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Astrella 02 - Brudernacht

Astrella 02 - Brudernacht

Titel: Astrella 02 - Brudernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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endlich, was genau Sie meinen! Ich bin doch kein Hellseher.«
    Astrella hatte bisher gehofft, er könnte Snake so zum Reden bringen. Doch offensichtlich war der dürre Bursche zäher als erwartet. Demnach blieb ihm nichts anderes übrig, als seine Karten offen auf den Tisch zu legen und zu hoffen, lauter Trümpfe zu haben. Um seine Chancen für einen Treffer zu erhöhen, entschloss sich Astrella, Snake sowohl die beiden Morde an den alten Männern als auch das Verbrechen am Badeweiher vorzuhalten. Dieses traute er ihm ohne weiteres zu; Snake war verkommen genug, um an solch einer Gewalttat beteiligt zu sein.
    »Nun, dann helfe ich dir eben ein wenig auf die Sprünge. Ich gebe dir zwei Stichworte und du mir dann die Antwort: Alte Männer mit Hund und: Badeweiher. Jetzt bist du dran!«
    Für einen Sekundenbruchteil erstarb Snakes Widerstand, bevor er von neuem einsetzte. Doch Astrella wusste nun, dass er einen Volltreffer gelandet hatte. Er hätte am liebsten gejubelt.
    »Mann, keine Ahnung, was Sie meinen. Wovon reden Sie?«
    Statt einer Antwort wiederholte Astrella das alte Spiel mit Snakes Haaren. Dieses Mal hielt er nicht lange durch. Dann begann er zu erzählen.

27
    Sie stehen auf den Stufen des Eingangs zum Heim und schauen ihnen nach: Schwester Kordula, Schwester Heidrun, Schwester Benedikta und Schwester Hildegard. Weder der Hausmeister noch einer aus seiner Gruppe sind gekommen, um ihn zu verabschieden.
    »Auf Wiedersehen, Peter«, ruft ihm Schwester Hildegard nach.
    Peter Alexander mit der Sonnenbrille schweigt und hat auch keinem die Hand zum Abschied gegeben. Er dreht sich nicht mehr um. Hinter ihm ist es genauso dunkel wie vor ihm.
     
    Nachdem Astrella alles erfahren hatte, war er mit Snake zu seinem Auto zurückgekehrt. Um eine Flucht zu verhindern, hatte er die Hände des Jungen mit dessen Hosengürtel vorm Bauch gefesselt und seine Jacke so darübergelegt, dass Snake sowohl seinen Hosenbund festhalten konnte als auch neugierige Blicke von Passanten vermieden wurden. Wahrscheinlich wäre das aber überflüssig gewesen, denn Snake folgte ihm willenlos und mit starrem Blick. Trotz ihrer unterschiedlichen Kleidung konnten sie beide gut als Vater und Sohn durchgehen, die sich über Mittag kurz getroffen hatten.
    Während Snake teilnahmslos von dem Verbrechen am Badeweiher erzählt hatte, war Astrella einige Male versucht gewesen, ihm tatsächlich das Genick zu brechen. Von den Morden an Klimnich und Lemsack schien er wirklich keine Ahnung zu haben.
    Am Auto angekommen, fesselte Astrella Snake an den Beifahrersitz. Sich vergewissernd, dass Slim ihn nicht zufällig beobachtete, fuhr er dann über die Schussenstraße auf die Ulmer Straße, an der Eissporthalle vorbei auf die Umgehungsstraße, wo er sich einige Minuten im Verkehrsstrom treiben ließ, bis er nahe Baindt über eine Nebenstraße auf einen Parkplatz kam und dort anhielt. Auf Snakes Stirn verstärkten sich die Schweißperlen. Ganz offensichtlich war er der Situation nicht mehr gewachsen. Astrella ließ ihn weiterhin mit der unbeantworteten Frage schmoren, wer er war und was er von ihm wollte. Snake würde dafür um so gesprächiger sein, wenn er etwas von ihm wissen wollte.
    »He, Mann, wohin fahren wir?« Snakes Stimme klang ähnlich wie vorhin, als er ihm beinahe die Luft abgedrückt hatte.
    Astrella schwieg. Für sein Schweigen gab es allerdings auch noch einen anderen Grund. Er überlegte, wie es weitergehen sollte. Womit er am Vormittag nicht in seinen kühnsten Träumen gerechnet hatte, war eingetreten: Er saß neben einem der Täter, die das bestialische Verbrechen am Badeweiher auf dem Gewissen hatten. Insgeheim gestand er sich ein, dass ihm der Klimnich-Mörder dennoch lieber gewesen wäre.
    Im Grunde genommen gab es nur eine einzige mögliche Antwort auf diese Frage: sofort zum Polizeirevier fahren, Snake übergeben und die Beamten den Rest machen lassen! Das wäre vernünftig gewesen, ohne jedes Risiko, und selbst die öffentliche Anerkennung samt Belohnung wäre ihm sicher gewesen – wenn er denn darauf Wert gelegt hätte.
    Astrella spürte, wie wenig er sich mit dieser Lösung anfreunden konnte. Er wollte nicht vernünftig handeln, wollte nicht eine Arbeit, die er selbst erledigen konnte, anderen überlassen. Wenn er auf sein bisheriges Leben zurückschaute, hatte er in der Vergangenheit wahrscheinlich schon viel zu oft vernünftig gehandelt. Mit der einen Ausnahme, die ihn für zwei Jahre ins Gefängnis gebracht hatte und der

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