliche Wunde erlitt. Mit Azizes Hilfe musste Ezio erst einmal sorgfältig die Blutflecken aus dem weißen Gewand waschen, bevor er es überzog. Danach ging er ohne Weiteres als Soldat der Janitscharen durch, vorausgesetzt, er versteckte seinen Bart hinter einem weißen Schal und ließ nur seinen Schnurrbart sehen.
Auf dem Weg zur Kaserne fand er sich
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