Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Astrella 02 - Brudernacht

Astrella 02 - Brudernacht

Titel: Astrella 02 - Brudernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
hatte bereits die von Astrella vor nunmehr gut einer Viertelstunde aufgebrochene Eingangstür erreicht und wartete darauf, dass sie ihm geöffnet wurde. Astrella tat ihm den Gefallen und zog sie auf. Als Snake draußen war, folgte er ihm, zog jedoch die Tür sorgfältig hinter sich zu. Es hätte gerade noch gefehlt, einen zufällig vorbeikommenden Spaziergänger auf die Idee zu bringen, in dem Haus herumzusuchen, nur weil die Tür nicht richtig zu war. Er holte sein Mobiltelefon aus der Tasche. Sobald er Zillmann angerufen hatte, würde er noch einen kurzen Blick in den hinter dem Gartenhaus befindlichen Werkzeugschuppen werfen.
    Astrella wollte sich gerade von der Tür abwenden, als er aus den Augenwinkeln von rechts her eine Bewegung wahrnahm. Bevor er sich jedoch in diese Richtung drehen konnte, ertönte von links ein lauter Ruf: »Hierher, Snake!« Astrella ließ sich davon irritieren, blickte für den Bruchteil einer Sekunde in die Richtung des Rufers, und dann spürte er nur noch einen kräftigen Schlag mit einem harten Gegenstand gegen seinen Hinterkopf. Bevor er ohnmächtig auf den Boden stürzte, hörte er vielstimmiges höhnisches Gelächter aufbranden.
     
    Als er aus seiner Ohnmacht erwachte, wozu ein Eimer voll kalten Wassers nicht unerheblich beitrug, benötigte Astrella einige Zeit, bis er sich zurechtfand. Was er erkannte, behagte ihm überhaupt nicht. An einen Stuhl gefesselt, befand er sich in dem abgedunkelten Wohnzimmer von vorhin. Zudem war er geknebelt, was ihm das Atmen nach der kalten Dusche nicht gerade erleichterte.
    Vor ihm standen vier Typen, von denen er zwei sofort wiedererkannte: Snake und Slim! Die zwei anderen kannte er nicht, würde ihren Anblick jedoch nie vergessen. Beide waren Schränke; schon einem allein über den Weg zu laufen, schien Astrella nicht sonderlich ratsam. Dabei musste der eine Schrank mit einem Gesicht durch die Gegend laufen, das stark an das eines Kleinkindes erinnerte und den Eindruck erweckte, er könne keiner Fliege etwas zuleide tun. In dieser Gefahr schwebte der andere dagegen nicht im Geringsten: Brutalität stach direkt aus seinen Augen, verstärkt durch eine Unzahl von Tätowierungen an seinen Armen.
    Daneben waren noch drei Frauen anwesend. Eine, hübsch, mit kurzen Haaren, stand direkt neben Slim, der seine unvermeidliche Sonnenbrille trug. Die zweite hatte zwar eine gute Figur, jedoch einen dermaßen verschlagenen Gesichtsausdruck, dass Astrella mit ihr nicht einmal dann etwas anfinge, wenn sie aufeinander festgebunden wären. Sie hatte sich in Richtung des Schranks mit dem Kindergesicht orientiert. Die dritte Frau hingegen hatte mit der Bande zweifelsfrei nichts zu tun. Sie saß ihm selbst gegenüber auf einem zweiten Stuhl und war ebenfalls gefesselt und geknebelt. Astrella kannte sie nicht. Nur noch ein zerrissenes Shirt anhabend und mit zahllosen blauen und roten Flecken übersät, wurde ihm klar, was sie bereits hinter sich hatte. Ihre schönen Augen schimmerten tränennass, doch Astrella erkannte trotzdem den entschlossenen, kämpferischen Ausdruck in ihnen.
     
    Micha riss seiner Stiefmutter den Autoschlüssel regelrecht aus den Händen, überhörte ihren empörten Ausruf, stürmte zu dem in der Einfahrt abgestellten Mercedes, öffnete schwungvoll die Tür, ließ sich in den Sitz fallen, steckte den Schlüssel ins Zündschloss, startete hektisch den Motor, legte den Rückwärtsgang ein, setzte zurück, schaltete und gab Vollgas. Der Wagen machte einen Satz nach vorn und mit durchdrehenden Reifen raste er aus dem Blickfeld seiner Stiefmutter, die wie angewurzelt im Hauseingang stand. So hatte sie diesen Micha noch nie erlebt. Kam der doch einfach angestürmt und nahm den Schlüssel mit! Sie war sich nicht sicher, ob sie verärgert sein sollte. Oder war sein ungestümes Verhalten eher ein gutes Zeichen?
     
    Snake stellte den Eimer auf den Boden, mit dem er ihm das Wasser ins Gesicht geschüttet hatte. Prompt drang der Schmerz von seinem Hinterkopf aus direkt in sein Bewusstsein, und obwohl er es nicht wollte, stöhnte Astrella auf.
    »He, Mann! Ich hab’ gedacht, du bist einer von den ganz harten Jungs, und jetzt jaulst du auf wie ein Hund, dem irgendwer auf die Pfoten getreten hat!«
    Astrella erkannte Snakes Stimme, der ihm seine eigene Bemerkung in höhnischem Ton zurückgab. Irgendwie verstand er die Schlange. Was er nicht verstand und was ihn deshalb um so mehr quälte, war: Wieso waren Slim und die anderen hier aufgetaucht? War es Zufall?

Weitere Kostenlose Bücher