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Astrella 02 - Brudernacht

Astrella 02 - Brudernacht

Titel: Astrella 02 - Brudernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Kürze: In spätestens einer halben Stunde bist du da, sonst kannst du mit den Einzelteilen deiner Tussi eure Sexspiele abziehen. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    »Ja, ja.« Micha spürte, wie ihm Tränen hilfloser Wut ins Gesicht schossen.
    »Und noch etwas: Sollte hier auch nur der Furz eines Bullen zu riechen sein, ist nichts mehr los mit deiner Maxi. – Komm, Maxi, sag dem lieben Micha, dass wir es ernst meinen.«
    Wieder folgte dieser Schrei, der Michas Trommelfell zu zerfetzen drohte, und Micha hörte seinen Namen überdeutlich.
     
    Als Snake die Tür zu Slims Laden aufdrückte, begrüßte ihn eine Computerstimme in fünf verschiedenen Sprachen, was synchron dazu auf einem übergroßen Bildschirm in roten Buchstaben übertragen wurde. Erst danach fielen ihm die alten Schlager auf, die aus unsichtbaren Lautsprechern in den Verkaufsraum rieselten. Ein Frösteln kroch seinen Rücken hoch.
    Snake kam nicht oft hierher. Er empfand die Geräte als Bedrohung: Ihre Technik, die er nur zum Teil verstand. Gut, er konnte einen Großteil davon bedienen, aber darum ging es gar nicht. Es ging einzig und allein darum, dass sie nur einen Herrscher kannten: Slim! Der war König in diesem Laden mit all seinen flimmernden und summenden Untertanen. König Slim verstand es fortwährend, ihn, Snake, als dummen kleinen Jungen vorzuführen. Er benötigte dazu nur wenige Worte und das war das Schlimmste für ihn. Hätte Slim viel gequatscht, hätte er ihn als einen Schwätzer beschimpfen können. Doch Slim redete nie viel. Vor allem gab er nichts von sich preis. Diese Tatsache und Slims Fähigkeit zur empfindungslosen Brutalität bewirkten, dass von ihm eine ständig vorhandene, aber nicht greifbare Bedrohung ausging. Er war sich sicher, den anderen erging es ähnlich. Es war ungefähr so, als wären sie wie die Mücken auf der Leimrute Slim gelandet und kamen nun nicht mehr los von ihm.
    Snake gestand sich seine Angst vor Slim ein. Trotzdem würde er ihm jetzt offen ins Gesicht sagen, was er wollte. Schließlich ging es auch um Slims Kragen, obwohl der die Schlampe nicht gevögelt hatte. Nein, nein – wenn sie ihm an den Sack gingen, würde er dafür sorgen, dass sie auch Slim drankriegten.
    Der Verkaufsraum war leer, die Tür zum Hinterzimmer nur angelehnt. Snake schlappte auf sie zu. Er war noch nicht dort angelangt, als ihn Slims Stimme aufforderte hereinzukommen. Snake zuckte zusammen, verharrte kurz, gab sich dann einen Ruck, drückte die Tür auf und trat ein.
    »Was willst du?«, fragte Slim, der soeben den Telefonhörer auflegte und ein zufriedenes Gesicht machte. Snake dachte, dass das für sein Vorhaben nur gut sein konnte.
    »Ich mache gleich Mittag.«
    Slims Stimme klang, als hätte er es bei ihm mit einem lästigen Kunden zu tun, der sich bereits zum dritten Mal über dieselbe Sache beschweren wollte.
    »Ich muss mit dir reden«, antwortete Snake. Dann nestelte er eine Zigarettenschachtel aus der Innentasche seiner roten Ballonjacke, zog sich eine Zigarette heraus und wollte sie gerade anzünden.
    »Soll ich es dir noch schriftlich geben, dass hier drin nicht geraucht wird?«, fragte Slim, ohne ihn anzuschauen. Es klang wie eine Drohung. Snake wurde wütend auf sich selbst. Er hätte doch wissen müssen, wie Slim reagieren würde. Aber so erging es ihm regelmäßig: Stand er Menschen gegenüber, die ihn verunsicherten, musste er irgendetwas tun, seinen Händen irgendeine Beschäftigung geben. Und solche Menschen gab es viele, viel zu viele. An jeder Straßenecke lauerten sie auf ihn. Gegenüber Slim verstärkte sich diese Unsicherheit noch, weil Snake ahnte, ihn mit seinem abgebrühten Gehabe nicht beeindrucken zu können. In Wirklichkeit war er ja gar nicht abgebrüht; er wusste es, seit er Slim kannte.
    »Entschuldige«, murmelte er beflissen. Slim, der sich mit einem Bildschirm beschäftigt hatte, drehte sich nun um, schaute ihn an und schwieg. Wieder dieses Schweigen, das alles auf einmal war: Frage, Drohung, Verhöhnung. Snakes huschende Augen suchten nach einem Gegenstand, an dem er sich festhalten konnte. Doch letztlich waren es wieder einmal Slims Augen hinter dieser verdammten Sonnenbrille, die seinen Blick ansaugten. »Ich warte!«
    Snake erinnerte sich an seine Schulzeit. Wie oft hatte er sich dieses »Ich warte!« anhören müssen und sich dabei genauso beschissen gefühlt wie jetzt. Ach was, bei Slim war es schlimmer: Hier kam dieses Gefühl der Bedrohung dazu. Zwar hatte er in den Augen seiner

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