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Asylon

Asylon

Titel: Asylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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Überresten erzählt hatte.
    Scooter nickte interessiert. »Das
hört sich spannend an. Aber darf ich fragen, was Sie sich davon erhoffen, den
Körper noch einmal zu sehen?«
    Saïna zuckte hilflos mit den
Schultern. In der Tat wusste sie das selber nicht. Was war schon von einem toten
Körper zu erwarten? Sie war ja keine Gerichtsmedizinerin oder etwas in der
Art. Doch irgendwie erhoffte sie sich eben doch irgendeinen Hinweis darauf,
warum Lynn gestorben war.
    »Hören Sie, ich weiß wirklich
nicht, wie und vor allem ob ich Ihnen helfen sollte«, erklärte Scooter. »Die Leiche
gehört jetzt Rygor. Sie wissen schon, der Kerl aus der Pathologie. Das ist ’n
übler Typ. Wenn der erfährt, dass Sie sich irgendwie in die Sache eingemischt
haben, dreht er Ihnen und mir den Hals um. Mein Chef hat mir bereits die Hölle
heiß gemacht, als ich vorgeschlagen hab, der Sache weiter nachzugehen.«
    Saïna suchte verzweifelt nach
irgendeinem Argument. Dann fiel ihr ein, was Poosah ihr erzählt hatte. »Ich
suche Beweise, dass sie einer Organisation namens Ordo Lucis zum Opfer gefallen
ist.«
    »Ordo Lucis?« Scooter ergriff
ihren Arm mit der Intensität eines Schraubstocks. Sein Gesicht sah auf einmal
gar nicht mehr freundlich und jungenhaft aus. »Wie, zum Teufel, kommen Sie
darauf?«
    »Lassen Sie meinen Arm los, Sie
tun mir weh.«, beschwerte sich Saïna.
    »Oh, Verzeihung. Das wollte ich
nicht.« Sofort gehorchte Scooter. Er sah ehrlich zerknirscht aus.
    Saïna rieb sich die Stelle, wo
sein Griff bestimmt einen blauen Flecken hinterlassen würde. Sie wollte sich
schon beschweren, doch Scooter kam ihr zuvor, indem er seine Frage wiederholte.
»Also wie kommen Sie darauf, dass der Ordo Lucis etwas mit dem Tod Ihrer
Freundin zu tun haben könnte?«
    »Der Sohn einer Freundin von Lynn
und mir hat erzählt, dass er dabei war, als Lynn von einem dieser Verrückten
angesprochen wurde. Das war in der Bar, wo sie gestrippt … wo sie gearbeitet
hat.« Irgendwie hatte sie sich immer für Lynn geschämt.
    Scooter hingegen schien dieser
Information keinerlei Bedeutung beizumessen, sondern fragte stirnrunzelnd: »Was
für ein Verrückter?«
    »Na, Sie wissen schon. Einer von
diesen Kerlen, die behaupten, es gäbe irgendwo dort draußen hinter der Grenze
ein Paradies und Sie wüssten den Weg dorthin. Lynn war schon seit längerer Zeit
wie besessen von diesem Quatsch. Ich denke, sie hat sich vielleicht mit diesem
Typen aus der Bar getroffen.«
    »Aber«, warf Scooter ein »warum
ist sie jetzt tot?«
    Saïna fragte sich, ob der Kerl
vielleicht ein wenig begriffsstutzig war. »Na, ist doch klar. Er hat sich in ihr
Vertrauen eingeschlichen, und dann hat er sie gekillt.«
    »Warum sollte er das tun?«
    »Keine Ahnung!«, entgegnete Saïna
ärgerlich über seinen Mangel an Enthusiasmus für ihre Theorie. »Ich meine, vielleicht
hat sie ihn bezahlt, und statt ihr zu beichten, dass es dieses Paradies gar
nicht gibt, tötet er sie und behält das Geld.«
    »Hm.« Scooter wirkte immer noch
alles andere als überzeugt. »Hatte Ihre Freundin viel Geld?«
    Saïna spürte, wie der Ärger in
ihr unaufhaltsam anschwoll. Warum wollte der Kerl das Offensichtliche nicht
erkennen? »Hören Sie, Mister. Wollen Sie mir nun helfen oder nicht? Ich
jedenfalls würde mir Lynns Leiche gern noch einmal ansehen.«
    Scooter betrachtete sie einen
Moment lang mit prüfendem Blick, als versuchte er in ihren Augen zu lesen, wie
ernst es ihr wirklich war. Dann sprang er abrupt auf und verbeugte sich mit
theatralischem Eifer.
    »Ihr Wunsch ist mir Befehl,
Ma’am. Folgen Sie mir bitte.«

    In der Dunkelheit
fuhren seine Finger liebevoll über die Brust, deren Elastizität bereits nachließ.
Eine verkrustete Wunde spaltete die erschlaffende Haut wie ein tiefer Graben.
Wahrscheinlich hatte ihn ein Schrapnell hinterlassen, als die Explosion den
Körper zerriss. Er erinnerte sich noch genau an ihren Gesichtsausdruck.
    Ein Ächzen …
    … riss ihn aus seinen
Tagträumereien. War das Geräusch im Gang aufgeklungen? Er lauschte angestrengt
in die Dunkelheit. Und wenn schon, sagte er sich schließlich. Das Kellergewölbe
des Polizeigebäudes war voller Geräusche; Ratten und das sporadische Knirschen
der Fundamente, die trotz nachträglicher Verstärkung das Gewicht der immer
höher wuchernden Stadt über dem Gebäude kaum mehr zu tragen vermochten.
Irgendwann würde dieser verdammte Moloch zusammenbrechen und sie alle unter
sich begraben, das war für ihn so sicher wie das Amen

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