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Asylon

Asylon

Titel: Asylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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begann, seinen Overall
abzustreifen. Saïna, die wenig Lust verspürte, sich seinen verwitterten Körper
anzusehen, drehte ihm schnell den Rücken zu.
    »Warum so schüchtern, Baby?«,
erklang es hinter ihr.
    Saïna seufzte still in sich
hinein. Deake war ein widerlicher alter Spanner, aber es war besser, sich einigermaßen
gut mit ihm zu stellen, denn er war bekannt dafür, dass er Leute hinter deren
Rücken bei den Schwestern anschwärzte. Außerdem war er als Schichtleiter formal
gesehen ihr Vorgesetzter und konnte ihr das Leben recht unbequem machen, wenn
er wollte. Immerhin, er schuldete ihr etwas, seit sie ihn gedeckt hatte, als er
einmal stockbesoffen zum Dienst erschienen war und bei Installationsarbeiten
das halbe Lager unter Wasser gesetzt hatte.
    Ihr kam eine Idee. »Sag mal,
Deake. Gestern ist hier eine Leiche angekommen. Eine junge Frau. Von Minen zerfetzt.
Sagt dir das was?«
    »Klar. War ’n ziemlicher Aufruhr
bei der Einlieferung. Wurde von diesem Bullen eingeliefert. Raygar oder so
ähnlich. Du weißt schon, der Busenfreund von unserem heiß geliebten Boss.«
    »Ja, ich glaube, den hab ich
gestern auch kennengelernt. Passen super zusammen. Aber … Angeblich wurde die
Leiche sofort eingeäschert. Weißt du irgendwas darüber?«
    »Hmm, kann schon sein.«
    »Na los, lass dir nicht die
Würmer aus der Nase ziehen.«
    »Was krieg ich denn dafür?«
    Saïna drehte sich um. Deake stand
splitterfasernackt vor ihr. Offenbar hatte er nur auf diesen Moment gewartet.
Saïna seufzte und wandte den Blick ab.
    »Wie ich schon sagte, Deake, du
bist ein perverser alter Furz. Und jetzt hast du deinen Spaß gehabt. Also rück
raus mit der Sprache. Und zieh dir endlich was an, bevor ich dich bei der
Oberschwester verpfeife.«
    »Na schön.« Am Rascheln seiner
Kleidung konnte sie hören, dass er ihrer Aufforderung tatsächlich nachkam.
    »Und?«, hakte sie nach und wagte
wieder hinzusehen.
    »Tja, das war ’ne komische
Geschichte. Die wollten das arme Ding kaum zwei Stunden nach der Einlieferung
schon in Rauch aufgehen lassen. Ich weiß das, weil die mich ins Krematorium
gerufen haben. Es gab da nämlich ein Problem.« Er hob verschwörerisch die
Augenbrauen.
    Saïna klappte ihren Spind zu und
lehnte sich mit der Schulter dagegen. »Aha, und was für’n Problem, wenn ich
fragen darf?«
    »Denen ist mal wieder der Koks
ausgegangen. Also, ich rede jetzt wohlgemerkt von Brennstoff. Parker, das dumme
Arschloch, hat nämlich vergessen, die Bestellung rauszugeben.«
    Parker war der Verwaltungschef
des Krankenhauses. Saïna hatte ihn noch nicht ein einziges Mal ohne Fahne
erlebt. Seine alkoholbedingten Ausfälle waren legendär. Einmal hatte er sich im
Rausch in einen OP -Raum gelegt, in dem ein chirurgischer Eingriff
bevorstand. Die Ärzte hatten ihn für den Patienten gehalten, und Parker hatte
seit dieser Zeit keinen Blinddarm mehr, wie ausgerechnet er selbst bei jeder
sich bietenden Gelegenheit gern kolportierte. Wunderbarerweise war noch nie
jemand der naheliegende Gedanke gekommen, ihn zu feuern.
    »Und was ist dann passiert?«,
fragte sie.
    »Dieser Kumpel von Grosse hat
sich fürchterlich aufgeregt und mit der Pistole rumgefuchtelt. Am Ende haben
sie die Leiche abtransportiert.«
    »Und wohin?«, fragte Saïna
atemlos.
    Deake schniefte, zog eine
selbstgedrehte Zigarette aus der Hemdtasche und steckte sie sich an. Genüsslich
blies er den Rauch aus, der helle Schwaden in das Schlaglicht der Deckenleuchte
malte. Saïna erkannte deutlich den Geruch von Marihuana. »Weiß nicht«, meinte
er schließlich. »Zur Polizei, denke ich. Die ham dort wohl ihre eigene
Pathologie.« Er sog wiederum an seinem Stick.
    Saïna überlegte. »Haben die dort
auch ein Krematorium?«
    »Hmm. Würde mich wundern. Ich
glaub, deren Tote kommen meist auch zu uns.«
    »Was machen die dann wohl mit der
Leiche?«
    »Keine Ahnung. Ab in die
Kühlkammer bis auf Weiteres, schätz ich. Warum interessiert’n dich das so?«,
fragte er dann ganz unverblümt.
    Saïna überschlug kurz, welches
Risiko die Wahrheit in dieser Sache für sie bergen mochte, aber ihr fiel keines
ein. »Die Tote … Sie war meine beste Freundin.«, sagte sie schließlich, bemüht,
nicht weinerlich zu klingen.
    »Tja, dann brauchst du jetzt wohl
’ne neue, Püppchen«, entgegnete Deake ungerührt. »Nichts für ungut, aber ich
muss jetzt los, ’n paar Weiber aufreißen.«
    »Tu dir keinen Zwang an.«
    Er zog seine Schiebermütze über
die buschigen grauen Haare und drängte

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