Asylon
und
sagen Sie ihm, er soll mir diesen William Curtis bringen, egal, wie. Haben Sie
verstanden?«
»Ja, Sir.«
Der Bildschirm erlosch. Warren
McDunn ließ sich in seinen Schreibtischstuhl zurücksinken. Draußen war es
dunkel. Früher Morgen wahrscheinlich. Eigentlich sollte er zu Hause sein und
neben seiner Frau im Bett liegen oder noch besser bei einer seiner beiden
Geliebten, aber dieser Job ließ einem einfach keine Ruhe. Und nun auch noch
das. Das Hoff-Desaster. Er hatte gewusst, dass ihn die Sache früher oder später
einholen würde. Das Hoff-Desaster war das, was passierte, wenn man eine verantwortungsvolle
Position, die eine gewisse emotionale Festigung erforderte, mit einer Frau
besetzte. Egal. Er hatte den richtigen Mann auf den Job angesetzt. Holmes –
oder Rygor, wie er sich drüben in Asylon nannte – war ein korrupter,
skrupelloser Schweinehund. Genau das, was in dieser Lage gefragt war.
Er zerknüllte ein weiteres Blatt
und warf die Papierkugel in den Korb.
Der Schrei eines Kindes
riss Saïna aus der Betäubung.
Poosah!
Sie spürte die Wärme der Kleinen
direkt neben sich. Wo waren sie? Was war passiert? Sie öffnete die Augen, doch
das grelle Licht ließ sie sie sofort wieder schließen.
Okay. Dann
eben blind. Ich liege auf der Seite. Wind streicht mir über die Haut. Wir sind
draußen. Der Boden unter mir fühlt sich weich an.
Sie tastete um sich.
Sand und
Steinchen.
Irgendetwas stach ihr in den
Finger, und sie zog die Hand zurück.
»Tante Saïna, bitte, mach die
Augen auf!«
Wieder Poosah.
Na gut. Auf ein Neues.
Sie beschirmte die Augen mit der
Hand und öffnete sie vorsichtig. Verschwommen sah sie eine flache Umgebung.
Weit vor ihr war irgendetwas Dunkles. Die Helligkeit verlor allmählich ihren
Stachel. Sie setzte sich vorsichtig auf und blinzelte erneut ins Licht.
Allmählich nahm die Landschaft Gestalt an. Es war ein breiter Streifen aus
staubigem Sand und Steinen, wie sie bereits ertastet hatte. Hell und warm lag
er im Sonnenlicht. Sie wandte den Kopf nach links in Richtung Sonne. Etwa zwanzig
Meter weiter sah sie die Maschen eines Zauns. Dahinter endete ihr Blick an
einer hohen weißen Mauer, die den Horizont versteckte.
»Ist es nicht ein herrliches
Fleckchen?«
Die Stimme ließ sie herumfahren.
Vanderbilt. Er stand einige Mannslängen rechts von ihr hinter einem kleinen
Zaun. Der Zaun war niedrig. Nur ein einfacher Stacheldraht auf etwa einem Fuß
hohen Eisenstäben.
Der Gouverneur grinste kalt. Er
hielt eine Pistole in der Hand, klein und schmal. Nicht wie das klobige Ding,
das sie von Sputano bekommen hatte, bevor …
Herr im
Himmel. Sein Dienstraum. Die ganzen Toten. Er hat auf mich geschossen.
Ungläubig betastete sie ihren
Leib. Aber da war keine Verletzung.
Richtig. Er
hat mich mit einem Betäubungsgeschoss außer Gefecht gesetzt, mit einem – wie
hat er es genannt? – Elektroschockprojektil. Was hat er vor?
»Tante Saïna, ich habe Angst.«
Die hilflose Furcht in Poosahs
Stimme ernüchterte sie und vertrieb die Erregung aus ihren Gedanken. Das war
gut so. Sie brauchte jetzt einen klaren Kopf
»Es ist in Ordnung, Schatz. Ich
stehe jetzt auf. Bleib dicht bei mir, okay?«
Schwankend erhob sie sich. Sofort
klebte Poosah an ihrer Seite, die Hände in Saïnas Monteursoverall gekrallt.
»Ich würde dort stehen bleiben,
wenn ich du wäre, jedenfalls für den Moment«, rief Vanderbilt, an dessen
dunklem Haar eine Windbö zerrte.
Saïna sah sich erneut um. Drei
Schritte hinter ihr war die Erde aufgerissen, und obwohl der Wind bereits Staub
darüber geweht hatte, machte sie ein paar Schritte weiter einen dunklen Fleck
am Boden aus. Irgendeine dunkle Substanz war dort in den sandigen Boden
gesickert. War es … Konnte es sein, dass …
»Ich dachte, die Stelle, wo es
deine Freundin erwischt hat, wäre auch eine angemessene Bühne für euren letzten
Auftritt.«
Saïna betrachtete erneut die
aufgesprengte Erde, den Stacheldraht, den Zaun … Und sie begriff: das
Minenfeld. Ein kalter Eisnebel kroch ihr den Rücken hinunter, umfing ihr Herz
und schnürte ihr die Luft ab. Auf einmal schien es ihr, als wäre der ganze
Boden um sie herum von einem bösartigen Wispern erfüllt. Die Steine schienen
Augen bekommen zu haben.
Ich darf mich
nicht von der Angst übermannen lassen.
»Lass das Mädchen gehen. Sie kann
nichts für all das«, flehte sie.
»Wer hat gesagt, dass ich ihr
oder dir für irgendetwas die Schuld gebe? Du hast es offensichtlich immer noch
nicht
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