Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Asylon

Asylon

Titel: Asylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
Vom Netzwerk:
markierte. Er dankte dem Gott, der die Erinnerung an solche Dinge
irgendwo in seinem Hirn konserviert hatte, und stürmte dem Eingang entgegen.
Mittlerweile hatte er das Gefühl, als hätte sich das Getrappel der Füße hinter
ihm vervielfacht. Ungeduldig schubste er einen Passanten zur Seite, der ihm den
Weg zur Rolltreppe verstellte, die nach unten führte.
    Gerade wollte er die erste Stufe
nehmen, als er einen starken Zug an seinem Rücken spürte.
    Verdammt!, fluchte
er stumm.
    Irgendeiner seiner Verfolger
musste den Weg abgekürzt haben und hatte ihn an seinem Rucksack gepackt. Ohne
sich auch nur umzusehen, rammte Torn seinen Ellbogen nach hinten. Ein Knacken
und ein ersticktes Keuchen signalisierten ihm, dass er getroffen hatte. Mit
einem Sprung nach vorn riss er sich von dem Mann los. Beinahe hätte ihn sein
Schwung auf der Treppe zu Fall gebracht, doch der schwere Körper eines
übergewichtigen Mannes bremste ihn ab. Die grabschenden, fetten Finger des Dicken
abwehrend, drückte er sich an ihm vorbei und hastete weiter die Treppe
hinunter, bis er ihr Ende erreicht hatte.
    Hinter ihm ertönten die lauten
Rufe seiner Verfolger. Ein paar Passanten starrten ihn verängstigt an, als wäre
er ein gefährliches Tier. Schwer atmend orientierte er sich.
    Ein paar Meter vor ihm führte
eine weitere Treppe nach unten zum Bahnsteig. Er stürmte darauf zu, als er sah,
wie an der gegenüberliegenden Seite unter den Menschen hektische Bewegung
entstand. Offenbar kamen auch von dort seine Häscher angerannt. Die Schlinge,
die sich um ihn gelegt hatte, wurde zusehends enger.
    Während er die Treppe zum
Bahnsteig hinunterrannte, riss er sich den Rucksack vom Rücken und begann darin
zu wühlen. Es war an der Zeit, sich einen kleinen Vorteil zu verschaffen.

    Andrew van Bergen vom
Los Angeles Police Department hakte das Intercom an seiner Schulter fest und
überholte den letzten der Anzugsträger, der noch vor ihm gewesen war. Die Typen
waren vom FBI und hatten die ganze Sache erst ausgelöst. Der Kerl, hinter dem sie her waren,
verschwand gerade auf der Rolltreppe zur Metrostation.
    Na warte,
Bürschchen, dich pflück ich mir, sagte sich Andrew van Bergen und
erhöhte sein Tempo sogar noch.
    Er hatte die Polizeischule erst
vor zwei Jahren hinter sich gebracht. In seinem Jahrgang war er der Schnellste
gewesen. Seinen Dienstpartner, mit dem er auf Streife gewesen war, hatte er
längst hinter sich gelassen. Das hier war seine Chance. Jetzt konnte er seinen
Vorgesetzten zeigen, aus welchem Holz er geschnitzt war.
    Nur die Feds, die die
Metrostation von der anderen Seite her stürmten, machten ihm ein wenig Sorgen.
    Kommt mir bloß
nicht in die Quere, Freunde. Der Kerl gehört mir!
    Der Mann musste wirklich
unglaublich wichtig sein bei dem Aufwand, den die Bundespolizei veranstaltete.
    »Polizeieinsatz! Aus dem Weg!«,
brüllte er die Leute auf den Stufen unter sich an. Alle drückten sich an den
Rand, nur eine Frau blieb mitten auf den Stufen stehen und starrte ihn verdutzt
an.
    »Verpiss dich, dumme Kuh!« Van
Bergen schubste sie beiseite und rannte weiter.
    Unten angekommen, sah er, dass
von der anderen Seite her weitere Verfolger nahten. Aber den Flüchtenden konnte
er nirgends sehen. Er entschied sich innerhalb eines Wimpernschlags, lief zu
den Treppen, die zum Bahnsteig führten, und rannte die Stufen hinab.
    Auf dem Bahnsteig stellte er
zufrieden fest, dass er von allen Einsatzkräften dem Verdächtigen am nächsten
war. Der Mann befand sich keine dreißig Meter entfernt neben einer der dicken
Säulen, die weit empor bis zum Dach des Zwischengeschosses ragten, und beugte
sich über die eigenen Füße.
    Was macht der
Kerl da? Bindet er sich die Schuhe? Egal, ich hab
dich!
    Im Laufen zog van Bergen seinen
Taser X-52 aus der Beintasche und überprüfte kurz den Ladezustand. Drei Meter
vor dem Mann, perfekte Schussdistanz, blieb er stehen und rief ihn an, wie man
es ihm auf der Polizeischule beigebracht hatte.
    »Ich bin Police Officer van
Bergen, Sir. Knien Sie sich hin und legen Sie die Hände auf den Kopf.«
    Dies wird eine
Festnahme wie aus dem Bilderbuch, dachte er sich.
    Zu seiner Verblüffung passierte
nichts. Der Angesprochene drehte sich nicht mal zu ihm um. Stattdessen
richtete er sich auf und fummelte an irgendetwas herum.
    »Sir, falls das eine Waffe ist,
legen Sie sie sofort auf dem Boden ab, oder ich verpasse Ihnen fünfzigtausend
Volt!«
    Der Mann machte keinerlei
Anstalten, van Bergens Anweisung zu befolgen.
    Na

Weitere Kostenlose Bücher