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Astrella 02 - Brudernacht

Astrella 02 - Brudernacht

Titel: Astrella 02 - Brudernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Gefahr für seinen Tatort witterte. Etwa zehn Meter entfernt von seinem Standort aus sah Zillmann die Leiche liegen, daneben einen blauen Müllsack. Beides lag ganz offen da, wie weggeworfener Müll. Zillmann erkannte sofort: Der Täter hatte sich keine Mühe gemacht, die Leiche zu verstecken. Andererseits war das Gelände so unwegsam, dass er nicht unbedingt mit einer raschen Entdeckung rechnen musste. Wer weiß, wie lange es gedauert hätte, wenn nicht die spielenden Kinder gewesen wären. Wieso aber legte er die Leiche so nahe beim Spielplatz ab? Wusste er nichts von dessen Existenz? War es ihm egal? Oder war es gar eine ganz bewusste Entscheidung? Von links näherte sich ihm Rosi Tessloh. Sie hatte auf einer Lichtung bei einer Gruppe von vier Kindern gestanden, darunter ein kleines Mädchen, das weinte und sich kaum beruhigen ließ. Ein Arzt kümmerte sich um sie.
    »Sind das die Kinder, die die Leiche gefunden haben?«, fragte Zillmann.
    »Ja«, erwiderte sie. »Wobei es eigentlich nur das Mädchen war, Anna-Lena heißt sie, das die Leiche gefunden hat.«
    »Und was ist mit den Jungs?«
    Rosi lächelte, was ihr einen missbilligenden Blick von Zillmann einbrachte. Sie ließ sich nicht davon irritieren.
    »Die Jungs, einer davon, Kevin, ist ihr Bruder, haben Anna-Lena dazu überredet, im Wald Verstecken zu spielen. Und während Anna-Lena sie suchen musste, haben sie es sich an einem sicheren Plätzchen bequem gemacht und heimlich geraucht. Jetzt sind sie fix und fertig, weil es zu Hause wohl einigen Ärger geben wird.«
    Trotz allem musste auch Zillmann nun schmunzeln. Das Mädchen tat ihm leid.
    »Hat sie das Blut gesehen?«
    »Wenn ich sie richtig verstanden habe, nicht. Glücklicherweise auch den Hund nicht.«
    Zillmann wusste, was sie damit meinte.
    »Gut. Dann nehmen sie jetzt Pedlasch mit und gehen sie mit den Kindern zu den Eltern. Zuerst zu denen von Anna-Lena und Kevin. Versuchen Sie, so viel wie möglich herauszubekommen.«
    Rosi Tessloh war kaum weg, als Konnerecker zurückkam.
    »Außer den Kindern, die die Leiche gefunden haben, gibt es bisher niemand, der irgendetwas gesehen oder gehört hat. Sind alles nur Gaffer.«
    »Was ist mit dem Toten?«
    »Wer er ist, kann ich noch nicht sagen. Er scheint beim Joggen gewesen zu sein. Oder aber es ist sein normaler Hausanzug. Keine Ausweispapiere zu finden.«
    »Mist«, sagte Zillmann und fuhr sich mit der Hand durch sein schütteres Haar. »Und, was sagt Doktor Will?«
    »Da kommt er gerade.«
    »Na, Sie erwarten mich wohl schon sehnsüchtig«, meinte der und stieg über einen dicken Ast, der offenkundig bereits seit längerem auf dem Boden lag. Er nahm seinen Arztkoffer von der rechten in die linke Hand. Seine Narbe leuchtete rosa.
    »So würde ich das nicht sagen, Doktor Will«, begrüßte Zillmann ihn mit einem wenig frohen Lächeln. »Wenn nur die Anlässe nicht immer so unerfreulich wären.«
    »Tja, dafür kann ich nun beim besten Willen nichts.«
    »Und, Doktor, was können Sie sagen?«
    »Der Tod ist in den letzten vierundzwanzig Stunden eingetreten.«
    »Und die Todesursache?«
    »Tod durch Ertrinken!«

13
    Auch die Zeit macht das Schreien nicht erträglich. Nicht für die, die es hören müssen. Er ist für die harte Linie, auch wenn sie ihm widersprechen. Sie diskutieren, um ihr Gewissen zu beruhigen, und wissen doch längst, dass sie der anderen wegen etwas unternehmen müssen. Zurückgeben können sie das Kind ja nicht. Und vielleicht ist die Idee ihres Hausmeisters gar nicht so schlecht. Wo es doch mit dem Hund so gut funktioniert. Möglicherweise ist es sogar die ideale Lösung.
     
    Astrella fuhr nach Preschingendorf. Rechts, in sanfter Hanglage, standen mehrere Baukräne inmitten eines Neubaugebietes. Bereits während der Anfahrt hatte Astrella den nicht zu übersehenden Kirchturm ausgemacht. Er bezweifelte, dass dies in ein paar Jahren auch noch so sein würde, wenn die ersten Wohnblocks oder gar Hochhäuser den Horizont säumten.
    Er parkte seinen Peugeot 607 auf einem Parkplatz nahe der Kirchmauer und ging den leicht ansteigenden Weg zur Kirche hoch. Direkt daneben gab es ein eher unscheinbares Gebäude, dessen Fassade wohl vor noch nicht allzu langer Zeit frisch gestrichen worden war. Vom Baustil her passte es nicht zur Kirche, musste also wohl später gebaut worden sein. Astrella schaute den Kirchturm hoch und schmunzelte, als er sich für einen Moment lang einbildete, das alte Gemäuer werfe einen eher missmutigen Blick auf eben diese

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