Astrella 02 - Brudernacht
und stiefelte die Rosenstraße entlang, ohne sich um die wenigen Passanten zu kümmern. Nachdem er die Charlottenstraße passiert hatte und nach links in die Grüner-Turm-Straße einbog, zog er sein Mobiltelefon heraus und begann zu telefonieren.
Astrella hatte den Motor wieder abgestellt, war ausgestiegen und hatte sich nach einem Platz umgesehen, von dem aus er einen freien Blick auf den Computerladen hatte und selbst nicht gleich zu sehen war.
Es dauerte eine knappe Viertelstunde, in der niemand den Laden betreten hatte, bis die Tür aufging und Snake auf die Straße trat. Unentschlossen blieb er stehen und schaute sich um. Vielleicht sind ihm Slims Bemerkungen ein wenig auf den Magen geschlagen, dachte Astrella und lächelte zufrieden vor sich hin. Sein Vorhaben würde das jedenfalls erleichtern.
Während Snake noch überlegte, wohin er gehen sollte, rief sich Astrella die nähere Umgebung ins Gedächtnis. Käme Snake auf ihn zu, würde er schon darauf achtgeben, dass dieser ihn nicht entdeckte. Zudem machte Snake nicht den hellsten Eindruck. Bog er jedoch nach links ab, entfernte er sich langsam aus dem Innenstadtzentrum. Nun, er würde es sehen.
Sekunden später setzte sich Snake nach links in Bewegung. Astrella stieß einen leisen Fluch aus, denn damit ergab sich ein Problem, über das er sich in den letzten Minuten bereits den Kopf zerbrochen hatte: Die Gasse bot die einzige Möglichkeit, Snake auf den Fersen zu bleiben. Außer er wäre bereit, einen Umweg von einigen hundert Metern in Kauf zu nehmen. Das wollte Astrella aber nicht: Die Gefahr, Snake aus den Augen zu verlieren, war einfach zu groß. Folglich musste er Snake durch die Rosenstraße hindurch folgen – und an Slims Laden vorbei.
Inzwischen hatte Snake ein kurz zuvor begonnenes Gespräch mit seinem Mobiltelefon beendet. Als er gleich darauf in der Grüner-Turm-Straße angelangt war, hastete Astrella zu seinem Auto und startete den Motor. Im Auto war seine Aussicht größer, unerkannt an Slims Laden vorbeizukommen.
Also legte er den Gang ein und bog in die Rosenstraße ein. Er konnte nur darauf hoffen, dass Slim nicht ausgerechnet dann aus seinem Laden kommen würde, wenn er daran vorbeifuhr.
Astrella musste sich beeilen, da Snake bereits in der Grüner-Turm-Straße verschwunden war. Die Ladentür kam näher, Astrella versank so tief wie möglich hinter dem Lenkrad, beobachtete nur aus den Augenwinkeln. Dann war er vorbei. Schwer aufatmend richtete er sich wieder auf. Jetzt hieß es schnellstens einen Parkplatz finden, um Snake zu Fuß folgen zu können.
Auch dieser Wunsch ging in Erfüllung, obschon der Parkplatz klein war und das Heck ein wenig in die Fahrbahn hineinragte. Snake wandte sich soeben nach rechts in die Obere-Breite-Straße, als er erneut sein Mobiltelefon aus der Tasche zog. Für Astrella bedeutete dies eine günstige Gelegenheit, den Abstand zu ihm zu verkleinern. Wenig später hatte er bis auf dreißig Meter aufgeholt. Zwar drehte sich Snake immer wieder um, und einmal befürchtete Astrella schon, er hätte ihn entdeckt. Doch dieser lachte nur laut auf, beendete das Gespräch und überquerte trotz Rotlichts für die Fußgänger die mehrspurige Schussenstraße. Drüben angelangt, trat er ohne Zögern in die Schützenstraße ein. Anscheinend hatte er ein klares Ziel vor Augen. Astrella wartete einige Sekunden, bevor auch er bei Rot die Straße querte. Schon hatte sich sein Abstand zu Snake wieder auf fünfzig, sechzig Meter vergrößert. Astrella musste jetzt noch mehr achtgeben, da es in dieser langgezogenen Straße kaum Versteckmöglichkeiten gab.
Minuten später hatte Snake das Parkgelände direkt vor der Oberschwabenhalle erreicht. Dieses war durch hochgewachsene Hecken und Sträucher, durchmischt mit zahllosen Bäumen, gegen die Häuser der Bleicher-und Schützenstraße abgeschirmt. Astrella sah, wie Snake hinter einem dort am Rande aufgestellten Bauschuttcontainer verschwand und urinierte. Sofort erkannte er die wahrscheinlich einmalige Gelegenheit. Nach einem schnellen Rundumblick huschte er zum Container, wo Snake gerade den Reißverschluss hochzog. Viel zu spät erkannte der die Gefahr. Obwohl er sofort zu rennen begann, hatte er keine Chance, Astrella zu entkommen. Dieser packte Snake am Kragen seiner roten Ballonjacke, zog kurz und heftig daran, wobei er Snake noch mit einem seitlich angesetzten Fußfeger den Boden unter den Füßen wegschlug. Snake krachte der Länge nach auf den staubigen Boden und
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