Astrella 02 - Brudernacht
wieder auf den Strich zu schicken, um ein paar Euro zu verdienen, wenn er wieder mal unter einer finanziellen Ebbe litt.
Snake hingegen ekelte ihn richtiggehend an; es gab nur wenige Menschen, die so falsch, hinterlistig und dabei in einem Maße feige waren wie Snake. Gerade diese unheilvolle Mischung miserabler Eigenschaften machte ihn besonders gefährlich. Ihnen verdankte er auch seinen Spitznamen. Seine Lieblingsopfer waren Schwächere – außer Cash war mit von der Partie.
Aus Slim wurde Micha nicht richtig schlau. Dieser führte einen kleinen Computerladen in der Rosenstraße, einem schmalen Sträßchen unterhalb vom Marienplatz. Dort hatte er ihn vor drei Jahren kennengelernt, als er Danny suchte, um etwas Geld bei ihr lockerzumachen. Slims Vorliebe für alte deutsche Schlager, mit der er andere regelrecht nerven konnte, begriff Micha nicht. Slim redete nie besonders viel, war den anderen von seiner Intelligenz her aber deutlich überlegen. Wahrscheinlich war er deshalb ihr Chef geworden, wobei Micha keine Ahnung hatte, wie sich die Bande überhaupt zusammengefunden hatte. Micha ahnte: Selbst Cash oder Babyface hatten keine Chance gegen Slim, wenn es ernst würde. Wenn er nur nicht ständig diese Sonnenbrille aufhätte. Für Danny bedeutete Slim alles. Micha hatte manchmal den Eindruck, sie sei ihm hörig. Und seit sie auch noch bei Slim in dessen Computerladen mitarbeitete, schien sich das noch verstärkt zu haben. Höchst selten widersprach sie ihm, und selbst dann formulierte sie das so, dass es, je nach Blickwinkel, auch als eine versteckte Zustimmung ausgelegt werden konnte. Er verstand nicht, warum seine Stiefschwester mit diesen Typen zusammen war. Immer etwas schweigsamer als die anderen, worin sie Slim ähnelte, schienen sich Abgründe in ihr aufzutun. Er hatte sie nie richtig durchschaut. Andrerseits, wenn er an sich selbst dachte …
Babyface und Peggy waren wahrscheinlich die Ungefährlichsten der sechs, weil sie am ehesten berechenbar waren. Von dem gemütlichen Eindruck, den Babyface vor allem seines Gesichtsausdruckes wegen erweckte, ließ Micha sich nicht täuschen. Er wusste, Babyface würde sofort zuschlagen, wenn ihm einer dumm kam. Und das sah der sanftmütig wirkende Kerl stets rasch als gegeben an. Auch Babyface hatte bereits des Öfteren mit der Polizei zu tun gehabt; er blickte nicht ohne erkennbaren Stolz auf diese Auseinandersetzungen zurück. Sein Geld verdiente er als Fahrer bei einer privaten Paketbeförderungsfirma.
Peggy verstand es grundsätzlich, sich am auffälligsten von allen zu kleiden. Neben Snake diejenige, die am meisten redete und stichelte, hatte sich Micha über ihre bisherige Zurückhaltung an diesem Abend gewundert. Einer geregelten Arbeit ging Peggy seines Wissens nicht nach. Angeblich hatte sie einen Abschluss als Industriekauffrau gemacht.
Alles in allem gab es für Micha zu dieser fortgeschrittenen Stunde nicht den geringsten Grund, der Bande gegenüber nicht misstrauisch zu sein, und längst hatte er einen Entschluss gefasst.
»Es tut mir leid, Leute …«, begann er, zum letzten freien Stuhl gehend, wo seine Lederjacke hing, »… aber Maxi und ich haben noch was vor. Wir wollen noch ein paar Kumpels im ›Skin‹ treffen, und jetzt ist es schon nach eins.«
Sofort löste sich Maxi aus der Kochecke, die gierigen Blicke von Snake auf ihren Brüsten spürend, und stahl sich in Michas Nähe. Außer Snake richteten nun alle ihre Aufmerksamkeit auf Slim.
»Das ist aber schade«, sagte dieser. Seine Stimme klang gleichmütig. »Wir hatten heute nämlich nichts mehr vor.«
»Wahrscheinlich will er die Riesentitten nur für sich allein haben«, giftete Snake enttäuscht. Er hatte sich offensichtlich doch noch gewisse Hoffnungen gemacht, was Maxi betraf, die er mit seinen gierigen Blicken betastete.
»Stimmt das, Micha?« hakte Babyface daraufhin ein, um sofort einen neuerlichen Stupser von Peggy in die Seite zu erhalten.
»He, was soll das, Leute?«, begehrte Micha energisch auf. Dabei orientierte er sich allein an Slim. »Wenn du eine Matratze brauchst, Snake, dann kannst du dir ja sonst wo eine suchen, aber nicht bei mir. Ich finde das jetzt nicht mehr lusti g!«
»Aber ich«, schaltete sich nun auch Peggy ein, wobei sie Maxi einen feindseligen Blick zuwarf. »Wenn die Nutte so gut ist, dann soll sie es doch hier und jetzt beweisen.«
»Genau«, stimmte Snake sofort zu. Um neuerlich einen Schritt auf Maxi zuzumachen, die sofort zurückwich. In ihren
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