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Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Titel: Aster, Christian von - Die grosse Erdfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zwerg und Uberzwerg
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unten gewesen! Zweimal habe ich die Söhne eines Bartbruders aus dem Eis ins Feuer gebracht. Ich habe ihnen mein ganzes Wissen weitergegeben, habe sie großgezogen und sie gelehrt, Axt und Hammer zu führen! Einer war hässlich, einer war dumm, der nächste beides, und einer taugte zumindest zum Fleischmadenhüten. Und jetzt kommst du und willst dich vor deiner Verantwortung drücken, nur weil der Sohn deines Freundes nicht deinen Vorstellungen entspricht?«
    Der Atem des Häuptlings stank fürchterlich.
    »Verzeih, Gangwardt…«, meldete sich mit Olbrich Eisenbruch ein weiterer Häuptling zu Wort. »Gewiss gebe ich dir recht, dass dieser Zwerg die Nachkommen, die aus diesen Eiern schlüpfen werden, großzuziehen hat, aber da liegt das Problem nicht im Felsen.«
    »Wo liegt es dann?«
    »Denk nach, Häuptling Hornfaust, offensichtlich hat jemand dieses Ei ausgetauscht. Und er hat sich die Mühe gemacht, es vorher zu bemalen, damit es wie eines der unseren aussieht. Das macht es sehr unwahrscheinlich, dass es ein Zufall ist. Es sei denn, jemand hat den Göttern gestoßene Schattenknolle ins Bier gemischt…«
    »Aber warum sollte jemand…«
    »Eben das ist die eigentliche Frage. Und eine Antwort habe ich bereits. Die Immerschwarze. Wir alle wissen, was ihre bevorzugte Nahrung ist. Was sie braucht, um zu leben und zu wachsen…«
    »Willst du damit sagen, jemand hat die Eier ausgetauscht, um die Immerschwarze am Leben zu erhalten?«
    »Nicht bloß jemand. Ein Zwerg. Einer von uns. Und wer weiß, wie lange er das bereits tut, wie viele Eier er ihr schon zwischen die Fänge gestopft hat…«
    Während alle Anwesenden bedrückt schwiegen, legte Fazzgadt, der mit dem Verlauf dieses Gespräches alles andere als zufrieden war, die Eier missmutig wieder in sein Tragegestell und schnürte sie fest.
     
     
    Der Große Verwalter hatte aus einer seiner Höhlen einen Lederbeutel mittlerer Größe geholt, in dem es unruhig zappelte, und ihn sich über die Schulter geworfen. Darin verbarg sich der Blutzoll, den er brauchen würde, um den Herrn der verborgenen Höhle zu bezahlen und die Identität des obersten Verschwörers zu lüften.
    Gemeinsam mit dem Hohepriester erreichte der Große Verwalter die erste der drei verborgenen Höhlen. Drei Höhlen, von deren Existenz nur sie beide wussten und in denen einige der größten Geheimnisse der Zwergenheit ruhten. Geschenke der Götter. Die erste durfte nur der Verwalter betreten, die zweite nur der Höchste der Hohen. Und die dritte schließlich weder der eine noch der andere. Die Gänge dorthin durften sie nur gemeinsam durchschreiten, und einer musste dabei stets ein Auge auf die Schritte des anderen haben.
    Das zweibeinige Gedächtnis hatten sie vor den in die Tiefe führenden Gängen zurückgelassen. Hier unten war es ihnen zu nichts nütze. Und außerdem auch nicht erlaubt. Die Gesetze der verborgenen Höhlen waren kompliziert. Wer immer sie sich ausgedacht hatte, musste ein wirklich schlimmes Kraut geraucht haben.
    Die Leuchtkäfer in ihren Käfigen an den grob behauenen Wänden waren weniger geworden, je tiefer sie gekommen waren. Und nun standen sie inmitten eines beinahe völlig dunklen Ganges. Einzig der Käferstab des Allerhöchsten spendete noch etwas Licht.
    Die letzten Wachen hatten sie zwei Treppen höher gesehen, und der Große Verwalter hatte auf dem Weg hinunter bereits die Hälfte seiner Schlüssel benutzen müssen. Gittertür um Gittertür hatten sie sich, das Barthaar in Händen, der ersten verborgenen Höhle genähert.
    Dort verbarg sich die geheime Barthaarbibliothek des Ehernen Volkes, die von einigen Tausendjährigen bewohnt und bewacht wurde, die die verborgene Höhle zeitlebens noch nicht verlassen hatten. Sie waren Asketen, die nur von dem lebten, was sie im Inneren der Bibliothek fanden und aus Käfern und Farn Alkohol herstellten. Es waren – eine Laune der Natur – hellhäutige, rotäugige Zwerge, die kein Licht vertrugen und sich in völliger Dunkelheit besser zurechtfanden als in hell erleuchteten Gängen.
    Alle paar hundert Jahre erblickte einer von ihnen das Licht der Gänge, schlüpfte mit dünnem weißem Bart, blasser Haut und roten Augen aus seinem Ei und wurde, kaum geschlüpft, hier heruntergeschafft, wo er die Regeln und Gesetze der Bibliothekare erlernte. Vom Schlüpfen an waren sie sensibel, ihre Sinne über die Maßen geschärft. Und das machte sie nützlich. So nützlich, dass so wenige Zwerge wie möglich von ihnen wissen durften. Das

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