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Astrella 02 - Brudernacht

Astrella 02 - Brudernacht

Titel: Astrella 02 - Brudernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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geweiteten Pupillen glomm Angst auf.
    »Halt die Schnauze, Snake«, meldete sich Slim erneut zu Wort. »Dann gehen wir eben wieder, wenn unser Freund keine Zeit für uns hat.« Und dann, mit Blick auf Micha: »Das sollte aber nicht so oft vorkommen, sonst müsste Danny noch an dir zweifeln, und das willst du doch nicht.«
    Das enttäuschte Murren von Snake gab den Ausschlag, wirkte wie ein Signal. Keine Minute später waren die sechs verschwunden. Micha und Maxi schauten sich stumm an, als wüssten sie auch ohne Worte: Es würde für sie keine zweite gemeinsame Nacht mehr geben.
     
    »Nein, Bodo«, sagte der alte Mann zu seinem ebenfalls nicht mehr jungen Hund. »Für heute reicht es.« Freundlich tätschelte er seinem Begleiter den Hals, was dieser mit einem kurzen Schwanzwedeln quittierte. Und als sein Herrchen umdrehte, um in Richtung der Häuser zu gehen, folgte er ihm sofort. Es dauerte nicht lange und sie hatten die Straße mit dem Gemisch aus Einfamilienhäusern und mehrgeschossigen Wohnhäusern am Stadtrand von Weingarten erreicht.
     
    Zillmann packte seine Utensilien zusammen, verschloss seinen Schreibtisch und lehnte sich in seinen Stuhl zurück; seine Lieblingshaltung, wenn er über etwas nachdenken wollte.
    Erst vor einer halben Stunde hatte er die Besprechung beendet und die Kollegen nach Hause geschickt. Viel weiter als noch vor knapp zwei Wochen waren sie bisher nicht gekommen. Doktor Wills Vermutung von weiteren Fesselungsspuren waren durch den endgültigen Obduktionsbericht bestätigt worden. Dabei war ein Vielzweckseil aus strapazierfähigem Polypropylen verwendet worden, das im Prinzip überall erhältlich war, wie Corinna Pfleck, Oberkommissarin in der Kriminalinspektion 1, zusammen mit Pedlasch herausgefunden hatte. Entsprechend zeit-und personalaufwendig würden die Ermittlungen in dieser Richtung werden. Und gerade an Personal mangelte es an allen Ecken und Enden; allein momentan waren zwei Totschlagsdelikte sowie ein Mordversuch und eine Vergewaltigungsserie mit drei Fällen zu bearbeiten. Viel Holz in einem Sommer, dachte Zillmann und spürte, wie ihn die Müdigkeit zu übermannen drohte. Ravensburg und die angrenzende Nachbarstadt Weingarten hatten sich verändert, waren keine heile Welt mehr. Auch wenn die Statistiken etwas anderes zu belegen schienen. Das soziale Fundament beider Städte war porös geworden. Besonders die Jugend als unverzichtbarer Teil dieses Fundaments zersplitterte in einem Maß in Opfer und Täter, in arm und reich, in ungebildet und gebildet, dass die zukünftige Entwicklung absehbar war. Da halfen auch noch so viele gutgemeinte Projekte zur Stärkung der Zivilcourage und des Selbstbewusstseins nicht. Die Problemjugendlichen wurden damit viel zu selten erreicht. Zumal diese Projekte teilweise Entwicklungen auffangen sollten, die Jahre zuvor überhaupt erst eingeleitet worden waren, als Spielplätze, Grünanlagen, Jugendhäuser und auch Schulgebäude geschlossen oder dem schleichenden Verfall preisgegeben worden waren. Um Geld zu sparen. Dabei brauchte man nicht studiert zu haben, um zu erkennen, wohin dies führen würde. Dass zugleich immer weniger Eltern Lust hatten, ihre Kinder zu erziehen, kam erschwerend dazu. Die aktuellen Zahlen der Kriminalstatistik zeigten es nur zu deutlich. Und was noch viel schlimmer war: die Dunkelziffer nicht bekanntgewordener Straftaten gerade im Bereich der Gewalttaten unter Jugendlichen. Längst gab es die ›No-go-Areas‹ sowohl für Jugendliche als auch für alte Menschen. Nur wurde erst dann öffentlich darüber gesprochen, wenn es mal wieder zu einem Ausbruch von Gewalt gekommen war, wenn Jugendbanden sich zu Massenschlägereien verabredet oder Einzelne ausgeraubt und zusammengeschlagen hatten. Schon allein der Gebrauch eines englischsprachigen Begriffs zeigte, wie die Beschäftigung mit solchen Tatsachen tunlichst vermieden worden war. Neben den Vergewaltigungen hatte freilich kein anderer Fall für soviel Aufsehen gesorgt wie der von Klimnich. Besonders der Pudel mit seinen abgeschnittenen Läufen hatte es den Menschen angetan und war von der Presse entsprechend aufbereitet worden.
    Wenigstens war das Seil ein erster kleiner Anhaltspunkt. Dagegen hatte Wallners Spurensuche im Bereich des Leichenfundorts nichts mehr ergeben, was allgemein zu großer Enttäuschung geführt hatte.

5
    »So weh kann der Klaps gar nicht getan haben«, sagt Schwester Kordula und Schwester Benedikta nickt bestätigend. Trotzdem schreit das Kind, als

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