Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
Kerbe.
„Warum also hat unser Sultan Bayezid ein Miezekätzchen anstatt eines Löwen erwählt?“
„Prinz Ahmet ist vom selben ruhigen Temperament wie der Sultan. Darum. Ich fürchte, sie sind sich zu ähnlich.“
Ein dritter Soldat mischte sich in das Gespräch ein. „Sultan Bayezid ist ein feiner Mann und ein guter Herrscher … Aber er hat jenes Feuer verloren, das ihn groß gemacht hat.“
„Das sehe ich anders“, meinte ein vierter. „Er ist immer noch ein Kämpfer. Schaut euch nur die Armee an, die er gegen Selim aufgestellt hat.“
„Das ist nur ein weiterer Beweis für seinen Niedergang! Dem eigenen Sohn mit Waffen entgegentreten? Das ist beschämend!“
„Verbiegt nicht die Wahrheit, damit sie der Form Eurer Leidenschaft entspricht, efendim“, wies ihn der vierte zurecht. „Schließlich war es Selim, der unseren Sultan zuerst angriff.“
„Evet, evet. Aber Selim tat dies zum Ruhme des Reiches, nicht um seiner selbst willen.“
„Apropos Krieg, gibt es Neuigkeiten aus dem Norden?“, meldete sich ein fünfter Soldat zu Wort.
„Ich hörte, dass Selims Streitkräfte sich nach Varna zurückgezogen haben“, sagte ein sechster. „Schwere Verluste, hieß es.“
„Unglaublich, oder? Ich bete für ein schnelles Ende.“
„Ja, aber zu wessen Gunsten?“
„Das kann ich nicht sagen. Mein Herz steht auf Seiten unseres Sultans, aber mein Kopf hofft auf Selim.“
„Und was ist mit Selims jungem Sohn, Prinz Suleiman?“, warf ein siebter Janitschar ein. „Kennt ihr den?“
„Nicht persönlich“, antwortete ein achter, „aber gesehen habe ich ihn schon. Ich weiß, dass er ein bemerkenswerter Junge ist.“
„Ein Junge? Wohl kaum. Ein fähiger junger Mann ist er. Mit einem äußerst klugen Kopf.“
„Gerät er nach seinem Vater?“
Der siebte Janitschar hob die Schultern. „Vielleicht. Ich vermute allerdings, dass er ein gänzlich anderer Mann ist.“
Zwei weitere Janitscharen kamen hinzu und fielen in das Gespräch mit ein, während Ezio sich am Rande der Gruppe hielt. Einer der beiden neu Hinzugekommenen war offenbar ein rechter Witzbold. „Warum bleibt Prinz Ahmet in dieser Stadt?“, fragte er spöttisch. „Er weiß doch, dass ihn hier keiner haben will.“
„Er ist wie eine Motte, die um ein offenes Feuer herumschwirrt. Er wartet darauf, dass sein Vater stirbt, damit er den Thron besteigen kann.“
„Habt ihr gehört“, sagte nun wieder der Witzbold, „dass er Tarik bestechen wollte, um sich unserer Treue zu versichern?“
„Verdammt sei er dafür! Und was hat Tarik gemacht?“
Der andere lachte. „Er hat für die Hälfte des Geldes Pferdefutter gekauft, und den Rest hat er Selim geschickt!“
48
Auf dem weiten Kasernenhof standen mehrere schmuckreiche Zelte, geschützt von den hohen Mauern ringsum. Ezio ließ die Janitscharen stehen, ging weiter und näherte sich dem Zentrum der Kaserne, wo er Tariks Unterkunft vermutete. Und tatsächlich hörte er schon bald Tariks vertraute Stimme. Er sprach gerade mit einem Kurier. Bei ihnen war ein dritter Janitschar, offenbar ein Adjutant.
„Tarik bey “, sagte der Kurier. „Ein Brief für Euch.“
Tarik nahm den Brief wortlos entgegen, brach das Siegel und las ihn. Noch bevor er ganz zu Ende war, lachte er zufrieden. „Perfekt“, sagte er, faltete das Blatt zusammen und steckte es ein. „Die Gewehre sind in Kappadokien in der Garnison von Manuel Palaiologos’ Armee eingetroffen.“
„Und unsere Männer sind noch bei ihm?“, fragte der Adjutant.
„ Evet . Sie werden uns benachrichtigen, wenn die Byzantiner ihre Zelte abbrechen. Dann werden wir uns mit ihnen treffen, sobald sie Bursa erreichen.“
Der Adjutant lächelte. „Dann läuft also alles nach Plan, efendim .“
„Ja, Chagatai“, erwiderte Tarik. „Endlich einmal.“
Er scheuchte die Männer mit einer Handbewegung davon und machte sich auf den Weg zu den Zelten. Ezio beschattete ihn aus sicherer Entfernung. Ganz unbemerkt blieb er jedoch nicht, und er war froh, dass er seit seiner Ankunft in Konstantinopel schon ein wenig Türkisch aufgeschnappt hatte, denn zum einen nahmen Wachen vor ihm Haltung an, und Soldaten von gleichem Rang grüßten ihn, und er musste den Gruß erwidern, um nicht aufzufallen. Aber es lief nicht alles wie am Schnürchen. Ein- oder zweimal verlor er Tarik aus den Augen und wurde mit argwöhnischen Blicken bedacht, bis er ihn wiederfand. Und einmal geriet er richtig in die Klemme. Zwei Wachen verstellten ihm den Weg.
„Zu
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