Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Asylon

Asylon

Titel: Asylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
Vom Netzwerk:
einer dieser Kerle
überfallen und gewürgt, bis er die Besinnung verloren hatte. Grund genug, nicht
gleich mit der Wahrheit rauszurücken.
    »Wer seid ihr?«, fragte er
zurück.
    Wieder tauschten sie einen Blick.
    »Nenn mich einfach Jack«,
antwortete der Vordere. »Nicht mein richtiger Name, zugegeben, aber wie gesagt,
wir müssen vorsichtig sein.« Er rutschte zur Seite und setzte sich direkt neben
Torn. Sein Atem roch nach kaltem Rauch und Minze. Unablässig bearbeiteten seine
Kiefer ein Kaugummi. »Hör zu, wir wissen von Asylon. Wir wissen, was SecuCorp
dort veranstaltet, das Voiding und so. Wir sind eine Gruppe von Leuten, die es
voll Scheiße finden, was SecuCorp mit euch macht. Die Regierung hat die
Kontrolle über die Sache verloren und komplett aufgegeben. Ich selbst hab ’nen
Bruder, der nach Asylon überführt wurde. Das ist jetzt fünf Jahre her. Sie warfen
ihm vor, er hätte seinen Boss umgebracht und wär mit der Kasse abgehauen. Aber
ich weiß dass das eine Lüge ist. Sein Boss ist verschwunden, aber es gab keine
Leiche, nur ein paar fabrizierte Indizien. Man hat ihn reingelegt. Also …« Er
lehnte sich wieder zurück. »Wir wollen dir und den anderen helfen, die Sache an
die Öffentlichkeit zu bringen, wenn du verstehst.«
    Er reichte Torn die Linke.
Zögerlich griff Torn mit seiner ungefesselten Hand danach und schüttelte sie.
Tatsächlich verstand er kaum die Hälfte von dem, was der andere erzählt hatte,
aber irgendetwas an diesem Mann flößte ihm Vertrauen ein. Der zweite Kerl, der
mit der Maske, bedachte ihn allerdings mit nicht eben freundlichen Blicken.
    »Okay, ich bin aus der Stadt, die
ihr Asylon nennt«, sagte Torn.
    »Wie bist du hierhergekommen?«,
wollte Jack wissen.
    »Nachdem ich die Grenze hinter
mich gebracht habe, bin ich drei Tage westwärts durch die Steppe gewandert, bis
ich die Stadt erreichte.« Torn fand, dass es besser war, den Teil mit Beck und
seinen Männer erst einmal auszusparen. Stattdessen erzählte er, wie auf einmal
ein Haufen Agenten und die Polizei hinter ihm her gewesen war.
    »Wissen wir schon«, sagte Jack.
»Wir haben den Polizeifunk abgehört. Als du in der Nähe vom Library Tower von
der Bildfläche verschwunden bist, haben wir uns gleich zusammengereimt, wohin
du dich abgesetzt hast. Keine Kameras dort oben. Wir haben gewartet, bis die
Bullen aus der Gegend verschwunden waren, dann sind wir rauf zu dir.
Entschuldige die unsanfte Behandlung, aber solang wir nicht genau wussten, mit
wem wir es zu tun haben …« Er zuckte mit den Schultern.
    »Zeig uns das Zeichen!«, brummte
der Mann mit der Maske, der bisher geschwiegen hatte. Es klang unwirsch.
    Verwirrt sah Torn ihn an.
»Welches Zeichen?«
    »Das Ding, das dich
hierhergebracht hat«, erklärte Jack und griff in seine Hosentasche. Er zog
etwas heraus und hielt es Torn auf der Handfläche hin. Ein kleiner, runder
Gegenstand, blaues Glas mit einem weißen Inneren und einem schwarzen Fleck in
der Mitte. Ein Nazar. Nur, dass dieses ganz stumpf aussah. Zwei tiefe Sprünge
zogen sich durch das Glas.
    »Woher habt ihr das?«, fragte er
erstaunt.
    »Von einem anderen Flüchtling«,
antwortete Jack.
    »Warum sieht es so mitgenommen
aus?«
    Jack seufzte. »Der Typ ist bei
einer Verfolgungsjagd mit der Polizei umgekommen. Dies Ding lag in den Trümmern
des verkohlten Wagens, den er geklaut hatte. Ein Insider von SecuCorp – das ist
die Firma, die Asylon betreibt – hat uns verraten, dass es deren Mitarbeitern
dazu dient, die Sicherungsanlagen an der Außengrenze außer Kraft zu setzen, um
sich frei zwischen Asylon und dieser Welt bewegen zu können. Leider ist dies
hier so beschädigt, dass unsere Techniker die Elektronik nicht entschlüsseln
können. Wenn du im Besitz eines weiteren Exemplars wärst, könnten wir ein paar
unserer Leute in die Stadt schleusen. Wir könnten die ganze Sache auffliegen
lassen. Außerdem würde es meinem misstrauischen Freund hier«, er wies auf den
Maskierten, »beweisen, dass du die Wahrheit sprichst.«
    »Du meinst«, fragte Torn
zweifelnd, »ihr habt bis jetzt nur dieses hier?«
    Jack nickte.
    »Aber gab es denn nicht noch
andere Flüchtlinge?«
    »Keine, die überlebt haben«,
brummte der Maskierte.
    Torn schüttelte ungläubig den
Kopf.
    »Und? Wo ist das Ding?«, fragte
der Maskierte.
    Torn deutete stumm auf seine
Handschellen. Jack grinste, zog einen Schlüssel hervor und befreite ihn. Torn
entging nicht, dass der Maskierte die Mündung seiner Pistole auf ihn

Weitere Kostenlose Bücher