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Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Titel: Aster, Christian von - Die grosse Erdfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zwerg und Uberzwerg
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der Gänge gereicht hatte. Ein übellauniges Zischen und das Haar wurde ihm aus der Hand gerissen und verschwand in der Finsternis.
    Der Große Verwalter atmete auf. Jetzt würde alles den Weg der Bibliothek gehen.
     
     
    Die Zwerge an der steinernen Tafel saßen noch immer wortlos vor ihrem Krisenkrug, jeder in seine eigenen Gedanken und Vorstellungen des Endes von Zwerg und Zwergeszwerg versunken. Schließlich war es Krass Breitbart, der Feuerhäuptling, der das gedrückte Schweigen brach. Langsam hob er den Blick, schaute von einem zum anderen und sagte mit fester Stimme: »Häuptlinge! Ihr ahnt, was all das zu bedeuten hat. Im Dunkeln schwelt die Prophezeiung des Erzferkels, gepriesen seien die Schnauzen seiner Nachfahren, um sich in ein Feuer zu verwandeln, das durch die Gänge schwappt, um uns und unser Volk in Asche zu verwandeln.«
    Die Häuptlinge schlugen die Hände über dem Kopf zusammen und jammerten. Der Meißel des Schicksals saß auf der Brust ihres Volkes. Und sie alle spürten, wie der Hammer sich hob, um ein allerletztes Mal niederzusausen.
    Das zähe Schweigen schmeckte bitter auf den Zungen der Zwerge. Es schmeckte nach Verzweiflung und Resignation. Sie spürten geradezu, wie die schützende Hand der Altvorderen sich in eine Faust verwandelte. Das einzige Geräusch, das den kalten Schmerz des Schweigens linderte, war das leise Knacken des niemals verlöschenden Feuers im Kamin.
    War das die Strafe für die Verfehlungen des Ehernen Volkes? Für mangelnden Respekt gegenüber dem Ewigen Schmied und dem Alleserschaffer? Oder war es eine bloße Laune der Götter? Götter tranken, so viel war gewiss. Denn sie hatten ihr Volk nach ihrem Bilde geschmiedet. Und wenn die Götter tranken, dann hatten sie auch Launen. Langweilten sie sich womöglich? Verlangte es sie nach Gesellschaft? Wünschten sie ihr Volk bei sich in der Hohen Höhle zu haben?
    Was immer es war, das Ende blieb sich gleich. Und die Götter, ob nun gelangweilt, trunken oder zornig, waren nur ein Teil dieses Endes. Ein anderer waren die geheimnisvollen Verschwörer, die im Dunkel unbeleuchteter Stollen unheilige Pläne schmiedeten. Den Gedanken aber, dass die Götter sich von sterblichen Geschöpfen ins Handwerk pfuschen ließen, hätte keines der Stammesoberhäupter zu denken gewagt. Dafür brauchte es einen anderen, einen durch und durch anderen Zwerg.
    »Mein Herr«, sagte Farrnwart Blechboldt, der Ferkelbändiger, an seinen Häuptling Olbrich Eisenbruch gewandt, neigte das Haupt und verbeugte sich im Anschluss auch vor den anderen Häuptlingen. »Ehre und Ruhm den Hohen, ihr Wille werde Stahl. Verzeiht, doch lasst meine Worte Eure Augen aufstemmen. Die Götter, denen ich mich niemals entgegenzustellen wagen würde, mögen den Meißel auf unsere Brust gesetzt haben. Den Hammer aber heben andere! Seht Ihr denn nicht, was geschieht? Im Schatten der großen Erzferkelprophezeiung schmieden Zwerge wie wir im Verborgenen Pläne, um sie wie die der Götter erscheinen zu lassen!«
    »Was maßt du dir an, du gottloser kleiner Wanzenquetscher?« Empört drückte Hornfaust sich in seinem Räderstuhl hoch.
    »Er scheint verwirrt zu sein. Der Stamm der Erde sollte die Zungen seiner Stammesangehörigen besser bändigen, Freund Zornhold!«, sagte Breitbart lächelnd.
    »Womöglich hat er seinen Verstand in der magischen Kammer zurückgelassen«, meinte der Häuptling von Blechboldts Stamm.
    »Oder er wurde von einem Troll mit Zaumzeug zu Boden getrampelt«, schloss Hornfaust und ließ sich zurück in seinen Stuhl fallen.
    Das Schweigen wich einem matten Lachen, das nach Bitternis und Verzweiflung klang. Farrnwart Blechboldt lachte nicht.
    »Unsere Nachfahren, die bereits jetzt zu wenig sind, als dass sie die Esse überhaupt am Glühen zu halten vermöchten, werden gegen schäbige Gierlinge ausgetauscht! Jene, die den Ruhm unseres Volkes in den Stein weitertragen, werden auf einer Expedition von Vermummten ermordet, und zugleich wird auch noch der bedeutendste aller bedeutenden Zwerge verschleppt? Glaubt ihr wirklich, dass dies der Wille der Götter ist?«
    »Das ist der Wille der Götter, Zwerg, und es ist nicht an dir, über ihn zu befinden!«, zürnte Krass Breitbart.
    Jetzt endlich fuhr der dösende Hrudgroll Schleuderstein auf, stieß verächtlich die Luft aus und füllte seinen Humpen. Natürlich hatte dieser Ferkelbändiger, der kleine Wichtigtuer, die Frauen vergessen. Eier austauschen, Hohepriester entführen und Expeditionen meucheln. Alles

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