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Astrella 02 - Brudernacht

Astrella 02 - Brudernacht

Titel: Astrella 02 - Brudernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Lehrer oft genug blanken Hass erkannt. Aber er hatte auch gewusst, sie würden es nicht wagen, ihn zu schlagen. Deshalb hatte er seine Aggression letztendlich immer genießen, ja oft genug sogar noch weiter ausreizen können.
    »Ich will Geld oder ich steige aus.«
    Snake hatte es ganz locker sagen wollen, so ähnlich wie »Ciao!« oder »Hi!«, und wusste doch vom ersten Augenblick an, dass es ihm wieder einmal misslungen war. Er spürte den entstehenden Schweiß unter seinen Achseln und auf seiner Stirn. Wie gern hätte er die Jacke ausgezogen, wenn er sich dann nicht auch noch nackt gefühlt hätte.
    Um Slims Lippen bildete sich ein Lächeln: Gefahr, Spott, Verachtung. Snake hätte am liebsten vor lauter Wut aufgeheult. Warum war er nur so dumm gewesen, hierherzukommen? Es hätte bestimmt auch eine andere Möglichkeit gegeben, sein Ziel zu erreichen. Zuerst hätte er Cash auf seine Seite ziehen sollen. »Woraus willst du denn aussteigen, Snake?«
    »Du weißt schon … – aus allem!«
    »So – und was ist das, dieses ›alles‹?«
    Snake verwirrten diese idiotischen Fragen. Andererseits war er froh über das gebrochene Schweigen. »Tu doch nicht so! Du weißt genau, dass Micha uns am Arsch hat.«
    »Und warum hat er dich am Arsch?«
    Snake war klar: Jetzt hatte Slim mit diesem betonten »dich« seinen schwachen Punkt erwischt. Er hatte immer ein Gespür für die schwachen Punkte der anderen.
    »Weil du deine verdammte Schnauze wieder mal nicht halten konntest und es jetzt die ganze Welt weiß. Stimmt doch, Snake, oder?«
    Snake schwieg.
    »Und nun willst du also aussteigen? Ich glaube, du irrst dich da ein bisschen, Snakie.«
    »Ich mache einfach nicht mehr mit.« Snake bemühte sich, energisch zu klingen.
    »Du meinst, bei so netten Spielchen wie am Badeweiher?«
    Slim lachte gefährlich laut auf. Snake spürte, wie sich alle seine Muskeln anspannten, hastig schaute er auf die Umgebung von Slims Händen. Er konnte keinen Gegenstand erkennen, der ihm gefährlich schien.
    »Wegen Micha brauchst du dir keine Sorgen machen, Snakie. Das wird heute Mittag noch geregelt. Und du wirst dabei wieder auf deine Kosten kommen, das verspreche ich dir. Du magst doch Weiber mit Riesentitten, nicht wahr, mein Freund?«
    Was hatte das nun wieder zu bedeuten? Slim strahlte eine Ruhe aus, die Snakes Nervosität im gleichen Atemzug vervielfachte. Und das ›mein Freund‹ klang in Snakes Ohren, als würde Slim sich vor einem Hundekothaufen auf einem Gehweg ekeln.
    »Trotzdem …«
    »Was: ›Trotzdem‹?«
    Snake schwieg. Da leuchtete eine Batterie von fünf kleinen verschiedenfarbigen Lampen über Slims Arbeitsplatz auf, während aus einem unsichtbaren Lautsprecher ein Gong ertönte sowie auf einem etwas abseits stehenden Bildschirm eine Besucherwarnung erschien. Snake zuckte erschreckt zusammen und drehte sich um. Ein Krawattenheini mit einem Jackett in der linken Hand war eingetreten. Ziemlich groß. Sein Blick irritierte Snake auf eine merkwürdige Art und Weise. Der Typ schien hart und selbstbewusst zu sein.
    Slim ging an ihm vorbei hinaus in den Verkaufsraum. Bereits in der Tür stehend drehte er sich dann nochmals um und sagte: »Wir sind noch nicht fertig. Wenn du meinst, du kannst einfach aussteigen, irrst du dich. Du kannst aus einem Bus oder aus irgendeiner Sache aussteigen, aber nicht aus dieser Sache. Vorher steigst du aus dem Leben aus!«
    Snake wurde es abwechselnd heiß und kalt. Nicht allein wegen der Drohung in Slims letztem Satz, obwohl sie deutlich genug war. Was ihn vor allem erschreckte, war die Kaltblütigkeit, mit der er das vor den Ohren eines Wildfremden sagte. Der Mann hatte mit Sicherheit alles mitangehört und verstanden. Warum tat Slim das? Wollte er sie in den Knast reden? Oder wollte er ihm, Snake, damit einfach beweisen, dass er eiskalt sein konnte und nicht zögern würde, ihn fertigzumachen, sollte er sich nicht seinen Wünschen gemäß verhalten? Schweißgebadet verfluchte Snake den Tag, an dem er diesem Monster über den Weg gelaufen war. In was war er nur hineingeraten – und vor allem: Gab es überhaupt noch einen Ausweg für ihn?

25
    Auerbach macht ein zufriedenes Gesicht, nachdem sich Schwester Kordula ihm gegenüber an den Tisch gesetzt hat.
    »Nächste Woche holt seine Mutter ihn ab. Sie hat geheiratet.«
    »Und dann geht das so schnell?«, fragt Schwester Kordula mit ungläubigem Unterton in der Stimme.
    »Oh ja, natürlich. Was glauben Sie, wie schnell etwas gehen kann, wenn die

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