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Asylon

Asylon

Titel: Asylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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doch
Pailey unterbrach seinen kleinen Heiterkeitsanfall. »Gib mir deine Knarre!«
    »Warum?«, rief Bulk entrüstet.
    »Warum? Weil ich es so sage, du
hirnloses Riesenbaby!«
    Verwünschungen murmelnd zog Bulk
seine Pistole aus der Jacke und reichte sie Pailey. Scooter hatte es schon häufiger
registriert: Sobald Rygor nicht dabei war, gab es zwischen den beiden eine
klare Hierarchie, was eindeutig in Bulks mangelnden kognitiven Fähigkeiten
begründet lag. Zwar waren auch Paileys Geistesgaben eher schwindsüchtig, aber
Bulk hatte – jedenfalls nach Scooters Meinung – den Intelligenzquotienten einer
Bettpfanne.
    »So, hier ist der Schlüssel. Mach
ihn los.«
    Bulk fing an, an Scooters
Handschellen zu nesteln, nicht ohne seine unverständliche Grunztirade fortzusetzen.
Mit seinen ungeschickten Wurstfingern brauchte er eine Ewigkeit, den Ring, der
um den Überschlagbügel gelegen hatte, aufzuschließen.
    »Lass die andere Handschelle dran
und schaff ihn auf die Straße!«
    Unsanft zog Bulk Scooter an der
Kette von der Hinterbank, während Pailey bereits vor dem Offroader stand und
ihn mit der Pistole bedrohte. Immer noch suchte Scooter fieberhaft nach einer
Fluchtmöglichkeit.
    Für einen Moment trat Bulk in die
Schusslinie seines Kumpans. Scooters Blick fiel auf den Rand der Brücke, doch
selbst, wenn er sich hätte losreißen können und Pailey ihn nicht wie einen Hund
abgeknallt hätte, dort ging es gut zehn Meter abwärts. Es wäre ein Sprung in
den Tod gewesen. Dann war die Gelegenheit schon wieder vorbei, und Pailey
zerrte ihn auf die Veranda. Dort hielt der mächtige Kerl schnaufend inne, als
habe ihn eine plötzliche Erleuchtung ereilt. »Was machen wir jetzt mit ihm?«
    Pailey lächelte. »Wir machen
endgültig Schluss mit ihm. So hat es der Boss befohlen.«
    Da. Scooter hatte es gewusst.
Nicht, dass das irgendwas besser machte, aber wenigstens war’s keine böse
Überraschung mehr.
    Aber Bulks Informationsbedürfnis
war noch nicht gestillt.
    »Und wie?«, fragte er, während
seine Augen Scooter mit boshafter Neugier musterten.
    »Hm. Weiß nicht.« Pailey zuckte
mit den Schultern. »Hast du ’ne Idee?«, fügte er dann mit konziliantem Augenaufschlag
hinzu.
    Bulks Miene verfinsterte sich. Nach
Scooters bisheriger Beobachtung bei dem Typen eine unvermeidliche Begleiterscheinung
profundesten Grübelns. Gerade als Pailey kurz davorstand, die Geduld zu
verlieren, hellte sich das Gesicht seines Kumpanen auf.
    »Wir erschießen ihn«, sagte er in
einem Tonfall, als wäre er Archimedes bei der Entdeckung des Auftriebs.
    »Geht nich’«, widersprach Pailey
trocken. »Der Chef will, dass es wie ein Unfall aussieht. Soll ja keinen Krieg
mit den Levellern geben. Noch nicht.«
    »Dann zwingen wir ihn, sich
selbst zu erschießen«, blubberte Bulk, der offensichtlich geradezu eine Ideensträhne
hatte.
    Pailey grinste. »Ich glaub, ich
hab ’ne bessere Idee. Sieh dich mal um. Erinnert die Umgebung nicht an was?«
    Bulk ließ seinen Blick
angestrengt über die Oberfläche der Brücke wandern, über die die heiße Luft
flimmerte, so als könnte ihm der Asphalt die Antwort auf Paileys Frage geben.
Doch nach gefühlten fünf Minuten verkniffenen Starrens erschlaffte sein fettes,
vernarbtes Gesicht, und er zog die Schultern hoch.
    Pailey war sichtlich enttäuscht.
»Weißt du nicht mehr? Die Hexenverbrennung auf Spaghetti-Junction.«
    Mein Gott, schoss es Scooter durch den Kopf. Sie waren da. Sie sind uns
gefolgt und haben alles beobachtet. Dann waren sie
es, die …
    Seine Gedankenkette brach ab,
denn er sah, wie Pailey einen Kanister aus dem Heck des Offroaders holte. Das
also war Paileys Idee von seinem Ende. Ihm kam der Feuerdämon in den Sinn, der
ihnen an jenem Morgen vor den Wagen gelaufen war und der sich als brennender
Mensch entpuppt hatte, und er musste schlucken. Pailey, der sein Mienenspiel
beobachtet hatte, blinzelte ihm bösartig grinsend zu. Bulk kicherte vergnügt
wie ein großes Kind.
    »Los, bring ihn in seine
Bruchbude!«, raunzte Pailey ihn an.
    Bulk setzte sich in Bewegung und
zog Scooter mit sich. Im Wohncontainer herrschte schummriges Zwielicht. Scooter
hatte die Fenster verhängt, um die Sommerhitze draußen zu halten. Alles war auf
kleinstem Raum gedrängt. Der hintere Teil des Containers diente als Küche, vom
Rest durch eine kleine Theke getrennt. Auf halber Höhe der langen Rückseite
befand sich ein kleiner abgeteilter Raum, in den Scooter nicht nur ein Klo,
sondern auch eine kleine

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