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Asylon

Asylon

Titel: Asylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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Besonderes!
    Irgendwann, schwor sich Rygor, polier ich dir deine aufgeblasene
Upperclassfresse!
    Er sah auf dem Display, wie sich
McDunn die Stirn abtupfte. Offenbar war sein kleiner Anfall vorüber, denn als
er weitersprach, hatte seine Stimme ihr näselndes Normalniveau. »Darf ich also
erfahren, was ein Leveller jenseits der Mauern von Asylon treibt? Nicht genug,
dass die Flüchtlingszahlen in letzter Zeit wieder ansteigen, jetzt haut auch
noch die Elite des Abschaums ab. Täusche ich mich, oder bezahle ich dich dafür,
solche Dinge zu verhindern?«
    Rygor beschloss, dass es besser
war, die Vorwürfe zu ignorieren und stattdessen gleich zum Kern der Sache zu
kommen. »Hast du einen Namen?«
    »Selbstverständlich habe ich
einen Namen. Ein paar meiner Leute machen nämlich tatsächlich noch ihren Job.
Eine Kamera hat ihn aufgezeichnet, als er die Stadtgrenze überschritten hat,
und anhand der Biometrie konnten wir ihn identifizieren. Einer meiner Männer
hat sofort versucht, dich deswegen zu erreichen, allerdings ohne Erfolg. Und
jetzt taucht der Typ mitten in der Stadt auf und zieht eine Show ab, dass die
Story bereits die ersten Seiten aller Käseblätter von Seattle bis Cancún
füllt.«
    »Sorry, bin gerade erst wieder in
der Stadt.«
    Das war eine glatte Lüge. In
Wirklichkeit hatte er sich eine kleine Auszeit gegönnt. Nun wünschte er sich,
wenigstens sein Handy mitgenommen zu haben. Nun ja, hinterher war man immer
schlauer.
    »Erspar mir deine Ausflüchte!«
McDunn hob eine Akte vor sein Gesicht und begann daraus vorzulesen. »William Curtis.
Verurteilung wegen versuchter Gefangenenbefreiung. Überwiesen nach Asylon …«
Er ließ die Akte sinken.
    Rygor lief der zweite Schauer
innerhalb von wenigen Minuten über den Rücken.
    Torn.
    Irgendwie hatte er es geahnt.
    Dummerweise hatte McDunn seinen
Gesichtsausdruck wohl bemerkt, denn er rückte wieder näher an die Kamera. Seine
Stimme war ganz leise, und sein Blick schien sich durch den Bildschirm zu
bohren. »Könnte es sein, dass Mr. Curtis’ Flucht irgendwie durch dich
provoziert wurde?«
    Rygor biss sich auf die Lippen.
McDunn mochte ein verzogenes Ivy-League-Bürschchen sein, aber er hatte einen
untrüglichen Riecher dafür, wenn er belogen wurde. Am besten war, wenn man es
gar nicht erst versuchte. »Sein Kind hatte wirklich optimale Werte. Irgendwie
ist seine Frau hinter die ganze Sache gekommen. Da mussten wir sie leider
verschwinden lassen.«
    McDunn schloss die Augen, massierte
sich die Nasenwurzel und schüttelte langsam den Kopf. Schließlich sagte er, von
einem theatralischen Seufzer eingeleitet: »Jetzt hör mir mal genau zu, du
Superhirn. Ich habe mir das alles lange genug angeschaut: die Säuglinge und wie
du deine Tarnung gefährdet hast, um dieser Häftlingspolizei beizutreten. Und
die Krönung von allem: Du lässt zu, dass ein Irrer quasi unser gesamtes
Binnenpersonal dort auslöscht und die Stelle des Verwaltungschefs einnimmt.«
    »Aber … Du wusstest davon«,
protestierte Rygor. »Du hast es sogar gebilligt. Der Typ hat zehnfach mehr
Fluchten verhindert als die lahmen Sesselfurzer, die du dort hingeschickt hast.
Und was die Kinder angeht, möchte ich dir ins Gedächtnis rufen, dass du – wenn
mich mein Gedächtnis nicht trügt – ganz ordentlich an dem Handel mitverdienst.
Wenn dir das alles nicht mehr passt, dann feuere mich doch!«
    Für eine Sekunde gefror McDunns
Gesicht.
    Schön, dachte
Rygor. Wurde Zeit, dass dir mal einer die Meinung geigt. Ich
bin keiner von diesen Speichelleckern aus deinem Stab.
    Dann verzog sich der Mund des
Vorstandsvorsitzenden von SecuCorp zu einem schmallippigen Lächeln. »Dich feuern?
Und dann mit dieser Scheiße allein dasitzen. Nein, das könnte dir so passen.
Ich will dir mal was erklären, alter Freund .« Genüsslich
betonte er das Wort »Freund«. »Die dauernden Fluchten haben die Regierung auf
den Plan gerufen. Sie haben mich freundlich, aber bestimmt darauf hingewiesen,
dass sie mittlerweile ernsthaft in Erwägung ziehen, die Leitung von Asylon im
nächsten Jahr öffentlich auszuschreiben. Weltweit kann sich dann jeder Idiot
mit einer Justizvollzugslizenz dafür bewerben. Stell dir nur mal vor, die
ziehen das durch, wir verlieren die Ausschreibung, und der ganze Laden fällt in
fremde Hände. Kannst du dir auch nur annähernd ausmalen, wie unsere lieben
Herren Abgeordneten reagieren, wenn sie herausfinden, was wir dort in den
vergangenen Jahren abgezogen haben?«
    Ja, das konnte Rygor, und

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